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Schenk mir nur eine Nacht

Schenk mir nur eine Nacht

Titel: Schenk mir nur eine Nacht
Autoren: Emma Darcy
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verschwiegen hatte. Er hatte ihr vorgemacht, sie wäre die einzige Frau, die ihm etwas bedeutete.
    Dabei hatte es zwei andere Frauen gegeben, die schon viel länger Anspruch auf seine Zuneigung gehabt hatten, Elvira Rosa Martinez, seine Mutter, und vor allem Christina Gallardo. Die hübsche, gut erzogene junge Frau, die aus den besten Kreisen kam, hatte seine Frau werden sollen.
    Indem er es ihr, Shontelle, verheimlicht hatte, hatte er bewiesen, dass sie für ihn nur eine willkommene Abwechslung gewesen war. Er hatte seinen Spaß mit ihr haben wollen, sonst nichts.
    "Ich nehme an, du bist auch nicht verheiratet, weil du noch mit deinem Bruder umherreist", stellte er fest und kam näher.
    "Luis, ich bin nur hier, um mit dir zu verhandeln", stieß sie angespannt hervor und wünschte, sie hätte ihm keine persönliche Frage gestellt. Er würde ihr sowieso nur die Antwort geben, die sie hören sollte. Es musste nicht unbedingt die Wahrheit sein.
    "Hast du einen Liebhaber, der zu Hause auf dich wartet und auf deine besonderen sexuellen Vorlieben eingeht?" Seine Worte klangen wie Peitschenhiebe.
    "Momentan bin ich ohne Liebhaber", erwiderte sie betont desinteressiert und ohne sich anmerken zu lassen, wie verletzt sie war.
    "Ich verstehe, nur deshalb bist du mitgekommen, stimmt's?"
    Die spöttische Bemerkung tat weh. Am liebsten hätte Shontelle sich umgedreht und ihn geohrfeigt. Sie beherrschte sich jedoch, biss die Zähne zusammen und verschränkte die Arme vor der Brust, während sie die vielen tausend Lichter der nächtlichen Stadt betrachtete.
    "Man kommt sich vor wie im Märchen", sagte sie, um das Thema zu wechseln.
    Es stimmte sogar. La Paz war die höchstgelegene Hauptstadt der Erde und erweckte den Eindruck, in einem Mondkrater erbaut worden zu sein. Die Lichter der Stadt schienen kreisförmig nach oben zu führen und den Himmel zu berühren.
    Man hielt es kaum für möglich, dass dort überall Menschen wohnten.
    "Du brauchst einen Zauberer, der dich aus dem Märchenland herausholt", spottete Luis. Er stand jetzt dicht hinter ihr.
    "Wir brauchen einen Bus", entgegnete sie rasch. Seine Gegenwart irritierte sie, und sie war sich seiner Nähe allzu sehr bewusst.
    "Die Ausgangssperre wird erst morgen um sechs aufgehoben."
    Was wollte er damit sagen? Dass sie die ganze Nacht Zeit hätten zu verhandeln? Shontelle bekam Herzklopfen.
    "Deine Frisur gefällt mir nicht", stellte er plötzlich zu ihrer Beunruhigung fest.
    Als er ihr zu einem Zopf geflochtenes Haar hochhob, war ihr klar, was er vorhatte. Sie wollte es jedoch nicht wahrhaben, denn es war unmöglich, dass er immer noch ihr Haar liebte und sie immer noch begehrte!
    Aber vielleicht trieb er nur sein Spiel mit ihr. Zu gern hätte sie sein Gesicht gesehen, wagte jedoch nicht, sich zu ihm umzudrehen. Vielleicht wartete er nur darauf, dass sie ihre Gefühle verriet. Doch ihr Stolz verbot ihr, ihm zu zeigen, wie verwirrt sie war. Ahnte er, dass ihr Herz heftig pochte? Ich muss ruhig bleiben, mahnte sie sich eindringlich.
    Nachdem er das Gummiband abgestreift hatte, fing er an, den Zopf zu lösen. Ihr Haar zu berühren schien ihm ein sinnliches Vergnügen zu bereiten, was Shontelle einfach nicht mehr ignorieren konnte.
    "Was willst du von mir, Luis?" stieß sie deshalb hitzig hervor.
    "Dasselbe wie damals."
    Sie konnte ihre Sehnsucht, wieder mit ihm zusammen zu sein und in seinen Armen zu liegen, kaum noch ertragen. Offenbar sehnte auch er sich noch nach der leidenschaftlichen Liebe, die sie füreinander empfunden hatten. Doch dann schien eine leise innere Stimme ihr zu sagen, dass er nur mit ihr spielte und die Macht, die er immer noch über sie hatte, benutzte, um sie zu demütigen.
    Shontelle wollte sich vergewissern und drehte sich zu ihm um. "Was meinst du damit?" rief sie aus und hob die Hände, wie um ihn zu bitten, sie nicht zu belügen.
    Er wickelte sich eine Strähne ihres Haars um die Hand, während es in seinen Augen entschlossen aufblitzte.
    "Ich will die günstige Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, Shontelle. Du willst den Bus, und ich will eine Nacht mit dir."
    Sie war schockiert. Als Gegenleistung für den Bus erwartete er, dass sie ein einziges Mal mit ihm schlief.
    "Das ist doch kein schlechtes Geschäft, oder?" fragte er spöttisch. "Du gibst mir dasselbe wie vor zwei Jahren. Damals hast du von mir auch alles bekommen, was du dir gewünscht hast."
    "Nein, das habe ich nicht", wandte sie leise ein. AM ihre Hoffnungen waren
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