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Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Keks & Drugs & Rock 'n' Roll

Titel: Keks & Drugs & Rock 'n' Roll
Autoren: László Virág
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Virág László
     
     
     
     
    „ Keks & Drugs & Rock & Roll?“
     
     
     
     
     
     
    Der junge Pol izist fährt das Fenster runter, und fragt:
    „Was zum Teufel suchste hier zu Fuß auf der Autobahn?“
    I ch erkläre ihm, dass ich gerade bei jemandem ausgestiegen bin und hier weitertrampen will.
    „Aber hier dürfen keine Fußgä nger auf die Autobahn! Wusstest du das nicht!?“
    „Nein, ich wusste es nicht“, antworte ich ganz unschuldig.
    „Sag mal, wo kommst du her? Hungary? Hm?“ Er überlegt eine Weile. „Das ist doch ein kommunistisches Land!“
    „Ja, so kannst du es auch nennen.“
    „Und du, Junge stehst so einfach hier an der Straße und trampst, äjj äjj. Na komm, steig ein. Ich bring dich raus zur Auffahrt.“
    Ich setze mich hinein, und wir rollen Richtung Ausfahrt.
    „Tschuldige, ich muss deinen Pass sehen, ich kann es einfach nicht glauben.“ Er schaut in den Pass und lacht. „Ich fasse es nicht. du kommst aus einem kommunistischen Land und trampst so einfach hier herum. Ich bin schon seit einem Jahr hier auf der Neunziger zwischen Rochester und Syracuse, und habe bisher nur ein einziges Mal Tramper gesehen, die waren auch aus der Schweiz. Ihr Europäer stellt euch hier alles so einfach vor.“
    Ich bekomme eine Lektion , wie gefährlich die Landstraße sei. Jedoch ganz freundlich.
    „Tschuldige ,“ sagt er mir lachend und kopfschüttelnd, „aber ich kann es einfach nicht fassen, dass du hier auf der Straße... Ich muss mal deine Daten in die Zentrale durchgeben, aber nicht, weil ich dir nicht glaube, sondern weil es unglaublich ist Mann.“ Er ruft mit ganz aufgeregter, lustiger Stimme die Zentrale an. „Jungs, Ihr werdet’s nicht glauben, ich habe einen Kommunisten-Burschen an Bord! Er trampt nach New York City! Hier seine Daten.“
    Kaum liest er die letzte Zahl von meinem Visum vor, kommt schon die Antwort. Der Computer weißt alles über mich.
    „Okay Kumpel, du bist in Ordnung, aber es ist trotzdem unglaublich.“
    Er freut sich so über dieses „exotische“ Treffen mit mir, dass er mir zum Schluss noch einen Zettel malt. Auf die Rückseite eines A4 Protokollblattes zeichnet er mit schwarzem Filzstift die Buchstaben EAST. Gemeint ist nicht, wo ich herkomme, sondern meine Richtung auf der Neunziger. Zum Abschied drückt er mir das in die Hand. „Das musst du den Autofahrern zeigen, damit sie wissen, wo du hin willst. Die Auffahrt gabelt sich erst hinter den Zahlkassen nach Osten und Westen. Leider kannst du nur hier vor den Kabinen stehen. Also ... viel Glück. Und pass auf dich auf.“ Er lacht noch einmal los, schüttelt seinen Kopf und tritt schön langsam aufs Gaspedal...
    Er hat Recht. Ich brauche gar nicht lange zu warten und es hält ein Taxi. Der alte Fahrer macht mir die Tür auf.
    „Oh wei er, ich habe aber kein Taxigeld! Ich bin nur ein Tramper.“
    Er meint jedoch, dass ich nicht zu zahlen brauche, und schon sitze ich drin. Es überrascht mich bloß, dass wir nach Westen rollen.
    „Hey, hey ich möchte aber in die andere Richtung, nach Osten.“
    „Na, warum sachste denn nichts?“ schaut er mich erstaunt an.
    „Ich habe doch diesen Zettel hier gezeigt. Schau EAST!“
    „Ah , jetzt isses egal. Wir rollen schon. Die nächste Ausfahrt ist nur dreizehn Meilen von hier. Ich fahr’ dich bis dorthin. Dort ist viel Verkehr.“
    Er hatte Recht, ich kriege ganz schnell einen Ritt und fahre endlich nach Osten. Kaum sitze ich drin, reicht mir der junge Fahrer die Hand und sagt:
    „Ich heiße Bob.“
    „Tag! Lavin, freut mich, dich kennen zu lernen“ und das kommt mir aus reinem Herzen.
    Bob freut sich einen Ausländer getroffen zu haben und erzählt mir gleich seine Auslandsabenteuer als Marine-Infanterist:
    „Das war ein Leben! Das sag ich dir. So viel Opium, wie ich in der Türkei geraucht habe! Wenn ich nur daran denke, werd ich jetzt noch zugedröhnt. Es war schön, mal die Welt zu sehen… Aber es reicht. Jetzt fühle ich mich viel wohler. Schau mich an!“ Mit dem rechten Daumen zeigt er auf sich. „So sieht ein fünfundzwanzigjähriger glücklicher Familienvater aus. Meine Tochter ist zwei Tage alt und WUNDERSCHÖN!“
    Er strahlt so vor Glück, dass es mich auch ansteckt. Wir freuen uns zusammen über seine Freude. Plötzlich habe ich das Gefühl: Ich mag diesen Platz hier, diesen Moment, wo dieser glückliche Familienvater lebt mit seinem für dreihundert Dollar gekauften alten Auto, mit wenig Verdienst, aber zufrieden mit seiner Familie. Dieser
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