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Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5

Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5

Titel: Gezeiten der Begierde - Jordan, N: Gezeiten der Begierde - To tame a dangerous lord/Courtship-Wars 5
Autoren: Nicole Jordan
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Erstes Kapitel
    Wie sehr wünschte ich, du wärst noch bei mir und könntest mir Rat erteilen, Maman. Du hast mich nie davor gewarnt, wie erregend der Kuss eines Mannes sein kann oder dass eine schlichte Umarmung einer Dame alle Sinne zu erschüttern vermag. Welch schockierende Erfahrung!
    September 1817, unweit von London
     
    »Zieht denn ein Unglück das nächste nach sich?«, murmelte Madeline Ellis, als sie aus dem Gästezimmerfenster des Gasthofs hinab in den schwach beleuchteten Stallhof sah. »Erst die Kutsche, und nun Lord Ackerby.«
    Ihre sich stetig verschlimmernde Lage ließ ihr den Mut schwinden. War es nicht bereits ärgerlich genug, dass die Postkutsche, die sie nach London bringen sollte, mitten in einem Gewitter ein Rad verlor, so dass Madeline eine Stunde vom Ziel entfernt in einem Gasthof gestrandet war? Genügte es nicht, dass ihre ohnedies dürftigen Mittel die zusätzlichen Ausgaben für das Zimmer kaum verkrafteten? Musste der abscheuliche Baron Ackerby zu allem Verdruss auch noch ihre Fährte aufgenommen haben?
    Madeline hatte sich eben ins Bett zurückgezogen, als sie von dem Lärm aufgeschreckt wurde, der mit der Ankunft des Barons im Hof des »Drake« einherging. Im Lampenschein unten konnte sie die elegant gewandete Gestalt seiner Lordschaft erkennen und hören, wie er schroff befahl, man solle seine Pferde
wechseln, während er sich im Gasthof erkundigte.
    Als sein Blick zu den Fenstern hinaufwanderte, duckte Madeline sich eilig hinter den Vorhang.
    »Wie überaus ärgerlich«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen.
    Mehrere Jahre hatte Lord Ackerby sein Verlangen, sie zu seiner Mätresse zu machen, lediglich angedeutet, doch in jüngster Zeit wurden seine unerwünschten Avancen abstoßend unverhohlen, und jede Begegnung mit ihm meiden zu wollen, schien ein sinnloses Unterfangen.
    Bei dem Gedanken, der Lüstling könnte sie hier entdecken, verzog Madeline angewidert das Gesicht. Sie wollte nicht glauben, dass Ackerby so verschlagen wäre, sie sich mittels roher Gewalt gefügig zu machen, dennoch war sie in ihrem Nachthemd und barfuß entschieden zu wehrlos. Leider hatte sie keinen Morgenrock bei sich, denn ihre Reisetruhe war noch hinten auf der Postkutsche. Und ihr Umhang war zu nass und schmutzig, nachdem sie wegen des Kutschenunglücks durch den strömenden Regen bis zum Gasthof gegangen war. Wahrscheinlich blieb ihr nicht einmal mehr Zeit, ihre schlammbesudelten Halbstiefel anzuziehen. Zweifellos würde der Baron sich bei den Wirtsleuten erkundigen, ob eine Dame ihres Aussehens – mittelbraunes Haar, mittelgroß, schlicht gekleidet – heute hier gewesen war. Sodann würde man ihn zu ihrem Zimmer nach oben schicken, wo der lachhaft schmale Türriegel kaum ein Hindernis darstellen dürfte. Gott bewahre!
    Entschlossen machte Madeline die Schultern gerade. Nach dem Tod ihrer Arbeitgeberin und der überstürzten Abreise ihres Bruders war sie vollkommen auf sich gestellt. Also kannst du ebenso gut zur Tat schreiten,
anstatt wie ein einfältiges Geschöpft hilflos dazustehen , schalt sie sich im Geiste. Sie war die Tochter eines Soldaten, die gelernt hatte, stark und eigenständig zu sein.
    »Er hält mich für schutzlos, Maman , doch er wird feststellen, dass er irrt«, murmelte Madeline, während sie in der Dunkelheit nach ihrem Handbeutel suchte.
    Zugegeben, sie besaß die zweifelhafte Angewohnheit, mit ihrer verstorbenen französischen Mutter zu sprechen, gleichsam deren stummen Rat zu suchen. Jacqueline Ellis war, sehr zum Kummer ihres Ehegatten und der zwei Kinder, schon lange zur letzten Ruhe gebettet. Ein schweres Wechselfieber hatte sie in jenem Winter dahingerafft, als Madeline dreizehn Jahre alt wurde. Für Madeline war es der traurigste Tag ihres Lebens gewesen. Doch die imaginären Gespräche mit ihrer geliebten Mutter gaben ihr das Gefühl, Maman wäre immer noch bei ihr.
    Madelines Unglück mehrte sich, als ihr Vater vor fünf Jahren im Krieg getötet wurde. Und nun hatte der einzige nahe Verwandte, der ihr noch geblieben war, ihr jüngerer Bruder Gerard, sie in dieser Woche verlassen, um mit seiner Liebe aus Kindertagen nach Schottland durchzubrennen.
    Madeline fühlte sich ein wenig besser, als sie die kleine Pistole in ihrem Beutel fand. Trotzdem behagte es ihr nicht, hilflos zu warten, bis der Unhold hier war.
    »Und, Soldatentochter oder nicht, es ist keineswegs schändlich, sich zurückzuziehen, wenn die Lage es erfordert«, sagte Madeline zu sich. Papa hätte ihr
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