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Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
Autoren: James N. Frey
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schon damals, als ich noch ein Kind war, war ich so stur wie ein Maulesel. Wenn ich etwas haben wollte, gab ich keine Ruhe, bis ich es hatte.

        Mutter sagte, ich würde es nie schaffen, natürlich nicht, weil ich nicht wie mein Vater bin. Sie kämpfte mit mir wie die Buren gegen die Engländer. Aber ob Sie es glauben oder nicht, man muß nicht wie Big Jake Mitchell sein, um ein guter Privatdetektiv zu sein. Sein Stil ist nicht mein Stil. Ich wäre schon nach einem halben Jahr völlig aufgeschmissen gewesen, wenn ich jemals so vorgegangen wäre wie er.

        Meine Vorstellung vom Beruf eines Privatdetektivs war, ein geschulter Kriminologe und kein billiger Schläger zu sein. Auf dem College belegte ich eine Menge Chemie, Physik, Mathe, politische Wissenschaften, Jura und Informatik. Ich würde sagen, ich bin ein Spezialist im Aufklären von Verbrechen. Als Big Jake 1982 umgelegt wurde, machte ich gerade mein Examen. Es war eine hektische Zeit in meinem Leben. Ich hatte vor zu heiraten, war gerade an der Nasenscheidewand operiert worden, und ich wollte ein Haus kaufen, aber ich schob alles beiseite, sprang ins kalte Wasser und übernahm seinen Job …

        Wir haben jetzt die ersten groben Umrisse von Boyers Leben. Bei einer so wichtigen Figur wie Boyer kann die biographische Skizze 10 bis 50 Seiten lang sein und den Mann von seiner Geburt, einschließlich der Familiengeschichte, bis zum Beginn der Romanhandlung beschreiben.
    Warum haben wir nun ausgerechnet diese Momente aus Boyers Leben ausgewählt? Wie bereits gesagt, sollten Sie Aspekte hervorheben, die eine Bedeutung für die Gefühle und das Verhalten ha-ben, die die Figur in der Geschichte an den Tag legt. Boyer sollte jung aussehen, weil das einen Grund für seine Unsicherheit abgibt: seine äußere Erscheinung kann andere Figuren dazu verleiten, ihn nicht ernst zu nehmen, und es ihm auf diese Weise schwerer machen, seinen Job zu tun. Sie sollten immer auf der Suche nach Hindernissen für Ihre Figuren sein. Boyers schwächliche Konstitution wird es ihm nicht leicht machen, dem Ruf seines Vaters gerecht zu werden. Seine Mutter, die noch lebt, wird versuchen, ihm den Beruf auszureden - noch ein Hindernis. Aber er wird stur an seinen Absichten festhalten. Um seinen Mangel an physischer Stärke zu kompensieren, ist Boyer mit anderen Fähigkeiten ausgestattet: er ist klug und fleißig. Der Tod seines Vaters hat ihn allerdings gezwungen, Privatdetektiv zu werden, bevor er dazu bereit war: dadurch sind auch seine Heiratspläne durchkreuzt worden. Noch ein Problem.
        Boyer Bennington Mitchell könnte einen völlig anderen Background und sich zu einem völlig anderen Menschen entwickelt haben. Sein Vater könnte z.B. ein bestechlicher Cop gewesen sein, und Boyer könnte vorhaben, den guten Namen der Familie wiederherzustellen. Boyers Stärken könnten intuitiver statt wissenschaftlicher Natur sein. Seine Mutter könnte arm und krank sein, und er könnte versuchen, ihre Rechnungen zu bezahlen. Wie Boyer angelegt ist, hängt allein davon ab, was der Autor für ein Gefühl bei seiner Figur hat. Unendlich viele Möglichkeiten könnten den Zweck erfüllen, solange das Ergebnis eine glaubwürdige dreidimensionale Figur ist, die auf der Bühne des Romans eine gute Vorstellung gibt.
    Wenn Sie Ihre Biographien gründlich ausarbeiten, werden Sie Ihre Figuren gut kennen - zumindest so gut wie Ihren Bruder, Ihre Schwester oder Ihren besten Freund -, bevor Sie mit Ihrem Roman anfangen. Es ist nicht möglich, eine Aufstellung all der Einzelheiten zu machen, die in diesen biographischen Skizzen enthalten sein sollten. Sie sollten alle Details aufführen, die die Beweggründe der jeweiligen Figur betreffen und ihre Handlungen beeinflussen. Alles hineinnehmen, was auf ihre persönlichen Beziehungen einwirkt, Gewohnheiten, Ziele, Ansichten, Aberglauben, moralische Urteile, Obsessionen usw. - alle Faktoren, die Entscheidungen und Verhalten bestimmen. Sie sollten die Meinungen Ihrer Figuren zu Politik, Religion, Freundschaft und Familie kennen, ihre Hoffnungen, Träume, Hobbies, Interessen; was sie in der Schule gelernt haben, welche Fächer sie mochten und welche sie haßten. Was für Vorurteile haben sie? Was würden sie vor ihrem Analytiker verbergen? Was vor sich selbst? Sie sollten jede vernünftige Frage beantworten können, die einem zu Ihren Figuren einfallen könnte, als ob sie Menschen wären, die Ihnen nahestehen. Sie könnten die vollständige Biographie
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