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0570 - Satans Schergen

0570 - Satans Schergen

Titel: 0570 - Satans Schergen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gefaltet, daß eine Schlagzeile und ein Foto sichtbar oben lagen.
    Gaudelion zuckte zusammen, als er das Foto sah.
    »Anguille«, sagte Berenger überflüssigerweise. »Der ›Aal‹ ist tot.«
    »Ich weiß«, sagte Gaudelion.
    »Woher?«
    Gaudelion räusperte sich. »Ich war es, der ihn gefunden hat. Ich habe die Polizei alarmiert.«
    Zwei andere junge Männer ruckten hoch und sahen Gaudelion erstaunt an. »Du, Cormoran?« fragte einer.
    »Vor zwei Tagen«, sagte Gaudelion.
    Er stockte, als er sich an den entsetzlichen Fund erinnerte. Und an den seltsamen Fremden im schwarzen Anzug, der ihm so unheimlich geworden war…
    »Aber da sah er nicht so aus wie auf diesem Foto«, fuhr er langsam fort. »Ich habe ihn im ersten Moment überhaupt nicht erkannt. Aber ich weiß jetzt, daß er es war.«
    Gestern schon hatten die Zeitungen von einem mysteriösen Toten im Parc de Montsouris berichtet, aber auf Details hatten die Zeilenschinder verzichtet. Schon da hatte Gaudelion aber gewußt, daß es sich um »seinen« Toten handelte. Es war kaum vorstellbar, daß in der Nähe des alten, stillgelegten Eisenbahntunnels noch ein weiterer Toter gefunden worden wäre. Nicht in jener Nacht.
    Jetzt schrieb die Zeitung, der Tote sei identifiziert worden. Sein Name wurde erwähnt und ein Porträtfoto des Mannes veröffentlicht. Ja, es war der »Aal« gewesen.
    »Wie sind sie darauf gekommen?« fragte Gaudelion.
    Berenger alias »Robespierre« verzog das Gesicht. »Sarrate«, sagte er. »Seine Leute haben Anguille mal festgenommen, wie schon fast jeden von uns. Also hatten sie seine Fingerabdrücke in der Kartei. So einfach kann das gehen.«
    »Du hast vorhin gesagt, er hätte nicht so ausgesehen wie auf dem Foto«, warf Nikolas Rehmy alias »Catalyst« ein. »Was hast du damit gemeint?«
    Gaudelion fühlte, wie erneut seine Gänsehaut über seinen Rücken kroch.
    »Nun rede doch schon!« verlangte Rehmy.
    »Ihr würdet es mir ja doch nicht glauben«, murmelte Gaudelion bedrückt.
    Die Zeitungen hatten mit keinem Wort darüber berichtet, wie der Leichnam ausgesehen hatte. Es waren Fotos vom Fundort und von einer Menge Polizisten, die dort ihre Arbeit verrichteten, abgedruckt worden, aber nichts Konkretes über den entsetzlichen Zustand der Leiche. Entweder wac der Presse verboten worden, darüber zu berichten, oder man hatte Selbstzensur geübt.
    »Versuch’s trotzdem«, forderte Rehmy. »Vielleicht haben wir ja mehr Fantasie, als du uns zutraust.«
    Gaudelion schluckte.
    Er griff zu einem Kugelschreiber und halbierte das Gesicht auf dem Foto mit einem Längsstrich. Dann begann er auf der linken Hälfte die Konturen zu verändern - ein Totenschädel wurde daraus.
    »So hat er ausgesehen. Am ganzen Körper. Er war genau zur Hälfte ein Skelett«, sagte Gaudelion brüchig. »Mon dieu, so etwas habe ich noch nie gesehen. Ich weiß auch nicht, wie das möglich ist.«
    »Bist du sicher, daß du das nicht nur geträumt hast?« Rehmy zeigte Skepsis. »Oder vielleicht eine Täuschung? Ich meine, es war doch dunkel, als Anguille gefunden wurde - als du ihn gefunden hat. Zumindest«, fügte er hinzu, »stand es so in der Zeitung.«
    »Es war dunkel«, bestätigte Gaudelion. »Aber ich… ich bin erst nochmal zurückgegangen. Ich habe ihn… genau gesehen…«
    Obgleich ich ihn gar nicht genau sehen wollte. Aber der Unheimliche… die seltsame Helligkeit, die da plötzlich war…
    »Wer tut so etwas?« fragte Berenger rauh.
    Niemand wußte darauf eine Antwort.
    »Wann war Anguille zuletzt da unten? Und mit wem?« fragte Berenger. »Weiß einer etwas darüber, wie er verschwunden ist?«
    »Vielleicht war er allein.«
    »Unwahrscheinlich«, widersprach Rehmy. »Ich kannte ihn recht gut. Er ist nie allein gegangen. Dazu hatte er viel zuviel Angst. Er fürchtete immer, sich mal zu verlaufen und den Weg zurück nicht mehr zu finden. Deshalb hat er sich immer irgendeiner Gruppe angeschlossen.«
    Natürlich hatte Rehmy den Mann nicht wirklich gut gekannt. Nur seine »Alternativpersönlichkeit« in den Katakomben. Catalyst, der hatte Anguille gut gekannt, aber nicht Rehmy. Was wußte er schon über den Mann, der sich Anguille genannt hatte - und der jetzt tot war?
    Auch Cormoran hatte Anguille gekannt. Der »Aal« war eine Ausnahme unter den kataphiles gewesen. Normalerweise war jede Clique ein in sich geschlossenes Grüppchen. Man nahm zwar andere in die Gruppe auf, doch man pendelte nicht von einem Haufen zum anderen. Zumindest nicht einfach
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