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Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Wie man einen verdammt guten Roman schreibt

Titel: Wie man einen verdammt guten Roman schreibt
Autoren: James N. Frey
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Sache ist.

        Einige Romanschreiber gehen zu Beginn ihrer Laufbahn völlig in den Untergrund. Diese Schriftsteller, die in ihrem stillen Kämmerchen sitzen, erzählen es niemandem. Sie verstecken ihr Manuskript hinter dem Kühlschrank. Sie schreiben aus dem Grund mit der Hand, damit man keine Schreibmaschine klappern hört. Man weiß von ihnen nicht einmal, daß sie Romane lesen, geschweige denn schreiben. Ihre Frauen glauben wahrscheinlich, daß sie sich eine Geliebte im Keller halten oder in der Garage oder wo immer sie »es tun«.

        Jede dieser Methoden funktioniert. Die Alternative, die »John-WayneLösung«, ist ein bißchen härter. Die John-Wayne-Lösung geht so: Sie knirschen mit den Zähnen, wippen auf den Fersen, stecken die Daumen in den Gürtel und sagen einfach: »Ich schreibe einen Roman, und wenn Sie Ihr Gesicht nur ein bißchen verziehen, blase ich Ihnen die Kerzen aus, Pilger.*

    Sie verstehen.

    WAS AM MEISTEN ZÄHLT, IST NICHT DAS
    TALENT

    Wir sind alle noch etwas anderes, außer Romanschriftsteller, aber wenn Sie nicht von ganzem Herzen Schriftsteller sind, in Ihrem Innersten, dann sind Sie ein Dilettant und sollten sich nicht die Mühe machen, sich als Schriftsteller zu versuchen. Wenn man einen Roman schreiben will, ist es nicht damit getan, ein Buch über technische Details zu lesen, an Ihrer Schreibmaschine rumzumachen und kleine schwarze Tupfen aufs Papier zu bringen. Wenn Sie eine Liste der Eigenschaften aufstellen sollten, die ein angehender Romanschriftsteller haben muß, welche würden Sie ganz oben hinschreiben? Ein Universitätsstudium? Charles Dickens, Jane Austen, die Schwestern Bronte und Daniel Defoe sind nie auf der Universität gewesen. Viele moderne Autoren von Rang haben ebenfalls nicht studiert: Ernest Hemingway, Truman Capote, Dashiell Hammett, Ambrose Bierce und Willa Cather, um nur ein paar zu nennen.

        Was ist mit Talent? Wenn Sie Schriftstellerversammlungen und Wettbewerbe besuchen, werden Sie bald feststellen, daß kein Mangel an Talenten besteht. Fast alle, die darauf aus sind, können vernünftige Sätze schreiben und unverbrauchte Metaphern finden. Viele können sich interessante Figuren ausdenken und Sie mit schlagfertigen Dialogen verblüffen. Einige können sogar eine tolle Geschichte erzählen, ohne je ein Buch darüber gelesen zu haben, wie man das macht. Wenn Sie sich ihre Arbeiten ansehen, rauh und ungeschliffen, wird Ihr Herz anfangen schneller zu schlagen, und Sie werden glauben, auf ein echtes Talent gestoßen zu sein.

        Aber die meisten dieser Leute mit so viel Naturtalent werden es nicht schaffen, einen Roman zu schreiben. Warum? Weil sie das nicht haben, was wirklich erforderlich ist: Selbstdisziplin, Beharrlichkeit und absolutes Durchhaltevermögen. Talent ist höchstens hinderlich, denn wenn Sie Talent haben, nehmen Sie an, es ist leicht, einen Roman zu schreiben, und das ist es nicht, egal, wieviel Talent Sie haben.

        Einen Roman zu schreiben, nimmt eine Menge Zeit in Anspruch und erfordert viel emotionale und mentale Energie. Zeit, die man normalerweise mit Freunden oder mit der Familie verbringt, muß geopfert werden. Wenige Schriftsteller spielen Golf, gehen kegeln oder sehen viel fern. Romane schreiben ist wie heroinsüchtig sein: Es nimmt Sie total in Anspruch.

        In seinem Buch The Craft ofFiction stellt William C. Knott die rhetorische Frage: »Wieviel Hingabe ist erforderlich?« Seine Ant-wort lautet:

    Die Art von Hingabe, die wirklich nahezu jedes Bestreben und jedes Interesse (in Ihrem Le-ben) der Bemühung unterordnet, Ihr Handwerk zu beherrschen.
        Den meisten, die einen Roman schreiben wollen, ergeht es folgendermaßen:

        Es beginnt damit, daß sie einen undeutlichen Traum haben. Sie lesen über das Leben von Schriftstellern: Hemingway beim Hochseefischfang im Golf von Mexiko, Faulkner, wie er sich seinen Weg durch Hollywood trinkt, die wilden Partys, die Sexorgien, die Drogen, mit den Reichen und Berühmten am Broadway auf vertrautem Fuß stehen. Das meiste Zeug dieser Art stammt aus den PR-Abteilungen der Verlage und wird von den akademischen Biographen aufgeblasen, weil sie hoffen, ihre Bücher besser verkaufen zu können, wenn sie das Leben ihrer jeweiligen Objekte ein wenig romantisch verbrämen. Wenn Sie wirklich kreative Literatur lesen wollen, dann lesen Sie die Biographien, die sich mit dem Geschlechtsleben von Emily Dickinson beschäftigen. Das ist kein Witz, es gibt
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