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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens
Autoren: Christian Jacq
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Iker, dass er um den Bauch herum noch immer an einen Rest vom Mast gefesselt war. Mühsam machte er sich los und stand langsam auf – ohne sich darüber im Klaren zu sein, ob er eigentlich tot oder lebendig war.
    Draußen auf dem Meer verstreut, trieben die Überreste von Gefährte des Windes. Die riesige Welle hatte den Mast samt Iker mitgerissen, um ihn ans Ufer dieser sonnigen, üppig bewachsenen Insel zu werfen.
    Iker hatte lediglich ein paar Schrammen und Prellungen.
    Mit unsicheren Schritten ging er einmal rund um die Insel. Vielleicht hatten einige der Seeleute genauso viel Glück gehabt wie er. Für alle Fälle richtete er sich darauf ein, sich verteidigen zu müssen!
    Aber der Strand war menschenleer. Das Schiff war mit Mann und Maus von dem wütenden Meer verschlungen worden. Und Iker war der einzige Überlebende – er, der eigentlich dem gefräßigen Meer als Opfergabe versprochen war.
    Er hatte schrecklichen Hunger und wagte sich zögernd ins Innere der Insel. Dort entdeckte er Dattelpalmen, Feigenbäume, Weinstöcke und sogar einen Garten, in dem Gurken am Rand einer kristallklaren Quelle wuchsen.
    Iker ließ sich die Früchte schmecken, ehe er auf den Gedanken kam, dass er nicht der einzige Bewohner dieses mitten im Meer verlorenen Fleckchens Land sein konnte.
    Aber warum versteckten sich der oder die anderen, und wie würden sie wohl auf einen Eindringling reagieren?
    Voller Angst machte sich Iker auf die Suche. Aber da war niemand. Und er fand auch keine einzige Spur von einem Inselbewohner. Er hatte nur sich selbst zur Gesellschaft.
    Erschöpft von all den Aufregungen, schlief er bald im Schatten einer Sykomore ein.
     
     
    Kaum war er wieder wach, erkundete Iker sein neues Reich ein zweites Mal, wobei er aber zu keinem anderen Ergebnis kam.
    Er stellte jedoch fest, dass viele große Fische ganz nah ans Ufer schwammen und so eine leichte Beute waren. Aus einem Ast und einem Stück Schnur machte sich der Junge eine Angel und befestigte einen Wurm als Köder. Er hatte seinen provisorischen Angelhaken gerade erst ins Wasser getaucht, als auch schon ein Barsch anbiss.
    An diesem Strand würde man als Schiffbrüchiger nicht so schnell verhungern.
    Jetzt musste er nur noch irgendwie Feuer machen – und zwar ohne den Feuerbohrer, den man in Ägypten dafür verwendete. Aber Iker hatte Glück und fand ein Stück weiches und ein anderes, längliches und spitzes Stück Holz. Das weiche Holz klemmte er sich zwischen die Knie und drehte dann die Spitze des anderen mit leichtem Druck und so schnell es ging darauf herum. So erzeugte er Hitze, die schließlich Funken schlug. Iker fütterte die winzige Flamme mit trockenen Palmblattfasern, machte ein schönes Feuer und grillte seinen Fisch.
    Ehe er ihn essen durfte, hatte er aber noch eine wichtige Aufgabe zu erledigen: Er musste den Göttern dafür danken, dass sie ihm das Leben gerettet hatten.
    Als Iker gerade die Hände zum Gebet über die Flammen hob, begann es laut zu donnern, die Bäume schwankten und die Erde bebte.
    Voller Angst versuchte Iker zu flüchten, stolperte aber und prallte mit dem Kopf unsanft gegen einen Feigenbaum.

 
3
     
     
     
    Blitze zuckten über einen Himmel, der in Flammen zu stehen schien, und vor ihm tauchte eine riesige goldene Schlange mit Augen wie Lapislazuli auf. Diesmal war Iker fest überzeugt, dass er jetzt wirklich gestorben war und dieser monströse Geist aus dem Jenseits sich auf ihn stürzen und ihn zermalmen würde.
    Doch das Reptil kam nicht näher, ließ ihn aber auch nicht aus den Augen.
    »Warum hast du dieses Feuer gemacht, kleiner Mann?«, fragte ihn die Schlange.
    »Um… Um dir die Ehre zu erweisen!«
    »Und wer hat dich hierher gebracht?«
    »Niemand, oder doch, eine Welle… Ein Schiff, Seeleute… Und dann…«
    »Sag die ganze Wahrheit und zwar schnell, rede nicht drum herum. Sonst äschere ich dich ein.«
    »Ich wurde von Piraten entführt, in Ägypten. Sie haben mich mitgenommen, weil sie mich bei lebendigem Leib ins Meer werfen wollten, falls es einen Sturm geben sollte – als Opfer, um das Meer zu beruhigen! Aber der Kapitän hatte keine Ahnung, wie schrecklich der Sturm sein würde. Das Schiff wurde zerstört, ich bin der einzige Überlebende.«
    »Gott hat dir das Leben gerettet«, bestätigte die Schlange. »Dies hier ist die Insel des ka, der Schöpfungskraft, der Urkraft des Universums. Ohne sie gibt es kein Leben. Doch dieses Reich wurde von einem Stern getroffen, der vom Himmel gefallen ist,
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