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Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
Autoren: James N. Frey
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Leute, die solche Bücher schreiben.

        Die simple Wahrheit ist: Die meisten Schriftsteller führen ein ziemlich eintöniges Leben. Sie verbringen die meiste Zeit versteckt in einem Keller oder Speicher und feilen mit einem Schreibcomputer an ihren Geschichten, verfolgt von der Vorstellung, das Publikum könne ihre fertigen Arbeiten dümmlich, flach oder blöde finden. Einige Schriftsteller gehen dann und wann auf Partys, aber wenn sie da sind, denken sie über das nach, was sie gerade schreiben. In dem Bewußtsein, daß jeder sie für geistreich oder tiefsinnig hält, sagen sie für gewöhnlich gar nichts, außer sie haben sich volllaufen lassen, weil alles, was sie sagen, auf die Goldwaage gelegt, beurteilt und falsch zitiert werden wird.

        Die Botschaft lautet: Das Schreiben selbst ist nicht glanzvoll, aufregend oder romantisch. Es ist harte Arbeit. Befriedigend ja. Aber verdammt hart.

    Außerdem ist es eine einsame Arbeit, ein Kampf mit Ihrer eigenen Kreativität und Ihren Selbstzweifeln. Manchmal strömen die Worte aus Ihnen heraus, so schnell wie ein Wasserfall. Manchmal fühlt sich Ihr Kopf wie ein Betonklotz an, und Sie können nichts aus ihm herauspressen. Manchmal lesen Sie sich noch einmal durch, was Sie geschrieben haben, und Sie glauben, Sie könnten Ihrem Hund beibringen, es besser zu machen.Manchmal wiederum wissen Sie genau, daß das, was Sie geschrieben haben, von einer Brillanz jenseits Ihrer kühnsten Erwartungen ist. Sie zeigen es Ihrem Agenten, und er schlägt vor, Sie sollten es vielleicht mal mit einem Arztroman versuchen.

    Kein Wunder, daß die Selbstmordrate bei Schriftstellern hoch ist.

    DIE ARITHMETIK DES ROMANSCHREIBENS
    ODER: BLEIBEN SIE UNBEDINGT AM BALL UND
    HALTEN SIE DURCH, SELBST WENN SIE EINEN
    KATER HABEN

    Jeder Schriftsteller, der diese Bezeichnung mit einem Mindestmaß an Berechtigung trägt, arbeitet nach irgendeinem Zeitplan. Die Zahlen sind auf Ihrer Seite. Angenommen Sie haben einen Beruf, acht schreckliche Stunden am Tag, fünf Tage die Woche. Drei Stunden Fahrzeit hin und zurück, eine Stunde Mittagspause. Sie arbeiten den ganzen Tag an irgendwelchen gottverdammten Apparaturen. Wenn Sie nach Hause kommen, sind Sie müde. Sie müssen sich ein bißchen um Ihre Frau kümmern, acht Stunden pro Nacht schlafen, Sie müssen einkaufen, Sie müssen in die Reinigung, zur Bank, zweimal im Jahr zum Zahnarzt, und wieviel Zeit bleibt Ihnen dann noch? Vierzig Stunden pro Woche, die Otto Normalverbraucher vor dem Fernseher verbringt. Nehmen wir an, Sie sind ein Härtefall und sehen nur zwanzig Stunden die Woche fern. Okay, wenn Sie das Fernsehen streichen, was Ihnen ohnehin nichts bringt, können Sie in einem Jahr einen Roman schreiben, mit allem Drum und Dran, so daß Sie damit zu einem Verlag gehen können. Zwischen Ihrem 30. und 70. Lebensjahr können sie neununddreißig Romane schreiben und damit einer der produktivsten Schriftsteller sein, die je gelebt haben. Nennen Sie fünf Autoren der Weltgeschichte, die neununddreißig Romane geschrieben haben. So viele sind das nicht, oder? Hemingway hat wieviel geschrieben? Zehn? Und Tolstoi? Vier oder fünf?

    Neununddreißig Romane? Nee, sagen Sie, unmöglich. Passen Sie mal auf: Wenn Sie unentwegt dran bleiben, schreiben Sie wenigstens zwei Seiten Rohfassung pro Stunde. Eine Schnecke kann zwei Seiten pro Stunde schreiben. Ein paar Schriftsteller schreiben zehn bis zwölf Seiten pro Stunde. Aber wir wollen annehmen, Sie sind langsam und zwei Seiten pro Stunde ist alles, was Sie schaffen. Okay, es dauert einen Monat mit vierzig Seiten pro Woche, um 172 Seiten Biographien und Stufendiagramm zu schreiben (2 Seiten pro Stunde x 20 Stunden pro Woche x 4,3 Wochen = 172). Jetzt schreiben Sie Ihre erste Fassung. Angenommen, es wird ein Buch von 400 Seiten. Die erste Fassung wird zehn Wochen brauchen (2 Seiten pro Stunde x 20 Stunden pro Woche x 10 Wochen = 400). Sie haben die Biographien, das Stufendiagramm und die erste Fas-sung in 14,3 Wochen fertig. Jetzt schreiben Sie die zweite Fassung: zehn weitere Wochen. Dann eine dritte Fassung: noch zehn Wochen. Nach 34,3 Wochen sind Sie soweit, daß Sie mit dem letzten Schliff beginnen können. Sie wollen es perfekt machen, also nehmen Sie sich dafür zwei Monate, bzw. 8,6 Wochen. Die gesamte Zeit beträgt 34,3 Wochen für Biographien, Stufendiagramm, drei Fassungen plus 8,6 Wochen für die Feinarbeit, macht zusammen 42,9 Wochen. Jetzt bleiben Ihnen noch 9,1 Wochen im Jahr, um auf Hawaii
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