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0570 - Satans Schergen

0570 - Satans Schergen

Titel: 0570 - Satans Schergen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Es war eine dunkle und stürmische Nacht, und Pierre Gaudelion stolperte förmlich über den Toten.
    Er konnte seinen Sturz nicht mehr abfangen. Er schlug lang hin, und mit ihm die prall gefüllten Plastiktüten, die er bei sich trug. Eine riß auf und verstreute ihren Inhalt über die Gasse.
    Pierre rollte sich herum, richtete sich halb auf und murmelte eine Verwünschung. Dann fahndete er nach seiner Taschenlampe und knipste sie an.
    Es war ein menschlicher Körper, über den er gestolpert war.
    Er sah gar nicht gut aus im Schein der einzigen Lichtquelle dieser Gegend. Am Himmel war kein einziger Stern auszumachen, und es herrschte Neumond. Die schmale Sichel schaffte es nicht mal ansatzweise, die tiefhängenden und jagenden Sturmwolken zu durchdringen.
    Von Straßenlaternen hatte man in dieser Gegend offenbar auch noch nie etwas gehört, aber Gaudelion und die anderen kataphiles waren auch gar nicht unglücklich darüber, daß hier tiefste Dunkelheit herrschte. So wurden sie nicht gesehen, wenn sie in die Pariser Unterwelt abstieg. In jene Welt unterhalb der Welt, die sie alle so faszinierte.
    Jetzt jedoch hätte Gaudelion eine Menge darum gegeben, hier mehr Licht zu haben.
    Mit dem Toten stimmte etwas nicht!
    Gaudelion fühlte, wie sich auf seinem Körper eine Gänsehaut bildete. Er berührte den Leichnam.
    Der Körper des Mannes war nackt, doch das war es nicht, was Gaudelion mehr und mehr in Entsetzen stürzte.
    Es war das, was er ertastete. Und das, was ihm das Taschenlampenlicht jetzt deutlich zeigte. Von einem Moment zum anderen war er wieder froh, daß es dunkel war.
    Daß er nicht alles sehen konnte…
    Er sprang auf und wich zurück.
    »Au diable!« murmelte er, denn wirklich nur ein Teufel konnte den Leichnam so zugerichtet haben!
    Ein Teufel, der noch mehr getan hatte, als diesen Mann einfach nur zu töten…
    Von dem Körper ging eine seltsame Leere aus. Da war etwas geblieben, das wieder ausgefüllt werden wollte.
    Unsichtbar griff etwas nach Gaudelion und seiner Seele.
    Er wirbelte herum.
    Die Sachen, die er mit hinab in die Katakomben hatte nehmen wollen, ließ er liegen.
    Er rannte in panischer Furcht davon, hoffte, daß das Unheimliche, das aus dem Leichnam nach ihm griff, ihn nicht mehr erreichen konnte.
    Es war ihm egal, daß er immer wieder gegen Hindernisse stieß und stürzte. Selbst dann noch, als er längst wieder in beleuchteten Straßen war.
    Plötzlich flammte grelles gelbes Licht vor ihm auf. Ein lauter, langgezogener Hupton, kreischende Bremsen.
    Der metallicschwarze Wagen war ins Schleudern geraten. Etwas traf Gaudelion und warf ihn auf den kalten Asphalt.
    Dann wurde es dunkel um ihn…
    ***
    Der Mann im Fond des Wagens wartete nicht, bis sein Chauffeur nach draußen sprang und ihm die Tür öffnete. Er stieg selbst aus und beugte sich über den Fußgänger.
    Drei Finger seiner linken Hand berührten die Stirn des Mannes.
    Der Chauffeur kam jetzt erst heran. »Monsieur, ich… ich kann nichts dafür! Er… er ist mir einfach vor den Wagen gelaufen, ich konnte ihn nicht sehen, ich… diese dunkle Kleidung… es ging alles so schnell…«
    »Seien Sie still. Ich weiß, daß Sie den Unfall nicht vermeiden konnten.«
    Der Bewußtlose zuckte leicht. Die Hand des Mannes, der einen schwarzen Seidenanzug mit einer auffälligen roten Krawatte trug, strich ganz langsam über den Körper des Unfallopfers, und plötzlich schlug der Mann die Augen auf.
    Mit einem gellenden Aufschrei wollte er aufspringen.
    »Langsam, mon ami«, sagte der Mann im Seidenanzug. »Ich bedaure den Unfall, doch Sie sind unverletzt. Kann ich etwas für Sie tun, um Sie für den Schrecken und den Zeitverlust zu entschädigen.«
    »Wer… wer sind sie?« keuchte Gaudelion.
    »Vielleicht - ein Menschenfreund, Monsieur Cormoran.«
    Gaudelion erblaßte. »Sie - Sie kennen… Sie wissen…?«
    »Ich weiß vieles, Cormoran. Nur nicht, was Sie so in Panik versetzt hat.«
    Er half Gaudelion beim Aufstehen.
    Nur sehr vorsichtig bewegte sich Pierre Gaudelion. Er fühlte sich tatsächlich unverletzt. Unsicher sah er den Fremden an.
    »Ich… in Panik?«
    »Ganz ohne Grund sind Sie mir doch nicht vor den Wagen gelaufen.«
    Gaudelion starrte nun auf die schwarze Limousine. Ein gewaltiger, großer Luxusschlitten, der nach einem Rolls-Royce aussah. Nein, eher nach einem Bentley. Beide Modelle waren ja baugleich, nur der Kühlergrill war beim Bentley abgerundeter, und statt der geflügelten Dame wurde er von einem gepfeilten »B«
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