Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der azurne Planet

Der azurne Planet

Titel: Der azurne Planet
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
die Sache anders?«
    Die Antwort bestand aus einem Gemurmel, das zwar zahlenmäßig weniger beeindruckend als das vorherige, dafür aber weitaus stärker emotional gefärbt war.
    Hauptsächlich widersprachen die Fürbitter und Leibwächter, die, angetan mit Uniformen und Helmen, der Versammlung beiwohnten, Morse Swins Ansichten.
    Swin nickte mit seinem schweren Schädel. »Damit scheint das allgemeine Urteil der Versammlung gefällt zu sein. Möchte trotzdem noch jemand das Wort ergreifen?«
    Barquan Blasdel erkletterte die Rednertribüne. Er legte beide Hände auf das Podium und ließ einen finsteren Blick über die Versammlung schweifen. »Diejenigen, die sich Morse Swins Ansicht angeschlossen haben, sind voreilig gewesen. Ich werde euch nachher noch einmal fragen, was ihr wirklich wollt.
    Ich möchte auf drei Punkte hinweisen.
    Erstens: Die gestrige Niederlage war unbedeutend. Wir werden siegen, daran gibt es keinen Zweifel. Ist nicht König Krakon auf unserer Seite? Nachdem wir einige Verluste erlitten hatten, haben wir uns zurückgezogen, das entspricht der Wahrheit. Aber wißt ihr, weshalb das notwendig war? Weil sich auf diesen Plattformen hier – und möglicherweise sogar in dieser Versammlung – Spione herumtreiben; niederträchtige, widerliche Kreaturen der gemeinsten und widernatürlichsten Art, die man sich nur vorstellen kann! Wir waren auf keinen nennenswerten Widerstand vorbereitet. Wir setzten die Segel, aber die Spione hatten unsere Gegner bereits informiert! Die Rebellen hatten genügend Zeit, um uns in einen Hinterhalt zu locken. Was für Unholde müssen sie sein, daß sie sich erdreisten, wehrlose Boote mit Feuer zu bewerfen! Unsere ertrunkenen Kameraden werden gerächt werden, das versichere ich euch! Spreche ich nicht die Wahrheit, meine Kameraden Leibwächter?«
    Die Uniformierten brüllten: »Die reine Wahrheit!«
    Blasdels Blick glitt langsam über die Köpfe der Zuhörerschaft dahin.
    »Morse Swin hat soeben von Realitäten gesprochen. Er selbst verhält sich aber wirklichkeitsfremd. König Krakon ist zwar gnädig, im Moment aber ist er zornerfüllt. Er ist die Macht und die Kraft! Wir können uns ihm nicht versagen! Er hat befohlen, daß seine Leibwächter handeln, er hat ihnen scharfe Waffen aus härtestem Holz gegeben und ihnen den Rücken gestärkt. Die Leibwächter handeln ganz in seinem Sinne. Sie sind Männer von festem Glauben; sie sind geduldig und hilfsbereit wie König Krakon; aber wie er sind auch sie schrecklich in ihrem Zorn. König Krakons Leibwache darf nicht aufgelöst werden! Sie kennt den Pfad der Tugend, der dem Willen König Krakons entspricht; und dem können wir uns nicht versagen! Wenn ein Leibwächter spricht, spricht er mit der Stimme und dem Willen des Königs, also nehmt ihm gegenüber keine entgegengesetzte Haltung ein und vergeßt nicht, ihm zu gehorchen! Denn das erste, was jeder zu fürchten hat, sind spitze Waffen wie Lanzen und Dolche, und das zweite ist der Ursprung aller königlichen Ehrfurcht: König Krakon selbst. Ich, sein Fürbitter und höchster Leibwächter, versichere euch, daß dies eine ›realistische‹ Situation ist. Und wer sollte es schon besser wissen?
    Wir treten nun ein in eine Zeit des Notstandes! Jeder muß nun seinen Blick gen Osten richten, zu den Plattformen der Rebellen. Wir müssen unseren Geist stählen und das bequeme Leben, das wir bisher geführt haben, vergessen, bis die Rebellen vernichtet sind und der Notstand beendet ist.
    Aber während dieser Notstandssituation brauchen wir einen starken Führer, der in der Lage ist, erfolgreich all unsere Bemühungen zu koordinieren. Obwohl ich alles versucht habe, dieser verantwortungsvollen Verpflichtung zu entgehen, bestehen meine Freunde darauf, daß ich es sein soll, der diese schwere Bürde zu tragen hat. Mit aller Bescheidenheit erkläre ich deshalb meine Bereitschaft, dieses persönliche Opfer auf mich zu nehmen. Ich rufe hiermit den Notstand aus und ernenne mich zu eurem absoluten Führer. Ich würde mich freuen, von euch nun ein uneingeschränktes und einstimmiges Wort der Zustimmung zu hören.«
    Die Leibwächter und Fürbitter stießen ein begeistertes Brüllen aus, aber die übrigen Leute begannen mit versteinerten Gesichtern empört vor sich hinzumurmeln.
    »Ich danke euch«, sagte Barquan Blasdel. »Die Einmütigkeit der Abstimmung wird ihren Niederschlag im Tagungsprotokoll finden. Die Versammlung ist damit beendet. Wenn die Umstände es erlauben und die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher