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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens
Autoren: Christian Jacq
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warst ausgefuchst genug, dich und deine Beute in Sicherheit zu bringen.«
    »Ich sage die Wahrheit! Man hat mich entführt, ich…«
    »Das reicht jetzt, Bürschchen, so dumm bin ich nicht. Mich führst du so schnell nicht an der Nase herum. Und versuche ja nicht, Widerstand zu leisten.«
    Auf ein Zeichen ihres Kapitäns hin, ergriffen zwei Matrosen Iker, fesselten ihm die Hände hinter dem Rücken und banden ihn an die Reling.
     
     
    Im Hafen wimmelte es nur so von Booten aller Art. Geschickt manövrierte der Kapitän sein Schiff und legte sacht an. Noch immer konnte Iker kaum glauben, dass er gerettet war. Sein weiteres Schicksal machte allerdings keinen besonders vielversprechenden Eindruck.
    Der Kapitän kam zu ihm. »An deiner Stelle würde ich mich jetzt unauffällig verhalten, Bürschchen, ganz unauffällig. Ein Schiffbrüchiger, ein Dieb, vielleicht auch ein Mörder… Da kommt einiges zusammen für einen einzelnen Banditen, oder?«
    »Ich bin unschuldig. Ich bin doch das Opfer!«
    »Ja, ja, hör doch auf mit dieser Geschichte. Die Tatsachen sprechen gegen dich, und der Richter wird sich schnell eine Meinung bilden. Bilde dir bloß nicht ein, du könntest einen von denen hinters Licht führen – dann bekommst du die Todesstrafe.«
    »Aber ich habe doch gar nichts getan!«
    »Mir kannst du das nicht weismachen, Bursche. Ich mache dir jetzt einen Vorschlag, du kannst ihn annehmen oder ablehnen: Entweder behalte ich die Kisten und wir sind uns nie begegnet, oder ich bringe dich zu den Ordnungshütern und meine gesamte Besatzung sagt gegen dich aus. Entscheide dich, aber ein bisschen plötzlich!«
    Entscheiden… Das sollte wohl ein Witz sein!
    »Ihr könnt die Kisten behalten.«
    »Sehr gut, mein Freund, ich sehe, du bist vernünftig! Du verlierst zwar deine Beute, aber du rettest deine Haut. Wenn du das nächste Mal so eine Geschichte anfängst, stell dich etwas schlauer an. Und vor allem vergiss nicht: Wir sind uns nie begegnet.«
    Der Kapitän verband Iker die Augen. Zwei Matrosen befreiten seine Füße, ließen ihn aber an den Händen gefesselt und brachten ihn von Bord. Und dann musste er schnell gehen – lange, sehr lange.
    »Wo bringt ihr mich hin?«
    »Halt den Mund, sonst bringen wir dich zum Schweigen.«
    Iker war schweißgebadet und hatte immer mehr Mühe, mit ihrem Tempo mitzuhalten. Er hatte das Gefühl, seine Peiniger brachten ihn aus der Hafengegend weg, um ihn dann in irgendeiner einsamen Gegend verschwinden zu lassen.
    »Gebt mir etwas zu trinken, ich flehe euch an!«, bettelte er.
    Er bekam nicht einmal eine Antwort.
    Iker hätte niemals gedacht, dass er so viel aushalten würde. Eine innere Kraft zwang ihn irgendwie dazu, sich gegen die Erschöpfung zu wehren.
    Plötzlich bekam er einen heftigen Stoß in den Rücken und stürzte einen Abhang hinunter, Dornen zerfetzten ihm die Haut.
    Schließlich landete Iker auf weichem Sandboden. Völlig entkräftet und dem Verdursten nahe, blieb er dort liegen und konnte eigentlich nur noch sterben.

 
5
     
     
     
    Irgendjemand knabberte und zog an seinen Haaren. Iker kam zu sich und fuhr hoch.
    Erschrocken ging die Ziege ein paar Schritte rückwärts.
    »Jetzt hast du sie um ihr Futter gebracht«, schimpfte ein brummiger Schäfer. »Dabei ist sie so ein schönes Tier! Du hättest ruhig warten können, bis sie satt ist.«
    »Bitte bind mich los und gib mir etwas zu trinken!«, flehte Iker.
    »Zu trinken könnte ich dir schon was geben, aber dich losbinden…? Wo kommst du denn her? Ich hab dich hier in der Gegend noch nie gesehen.«
    »Ich wurde von Piraten entführt.«
    »Von Piraten? Hier – mitten in der Wüste?«
    »Zuerst war ich auf ihrem Schiff, dann haben sie mich gezwungen, einen langen Fußmarsch zu machen.«
    Der Schäfer kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Da hab ich aber schon glaubwürdigere Geschichten gehört! Ich denke eher, du bist ein entflohener Sträfling«, meinte er dann.
    Iker war am Ende seiner Kräfte und fing an zu schluchzen.
    Glaubte ihm denn kein Mensch mehr?
    »Hör zu«, beruhigte ihn der Schäfer. »Du schaust nicht besonders gefährlich aus. Aber nachdem sich hier so viele Räuber rumtreiben, bin ich lieber vorsichtig. Da, trink einen Schluck.«
    Das Wasser war abgestanden, aber Iker trank es gierig.
    »Langsam, langsam! Später kriegst du mehr. Jetzt bring ich dich erst mal zu unserem Dorfvorsteher. Der soll entscheiden, was mit dir passiert.«
    Und Iker trottete brav hinter der Ziegenherde her. Wenn er versucht
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