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Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
Autoren: James N. Frey
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Für meine Studenten an der
University of California, Berkeley, Extension

James N. Frey

WIE MAN EINEN
VERDAMMT
GUTEN ROMAN
SCHREIBT

    Übersetzt von Ellen Schlootz und Jochen Stremmel

    EMONS

    © 1993 Hermann-Josef Emons Verlag © 1987 bei James N. Frey
    Titel der amerikanischen Originalausgabe:
How to write a damn good novel
Alle Rechte vorbehalten
Übersetzung: Ellen Schlootz, Jochen Stremmel
Umschlaggestaltung: Elke Strauch, Köln
Druck: Druckhaus Köthen, Köthen
Bindung: Leipziger Großbuchbinderei
Printed in Germany 2002
ISBN 3-924491-32-1
www.emons-verlag.de

    Danksagung
    Dank an meine Frau, Elisabeth, die so viel auf sich
genommen hat und eine große Hilfe bei der
Abfassung des Manuskripts war; an Lester Gorn,
der mir das meiste beigebracht hat; an John
Berger, der mir immer wieder die wichtigen
Fragen stellte; an meinen Lektor bei St. Martin’s,
Brian DeFiore, für seine Geduld und Klugheit; an
meine Agentin Susan Zeckendorf, für ihre
Zuversicht; und an den verstorbenen Kent Gould,
der mich gedrängt hat, Wie man einen verdammt
guten Roman schreibt zu schreiben. Er war ein
verdammt guter Freund.

    VORWORT

    In Deutschland herrscht noch immer ein Vorurteil, das in den großen Aufbruchjahren unserer Literatur in der frühen Goethezeit wurzelt: Dichtung entsteht ohne weitere Voraussetzungen, sobald die Muse das Genie küßt. Goethes Götz und sein Werther, Schillers Räuber, alle im Schaffensrausch hingeworfen, scheinen da unwiderlegbare Beweise zu sein. Dabei wird leicht übersehen, daß Goethe, als er den Götz in wirklich erstaunlich kurzer Zeit hinschrieb, voll mit der Dramentradition vertraut war, dank der französischen Besetzung Frankfurts während des Siebenjährigen Krieges sogar mit der klassischen französischen Bühnenpraxis, daß er beim Schreiben des Werthers über die Technik der Brieferzählung bestens informiert war und daß Schiller das ungute Gefühl hatte, im abgelegenen unliterarischen Württemberg in der Isolation der Karlsschule wohl kein besonders gutes Erstlingsstück geschrieben zu haben.
             Wir wollen den schwierigen Begriff des Genies hier nicht näher untersuchen - auch bei James N. Frey ist davon nicht die Rede, sondern vom Handwerk. Und da zeigt sich, daß bei allem deutschen Geniekult in den Werkstätten deutscher Autoren, wie wir sie aus Briefen, Tagebüchern und Autobiographien kennen, stets und ausführlich von eben diesem Handwerk die Rede ist. Um den Wallenstein zu schreiben, hat Schiller gemeinsam mit Goethe nicht nur die theoretische Literatur von Aristoteles bis zu dem genialen Handwerker Lessing studiert, sondern auch die gesamten Königsdramen des Praktikers Shakespeare, um von ihm zu lernen, wie man einen riesigen historischen Stoff auf die Bretter bringen kann. Und Goethe las zur selben Zeit heimlich die Trivialliteratur seiner Zeitgenossen, um ihr die handwerklichen Kniffe abzulauschen, wie er in seinem Wilhelm Meister einen Geheimbund hintergründig wirken lassen konnte. Das Ergebnis schickte er dann portionsweise an Schiller, der ihm bei der Politur behilflich war.
    Komponisten, Maler, Bildhauer usw. können und müssen in Deutschland studieren; dafür gibt es Hochschulen und Akademien, und das erscheint uns selbstverständlich. Schriftsteller können das nicht und müssen es trotzdem - und tun es auch. Sie müssen es sozusagen heimlich tun, denn es gibt ja keine Institutionen dafür. Wir kommen ihnen aber auf die Schliche, sobald sie Werke von Kollegen rezensieren. Die Gattung der Autorenrezension unterscheidet sich von der üblichen Feuilletonkritik und vom germanistischen Aufsatz erheblich, indem sie große Teile des zur Verfügung stehenden Raumes auf handwerkliche Fragen verwendet. Ein Musterbeispiel hierfür sind die Rezensionen Theodor Fontanes, der gern verdammt gute Romane, d.h. spannende Romane besprach, während er Autoren von Goethe bis Zola vorwarf, »zeitweilig und aus Prinzip unsterblich langweilig zu sein«. An Gustav Freytags Soll und Haben mißfiel ihm genauso wie uns heute der widerliche Antisemitismus und die spießige »Prämisse« (was das ist, sagt Ihnen Frey): Bürgerliche Tugenden führen zu Liebe, Glück und Wohlstand. Aber er bewundert den meisterlichen Techniker und studiert das Handwerk dieses Baumeisters. Fontane führt diese Sorgfalt der Komposition darauf zurück, daß Freytag »dem Drama und seinen strengen Anforderungen und Gesetzen auch die Vorschriften für die Behandlung des Romans entnommen« habe. In der Tat
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