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Schenk mir nur eine Nacht

Schenk mir nur eine Nacht

Titel: Schenk mir nur eine Nacht
Autoren: Emma Darcy
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1. KAPITEL
    Gut gelaunt und zufrieden mit sich, stieg Luis Angel Martinez im Hotel in den Lift, der ihn in seine Suite bringen sollte. Die dringenden Geschäfte, die er in La Paz hatte erledigen wollen, hatte er erfolgreich abgeschlossen. Die momentane Krise in der Stadt kam ihm sehr gelegen. Sie war die perfekte Ausrede, nicht an dem Empfang teilnehmen zu müssen, auf dem seine Verlobung bekannt gegeben werden sollte. Und seine Mutter, eine der reichsten und auch mächtigsten Frauen in ganz Argentinien, konnte nichts dagegen tun.
    Er lächelte vor sich hin.
    Die beiden jungen Frauen, die mit ihm im Aufzug fuhren offenbar amerikanische Touristinnen, nach ihrer Kleidung und ihrem Akzent zu urteilen -, musterten ihn interessiert. Sogleich setzte er eine finstere Miene auf und hob stolz den Kopf, während es in seinen Augen verächtlich aufblitzte. Wenn sie sich Hoffnung auf ein Abenteuer machten, konnten sie es vergessen.
    Er verabscheute Frauen, die auf der Suche nach
    Abwechslung, Spaß und Sex durch die Welt reisten. Und er hasste es, als Sexobjekt eingestuft zu werden. Auch wenn er mit der gebräunten Haut und dem schwarzen Haar, das er von seinen spanischen Vorfahren geerbt hatte, und mit seiner Größe und der athletischen Gestalt dem Idealbild eines Latin Lovers entsprach, würde er sich niemals für eine flüchtige Affäre hergeben. Er hatte sich einmal die Finger verbrannt, das genügte ihm.
    Als der Lift anhielt und die Amerikanerinnen ausstiegen, betrachtete er ihr blondes Haar. Shontelles Haar war viel feiner gewesen, es hatte ausgesehen wie eine Mischung aus glänzendem Gold und silbrigem Mondlicht. Aber sie hatte wahrscheinlich einheimischen Männern gegenüber dieselbe Einstellung gehabt wie diese beiden Touristinnen und nur mit ihm schlafen wollen, weil sie das Neue, Fremdartige gereizt hatte.
    Nicht mit mir, meine Damen, sagte er sich, ehe die Tür sich automatisch schloss und der Aufzug sich wieder in Bewegung setzte. Seine Mutter hatte Recht, es war am besten, man suchte sich eine Partnerin im eigenen Land und aus den eigenen Kreisen. Dann gab es auch keine bösen Überraschungen. Die Beziehung war kalkulierbar und würde so reibungslos verlaufen, wie er es von Elvira Rosa Martinez gewöhnt war, die die Familie fest im Griff hatte.
    Doch mit diesem kleinen Aufruhr in Bolivien hatte sie natürlich nicht gerechnet, als sie die Verlobungsfeier hinter seinem Rücken geplant hatte. Dieser Fall von höherer Gewalt war eine willkommene Ausrede.
    Luis' Stimmung wurde immer besser, und als er über den Flur in seine Suite ging, lächelte er wieder vor sich hin. Niemand konnte ihm vorwerfen, dass er seinen Aufenthalt in La Paz mutwillig verlängerte, denn es war nahezu unmöglich, aus der Stadt herauszukommen. Es wäre lebensgefährlich, es zu versuchen.
    Nachdem am Tag zuvor die Landarbeiter gewaltbereit durch die Straßen gezogen waren, sah alles danach aus, als würde in Bolivien ein Regierungswechsel bevorstehen. Der Flughafen war geschlossen, und man hatte eine Ausgangssperre verhängt.
    In der ganzen Stadt patrouillierte Militär.
    Hier im Hotel Plaza war er in Sicherheit, die Ereignisse in der Stadt beunruhigten ihn nicht. Bolivien war dafür bekannt, dass es mehr Regierungswechsel gab als in jedem anderen Land. Die politische Situation würde sich wieder stabilisieren und das Leben normal weitergehen, daran war man schon gewöhnt.
    Luis schloss die Tür seiner Suite hinter sich und genehmigte sich einen Drink aus der Minibar. Zur Feier des Tages, wie er sich sagte.
    Natürlich würde ein neuer Termin für die Verlobungsfeier festgesetzt, das ließ sich nicht vermeiden. Immerhin war er schon sechsunddreißig, und es wurde Zeit für ihn, endlich zu heiraten. Und es wurde auch Zeit, dass seine Mutter sich nicht mehr in seine Angelegenheiten mischte.
    Bestimmt war sie jetzt frustriert, dass sie das Geheimnis noch für sich behalten musste. Ihr ehrgeiziger Plan, dem Vermögen der Familie Martinez das der Gallardos hinzuzufügen, würde gelingen. Es geschieht ihr recht, dass die Verlobung heute ins Wasser fällt, sie manipuliert viel zu gern, dachte er.
    Seine Mutter hatte Christina Gallardo kurz nach dem Tod seines Bruders für ihn ausgewählt. Luis hatte über die Idee gelacht, denn Christina war noch sehr jung, beinah ein Schulmädchen.
    Man würde sie schon darauf vorbereiten, ihm eine gute Frau und Partnerin zu sein, hatte seine Mutter argumentiert. Damals hatte er noch darauf bestanden, sich seine
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