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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens
Autoren: Christian Jacq
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später.
    »Wie kann er es wagen, mich – mein Reich zu überfallen! Sesostris muss den Verstand verloren haben, dem werde ich den Kopf wieder zurechtrücken.«
    »Meines Erachtens verfolgt der Pharao ein ganz bestimmtes Vorhaben, von dem er sich durch nichts abbringen lässt.«
    Techat war die Einzige, die es wagte, Chnum-Hotep in diesem Zustand anzusprechen. Der tat aber so, als hätte er ihre Bemerkung nicht gehört, und eilte in ein anderes Zimmer, in dem es angenehm kühl war.
    Sein Mundschenk brachte ihm sofort ein Bier und zog sich dann leise zurück. Techat blieb in einer Ecke des Raums stehen. Der Provinzherr hatte sich in einen Sessel fallen lassen, der seinem Körperumfang entsprach, und streichelte seine beiden Hündinnen, die er auf dem Schoß hatte, während das Männchen zu seinen Füßen lag und Wache hielt.
    »Ein ganz bestimmtes Vorhaben, sagtet Ihr. Und wohin soll das führen?«
    »Er will über ganz Ägypten herrschen, indem er auch noch den letzten Aufständischen besiegt, der heute keinen Verbündeten mehr hat. Sesostris hat seine Feinde einen nach dem anderen ausgeschaltet, weil er wusste, dass sie unfähig waren, sich zusammenzutun.«
    »Wenn er glaubt, dass ich mich ihm ergebe, irrt er sich aber gewaltig!«
    »Dabei wäre das eigentlich die beste Lösung«, meinte Techat. »Der Monarch ist in der stärkeren Position.«
    »Das wäre er gewesen, wenn er mich mit einem Angriff überrascht hätte! Nachdem ich jetzt aber über sein Vorhaben Bescheid weiß, habe ich nicht schon im Voraus verloren.«
    »Vergesst Ihr dabei auch nicht, dass es viele Tote geben wird?«
    »Diese Provinz gehörte schon meinen Vorfahren, und ich gebe sie niemals auf – an niemanden! Schluss mit dem Geschwätz, Techat. Ich werde dem Eindringling einen schönen Empfang bereiten. Natürlich wird es viele Tote geben, aber vor allem auf seiner Seite. Und dieser Pharao wird sich genauso wie alle anderen verhalten, die sich an meinem Besitz vergreifen wollten: Er wird aufgeben und sich zurückziehen.«
     
     
    Obwohl er sich Nesmontus Darlegungen aufmerksam angehört hatte, blieb der Pharao bei seiner Einstellung. Verärgert kümmerte sich der General weiter um die Ausbildung seiner Soldaten. Als er die schlechte Nachricht erhielt, teilte er sie sofort Sesostris mit.
    »Der Flüchtige wurde dabei beobachtet, wie er diese Provinz verließ und sich in den Gazellengau begab. Die Sache ist ganz klar: Er hat Chnum-Hotep über unser Vorhaben unterrichtet. Wir können also nicht mehr auf die Überraschungswirkung setzen. Je länger wir abwarten, desto mehr Zeit hat der Feind, um seine Verteidigung aufzurüsten, und umso grausamer und ungewisser wird der Kampf. Im Falle einer Niederlage wäre Euer Ansehen dahin und die Provinzfürsten würden sich wieder ihre Unabhängigkeit erklären!«
    »Was für einen Hinterhalt dürfte Chnum-Hotep planen?«
    »Wahrscheinlich einen gängigen, heimtückischen.«
    »Dann passe dich der Lage an, General, entschärfe die Fallen und mach ihnen einen Strich durch die Rechnung.«
    Dieser Auftrag begeisterte Nesmontu. Statt einer gnadenlosen Schlacht sollte es eine Auseinandersetzung der Kampfweisen geben. Unter diesen Umständen würde seine Erfahrung als Führer der Streitkräfte ausschlaggebend sein.
     
     
    Als Senânkh mit seiner Begleitmannschaft in Khemenu eintraf, war er vollkommen erschöpft. Der Große Schatzmeister war geradezu abgemagert, gönnte sich aber trotzdem erst eine Stärkung, nachdem er Sesostris die Ergebnisse seiner langen Reise mitgeteilt hatte.
    An der finsteren Miene des sonst so gut gelaunten unermüdlichen Arbeiters erkannte der Pharao gleich, dass diese vernichtend waren.
    »Ich habe dem Kahlen die Goldproben aus den Tempelschätzen gegeben, Majestät. Keine konnte die Akazie heilen.«
    Sesostris wusste bereits, dass sich das Gold, das bei der letzten, inzwischen weit zurückliegenden Feier der Mysterien des Osiris in Abydos verwendet worden war, ebenfalls als wirkungslos erwiesen hatte. Ohne Anziehungskraft, seiner Energie beraubt und mit einem bösen Fluch belegt, war es nur noch ein nutzloses Metall.
    Das dämonische Wesen, das sich an Ägyptens spirituellem Mittelpunkt vergriff, hatte den denkbar schrecklichsten Angriff ausgelöst.
    Der Monarch hatte gehofft, Senânkh würde das heilende Gold finden und er könnte den Provinzfürsten von der Genesung der Akazie berichten. Dann hätten sie sich alle ohne Hintergedanken an seine Seite gestellt, und Chnum-Hotep hätte
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