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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens
Autoren: Christian Jacq
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der Strand vom Meer überspült worden war.
    Das war mit Sicherheit nur ein vorübergehender Zustand.
    Trotzdem warf er einige Male die Angel aus, aber kein Fisch biss an. Erstaunt tauchte er ins Wasser und schwamm lange herum, ohne auch nur einen einzigen Fisch zu entdecken.
    Als er wieder an Land kam, bemerkte er, dass das Meer noch immer stieg. Hauptsache, die Insel ging nicht unter…
    Reglos sah Iker zu, wie das Wasser erst seine Waden umspielte, dann seine Knie und ihm schließlich bis an die Hüften reichte. Wenn das Meer weiter in dieser Geschwindigkeit stieg, würde es nicht mehr lange dauern und die Insel des ka wäre verschwunden.
    Voller Angst kletterte Iker in den Wipfel der höchsten Palme, wobei er sich Hände und Füße zerkratzte.
    Zitternd und ganz außer Atem, glaubte er, dass ihm seine Fantasie wieder einen Streich spielen wollte, als er in dem endlosen Blau des Meeres ein weißes Segel entdeckte.

 
4
     
     
     
    So laut er konnte, rief Iker um Hilfe und winkte wie wild mit den Händen. Doch dieses lächerliche Gebaren war vollkommen umsonst… Das Schiff kreuzte auf hoher See und war viel zu weit weg, als dass ihn jemand hätte bemerken können.
    Aber Iker gab nicht auf. Vielleicht hatte der Matrose im Ausguck scharfe Augen und würde ihn doch entdecken. Und musste diese Insel, die gerade dabei war, im Meer zu versinken, nicht die Aufmerksamkeit der Besatzung auf sich lenken?
    Einen Augenblick lang glaubte Iker, das Schiff hätte seinen Kurs geändert und käme auf ihn zu. Bald ließ er jedoch alle Hoffnung fahren und sah lieber nicht mehr hin. Diesmal gab es keinen Sturm und keine Riesenwelle, die ihn hätten retten können. In wenigen Augenblicken würde ihm das Wasser bis zur Brust gehen, sein Gesicht erreichen – und dann musste er sich in das warme blaue Leichentuch sinken lassen.
    Aber sein Lebenswille war so stark, dass er die Augen doch wieder öffnete.
    Jetzt gab es keinen Zweifel mehr! Das Schiff nahm Kurs auf die Insel.
    Iker winkte und schrie.
    Das Schiff war nicht sehr groß und hatte etwa zwanzig Matrosen an Bord. Da das Meer bereits am Stamm der Palme leckte, auf der er saß, machte Iker einen Sprung ins Wasser und schwamm, so schnell er konnte, seinen Rettern entgegen.
    Starke Arme hoben ihn hoch, und Iker sah sich einem stämmigen Mann gegenüber, der ihn feindselig anblickte.
    »Da vorn treiben Kisten auf dem Wasser! Holt sie an Bord. Und was ist mit dir, wer bist du?«
    »Ich heiße Iker und bin der einzige Überlebende eines untergegangenen Schiffs.«
    »Wie hieß das Schiff?«
    »Gefährte des Windes… Hundertzwanzig Ellen lang, vierzig Ellen breit, hundertzwanzig Mann Besatzung.«
    »Nie gehört. Wie ist das passiert?«
    »Eine riesige Welle hat uns verschlungen! Und ich bin ganz allein auf dieser Insel gelandet, die gerade dabei ist zu verschwinden.«
    Fassungslos sahen die Seeleute zu, wie das Meer die Baumwipfel unter sich begrub.
    »Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nie glauben«, gab der Kapitän zu. »In welchem Hafen seid ihr losgefahren?«
    »Das weiß ich nicht«, gab ihm Iker zur Antwort.
    »Willst du dich über mich lustig machen, Bürschchen?«
    »Nein, wirklich nicht. Ich wurde bewusstlos geschlagen und bin entführt worden. Als ich wieder zu mir kam, war ich an den Mast gefesselt. Der Kapitän hat mir erklärt, dass er mich in die Fluten werfen wollte, um das Meer zu besänftigen.«
    »Warum hat er es dann nicht gemacht?«, hakte der Kapitän nach.
    »Weil ihn der Sturm überrascht hat! Ein Matrose wollte mich zwar noch opfern, aber die Welle war schneller.«
    Iker sah, wie misstrauisch und ungläubig sein Gesprächspartner wirkte, und erzählte lieber nichts von der Schlange und ihren Offenbarungen.
    »Klingt reichlich seltsam, deine Geschichte… Und es gibt keine weiteren Überlebenden, bist du dir ganz sicher?«
    »Ja, keine.«
    »Und was ist mit diesen Kisten?«, fragte der Kapitän. »Was ist da drin?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Iker vorsichtshalber, als er sah, dass sie sich wieder geschlossen hatten.
    »Na ja, wir werden sehen. Ich habe dir das Leben gerettet, vergiss das bloß nicht. Und deine Geschichte ist ziemlich unglaubwürdig. Keiner hat je von einem Schiff namens Gefährte des Windes gehört. Diese Kisten hast du wahrscheinlich schon vor längerer Zeit in deinen Besitz gebracht, hab ich Recht? Und dann hast du ihren Eigentümer beseitigt. Aber die Sache ist dumm gelaufen, das Schiff ist gesunken, und du
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