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Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
Autoren: James N. Frey
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Figur, die Sie nicht genug verstehen, kann Widerstand leisten, wenn Sie sie etwas tun lassen wollen, was nicht ihrem We-sen entspricht. Nehmen wir an, Sie haben in Ihrem Stufendiagramm eine Figur vorgesehen, die irgendwann in der Geschichte eine Bank überfällt. Sie beginnen mit der Niederschrift der Szene, aber die Figur weigert sich, mit einer Kanone in der Hand in die Bank zu gehen. Wenn Sie Figuren erschaffen haben, die anders sind als die, die Sie glauben erschaffen zu haben, wird es für Sie schwierig, die Figuren zu veranlassen, das zu tun, was Sie von ihnen verlangen. Ihre Figuren wollen sich einfach nicht von der Stelle rühren. Sie schaffen es nicht, sie zum Sprechen zu bringen. Es fühlt sich an, als hätten Sie geistige Verstopfung. Sie geraten in Panik. Das ist Schreibblockade Nummer Eins.

    Das Erste, was Sie tun müssen, wenn diese Art Schreibblockade Sie überfällt: Unterhalten Sie sich mit Ihren Figuren und stellen Sie fest, ob sie sich deswegen nicht von der Stelle rühren wollen, weil Sie sie Dinge tun lassen wollen, die sie einfach nicht tun können. Vielleicht müssen Sie ihnen eine stärkere Motivation geben, oder Sie müssen Ihr Stufendiagramm ändern. Egal, was Sie machen, wenn Sie sich ein bißchen mit den Figuren beschäftigt haben, wird die Lösung offensichtlich sein und Sie sind wieder im Geschäft. Ihre Schreibblockade ist verschwunden.

        Der Versuch, zur selben Zeit zu schreiben und zu lektorieren, verursacht Schreibblockade Nummer Zwei. Wenn Sie schreiben, tun Sie das zunächst, ohne sich darum zu kümmern, ob jedes i auch sein Tüpfelchen hat und jedes t seinen Querbalken. Das Manuskript soll nicht perfekt sein, es ist eine Rohfassung. Später, beim Umschreiben, werden Sie dann zum Perfektionisten, der über jede Silbe nachdenkt und sich fortwährend fragt, ob sie schlecht ist oder nicht. Wenn Sie an der Rohfassung sitzen, sehen Sie offenbar lauter Fehler, sobald die Tinte das Papier berührt. Das treibt einige Schriftsteller zum Wahnsinn. Sie fangen sofort an zu korrigieren. Ergebnis: Sie sind mit nichts mehr zufrieden. Es geht nicht vorwärts. Bald bringen sie gar nichts mehr aufs Papier, ohne darüber nachzugrübeln. Dann fangen sie an, ihre Korrekturen zu korrigieren. Sie entwickeln die Furcht, daß sie nie wieder etwas schreiben werden, das wunderschön und makellos ist. Es endet damit, daß sie kein Wort mehr zustandebringen.

        Die Therapie hierfür ist, mit ausgeschaltetem Bildschirm zu schreiben, wenn Sie einen Schreibcomputer haben, oder im Dunkeln, wenn Sie mit der Hand oder einer Schreibmaschine schreiben. Sehen Sie sich einfach nichts von dem an, was Sie geschrieben haben, bis Sie die letzte Seite fertig haben. Ende. Wenn Sie nach dieser Methode vorgehen, wird Ihre Blockade Nummer Zwei verschwinden.

        Die Furcht vor einem Mißerfolg ist Ursache der Schreibblockade Nummer Drei. Sie taucht gewöhnlich kurz vor Abschluß des Manuskripts auf, wenn der Autor in die Zukunft blickt und ein Ablehnungsschreiben auf sich zukommen sieht. Er haßt es so sehr, zurückgewiesen oder nicht beachtet zu werden, zumindest unterbewußt, daß er irgendwo in der Mitte des letzten Kapitels nicht mehr weiterschreiben kann.

    Blockade Nummer Drei kann durch lautes Schreien abgebaut werden. Rufen Sie so laut Sie können, daß nichts Sie aufhalten wird, egal wie viele verdammte Ablehnungen Sie bekommen. Tun Sie so, als ob Ihre Schreibmaschine oder Ihr Computer schuld wären. Schreien Sie sie an. Die Dinge werden wieder in Bewegung geraten.

        Mit der Furcht vor einem Erfolg ist es schwieriger. Warum zum Teufel sollte jemand Angst vor dem Erfolg haben, wollen Sie wis-sen. Das klingt bescheuert.

        Ihnen passieren merkwürdige Sachen, wenn Sie Erfolg haben. Ihre Frau wird sich komisch benehmen. Ihre erfolglosen Freunde werden Sie beneiden. Fremde wollen Sie in Gespräche verwickeln. Jeder wird sie fragen, woher Sie Ihre Ideen nehmen. Wieviel Geld Sie verdienen. Woran Sie gerade arbeiten. Die Leute werden Sie fragen, was Sie von ihren Lieblingsschriftstellern halten, und wenn Sie sagen, daß Sie nichts von ihnen gelesen haben, benehmen sich diese Leute, als wären Sie nicht zurechnungsfähig, weil ihr Lieblingsschriftsteller zehnmal so gut ist wie Sie. Und warum hat man Sie noch in keiner Talkshow sehen können? Warum hat die New York Times Ihr Buch noch nicht rezensiert? Sie stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Was soll daran verkehrt sein?

        Einige
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