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Der Azteken-Götze

Der Azteken-Götze

Titel: Der Azteken-Götze
Autoren: Jason Dark
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war ein breitschultriger Mann, auf dessen Oberlippe ein mächtiger Schnauzbart wuchs. Das Haar trug er kurz, seine Uniform roch nach Schweiß und Staub. Er war mit einem Smith & Wesson Colt bewaffnet, aber auch zwei Maschinenpistolen lagen auf dem Rücksitz des Jeeps. Bei Sidda mußte man eben mit allem rechnen. Wenn der sich in die Enge getrieben fühlte, wurde er zum Tier.
    Abe gähnte, was Costa zu einem Grinsen veranlaßte. »Das Warten ist nicht deine Sache, wie?«
    »Nein.«
    »Daran mußt du dich in dieser Höllenecke gewöhnen. Immer und immer wieder. Ich kann dir sagen, ich habe getobt, ich habe geflucht, dann bin ich lethargisch geworden und habe nur mit den Schultern gezuckt, als meine Frau verschwand. Sie wollte nicht mehr mit einem Bullen Zusammensein, der keine Zeit hatte.«
    »Wo ist sie jetzt?«
    »Wo kann sie schon sein? Kalifornien, das amerikanische Paradies. Das Land der schönen Menschen, der gut gebauten Körper, der Surfer und Schaumacher.« Er hob die Schultern. »Ich mache mir nichts vor. Das ist Bullenlos.«
    »Sind Kinderda?« fragte Abe.
    »Zum Glück nicht. Ein Bulle, der hier seinen Job macht, sollte sich keine Kinder anschaffen. Sie könnten zu schnell zu Halbwaisen werden, verstehst du?«
    »Sicher.«
    »Und bei dir?«
    Abe winkte ab. »Ich bin und war auch noch nicht verheiratet.«
    »Gute Idee.«
    »Das kannst du so auch nicht sagen. Manchmal fände ich es schon besser, wenn ich mal nicht in eine leere Wohnung käme, sondern von einer Frau empfangen würde, mit der ich auch meine Probleme besprechen kann. Hast du irgendwelche Verhältnisse, dann spielt ihr euch nur gegenseitig etwas vor. Das geht dabei nie tiefer. Finde ich.«
    Costa hob die Schultern. »Kann schon sein. Jedenfalls wollte meine Frau davon nichts hören. Ich habe sie im Urlaub kennengelernt. War ein Fehler, sie zu heiraten.«
    Er hatte mit einem bestimmten Tonfall gesprochen. Für Abe stand fest, daß dieses Thema nun für ihn erledigt war.
    Es war eine wunderbare Nacht. Jetzt, wo die Hitze weg war, schien die Natur noch einmal auszuatmen und gleichzeitig Luft für einen neuen heißen Tag zu holen.
    Der Himmel sah aus wie eine dunkelblaue Leinwand. Darunter lag das Gelände, schwarz, kantig und wie gezeichnet. Die Berge, die Ebenen, die Canyons, dazwischen die kleinen Ortschaften und der breite Fluß. Rio Grande!
    Ein Fluß mit Geschichte, fast ein Teil des Wilden Westens und durch Stars wie John Wayne zu einem Denkmal hochstilisiert. Ein Gewässer der Legenden, der Gewalt, der Romantik, der Hoffnungen und Träume. Schon immer war er für viele arme mexikanische Landarbeiter die Grenze zu einer besseren Welt gewesen, daran hatte sich bis zum heutigen Tag überhaupt nichts geändert.
    Natürlich waren Abe Douglas und Manuel Costa nicht allein. Costa hatte seine Männer an strategisch wichtigen Punkten verteilt. Durch Sprechfunk waren sie miteinander verbunden, und das schmale Gerät lag auf den Knien des Polizisten.
    Meist kamen sie nach Mitternacht, wenn die Wachsamkeit der Aufpasser nachließ, aber diesmal sollten sie sich geschnitten haben, das hatten sich die beiden Männer fest vorgenommen.
    Costa bot Abe ein dünnes Zigarillo an.
    »Nein, danke.«
    »Darf ich rauchen?«
    »Bitte.«
    Costa deckte die Flamme mit der Hand ab. Wenig später schon paffte er die ersten Rauchwolken.
    Costa entspannte sich. Er war die Warterei eher gewohnt als der Mann aus New York, und Abe dachte auch an die Warnung, die ihm Costa mit auf den Weg gegeben hatte.
    Dieser Pablo Sidda war kein Einzelgänger. Er mußte es geschafft haben, sich eine Hausmacht aufzubauen, zahlreiche Männer arbeiteten für ihn, und er sollte angeblich etwas Besonderes sein. Einer, der unter einem großen Schutz stand, den die alten Götter liebten. Was genau darunter zu verstehen war, hatte Abe nicht herausfinden können, doch er rechnete mit Problemen, wenn sie Sidda einmal verhaftet hatten.
    Er sollte auf keinen Fall länger als nötig in der Grenzstation bleiben. Nach seiner Festnahme hatte Abe vor, ihn mit einem Hubschrauber nach Laredo zu bringen und ihn dort erst mal hinter Gitter zu stecken. Alles weitere würde und sollte sich dann ergeben.
    Der Kollege neben ihm hatte die Beine ausgestreckt. Er rauchte, hielt die Augen halb geschlossen und summte die Melodie eines alten mexikanischen Volkslieds vor sich hin.
    Nur so konnte er entspannen.
    Abe dachte da anders. Vom langen Sitzen war er steif geworden. Er mußte einfach aussteigen und seine Runde
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