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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens
Autoren: Christian Jacq
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und alles ist in Flammen aufgegangen. Nicht einmal ich, der Herr über dieses himmlische Land, das wunderbare Land Punt, konnte das Ende dieser Welt verhindern. Und du, kannst du dein Land retten?«
    Ein brennender Schmerz weckte Iker aus seinem Traum. Das Feuer hatte einen Busch in Brand gesetzt und leckte an Ikers Waden. Er entfernte sich von den Flammen und sah die riesige Schlange auf einmal nicht mehr, die sich über den Boden gewunden hatte. Dann löschte er das Feuer.
    Was für ein seltsamer Traum… Iker hätte schwören können, dass er sich das Reptil nicht eingebildet und dass es wirklich mit ihm gesprochen hatte – mit einer Stimme, die er noch nie gehört hatte und die er nie wieder vergessen würde. Als die letzten Funken verglüht waren, ging Iker zu der Quelle.
    Zwei große Truhen standen dort auf der Erde.
    Iker rieb sich die Augen.
    Aber die beiden Truhen waren noch immer da. Langsam ging er auf sie zu, vorsichtig, als stellten sie eine Gefahr für ihn dar. Irgendjemand erlaubte sich ein Spiel mit ihm. Irgendjemand versteckte sich hier im Gebüsch und hatte gerade diese Beutestücke von Gefährte des Windes oder einem anderen Schiff hergeschafft. Jemand, der bald dafür sorgen würde, den ungebetenen Eindringling loszuwerden, um seinen Schatz nicht mit ihm teilen zu müssen.
    »Wer du auch bist – von mir hast du nichts zu fürchten!«, rief Iker. »Dein Schatz interessiert mich nicht! Zeig dich endlich! Kämpfen wir doch lieber gemeinsam ums Überleben, anstatt uns gegenseitig zu bekämpfen!«
    Keine Antwort.
    Noch einmal durchsuchte Iker die Insel, wobei er ständig die Richtung änderte, sich immer wieder umdrehte und unvermittelt schneller oder langsamer wurde. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Sinnen forschte er nach einem Hinweis auf die Gegenwart eines möglichen Feindes.
    Völlig umsonst.
    Er musste sich also wohl oder übel damit abfinden, dass er der einzige Bewohner dieses Eilands war.
    Aber was war mit diesen Kisten…? Wahrscheinlich hatte er sie bisher nur nicht bemerkt. Sie stammten vermutlich von einem anderen Schiffbruch und waren erst jetzt an Land gespült worden.
    Jetzt musste er sie nur noch öffnen.
    Sie enthielten Leinensäckchen und Fläschchen aus Steingut, aus denen es köstlich duftete. Es handelte sich wohl um kostbare Duftwässer, die bestimmt ein kleines Vermögen wert waren.
     
     
    War Iker wirklich mit dem Leben davongekommen? Hier auf der Insel kam es ihm zwar weniger grausam als auf dem Piratenschiff vor, doch das Schicksal schien ihm auch dort nicht gerade gewogen zu sein. Auch wenn es hier genug gab, um es einige Monate oder vielleicht sogar Jahre auszuhalten, hatte er doch Angst, dass ihn diese Einsamkeit verrückt machen würde. Und was wäre, wenn die Quelle versiegen oder wenn er keine Fische mehr fangen würde? Um ein stabiles Floß zu bauen, brauchte er Werkzeug. Und käme es nicht sowieso einem Selbstmordversuch gleich, sich mit so einem zerbrechlichen Gefährt auf dieses unbekannte Meer zu wagen?
    Iker musste die ganze Zeit daran denken, was ihm die Schlange, der Herr über das sagenhafte Land Punt, offenbart hatte. Wie konnte diese winzige Insel nur das viel gesuchte, angeblich vor Reichtümern strotzende himmlische Land sein?
    Das war doch völlig abwegig!
    Die goldene Schlange war gewiss nur die Einbildung eines Schiffbrüchigen. Aber warum hatte sie ihn dazu aufgefordert, sein eigenes Land zu retten? Nachdem ein Pharao an der Macht war, konnte Ägypten doch nicht in Gefahr sein!
    Ach, Ägypten, sein Land war so weit weg, so unerreichbar! Iker dachte an sein Heimatdorf in der Nähe des Heiligtums von Medamud, einem mysteriösen Ort im Norden von Theben. Dank des alten Schreibers, der ihn bei sich aufgenommen hatte, musste Iker nur äußerst selten auf dem Feld arbeiten und konnte sich ganz dem Lesen und Schreiben widmen. Dieses Vorrecht missgönnten ihm viele, was ihn aber nicht interessierte, weil er nun einmal ausschließlich im Lernen Befriedigung fand.
    Iker zeichnete die Hieroglyphen in den Sand, die er bereits schreiben konnte. So entstand ein Satz, der den Beruf des Schreibers rühmte. Dann betrachtete er den Sonnenuntergang, blickte lange in den Sternenhimmel und schlief schließlich in der ängstlichen Hoffnung ein, die riesige Schlange wiederzusehen.
     
     
    Als er erwachte, hatte Iker Appetit auf einen gegrillten Fisch. Mit seiner Angel in der Hand machte er sich auf den Weg zum Strand. Dort musste er verblüfft feststellen, dass
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