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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes
Autoren: Karl Bleibtreu
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Viele ältere biologische Funde wirkten ja damals
auch umstürzlerisch, warum sollte nicht ein einziger Fund in Jukatans Urwald jede bisherige Meinung umstürzen?
Indessen lebt im jüngsten Gelehrtengeschlecht plötzliche Selbsterkenntnis, so heißt's im absonderlichen
»Kulturreich des Meeres« von Broeckman 1024: »Wenn noch der Bestätigung bedürfte, daß
Wissenschaft und Handel Kinder gleichen Geistes sind ... Gesichtspunkte der Utilität rücken an die Spitze, andere,
nicht so mechanischer Art, werden schroff unterdrückt.« Man braucht nur Keith »Religion eines
Darwinisten«, Russel »Was ich glaube« zu prüfen. Leider spenglert auch B. brüchiges
Klempnermaterial im echten Spenglerstil. Polynesische Meersagen, als ob nicht »terrestrische« Völker genau
so »solarisch« ins Weite dächten, verführen hier nur Täuschung eines neuen Forster,
Selbsterfahrung von Stevenson und J. London stärkte keineswegs diese falsche Insulanerromantik. Selbst heute noch
vollzieht sich Auf- und Abbau des lebendigen Körperlaboratoriums mit lauter unbekannten Stoffen, die jeder menschlichen
Chemiebehandlung spotten, und zwar mit unerhört geschmeidiger Geschwindigkeit. Lehrt die auch von Materialisten seit
Brewster verfochtene Lebensfähigkeit auf allen Planeten (Graphit in Meteoriten, Erdtageslänge auf Mars, Venus,
Jupiter) nicht indirekt, daß eine Idee Mensch sich überall organisch offenbaren kann unter verschiedensten
Bedingungen? Kein Erdteil läßt sich als Urheimat begutachten. Arlt schwärmt, in Atlantis seien die ersten
gefiederten Wesen aufgestiegen, doch der Archäopterix fand sich ja nur im silurischen Schiefer des Schwäbischen
Meeres, der Dinosaurier auch in Ostasien und Ostafrika. Anthropologen sind ein fideles Korps, wenn sie das Problem am
falschen Ende anfassen: so begegnet man in Rohrbachs Weltgeschichte der Marotte Richthofens, Turan sei Wiege der Menschheit,
weil ihm das Auffällige fünf ähnlicher Kulturzentren zwischen China und Hellas nicht entging und auch Osborne
deshalb Ostasien als Ausgangspunkt dekretierte, als ob Atlantis und Lemurien nie gewesen wären. Das alles ist nur
künstlicher Kausalitätsschluß, der Akzent darf nur liegen auf Gleichförmigkeit des Kulturfundamentes, d.
h. der Idee Mensch, doch das beweist nichts für gemeinsamen Ursprung von bestimmter Stelle, Völkerströme
konnten sich beliebig aus und nach jeder Richtung ergießen. Der 1913 entdeckte Ostafrikaner (schon früh von Rider
Haggard poetisch eingesegnet) stand gewiß in keiner Wanderbeziehung zu Ostasien, glich aber Aurignaciern »von
großem Hirn, heutigen Rassen überlegen« (Laing »Modern Science«). Evolutionswahn streckt noch
immer nicht die Waffen, trotzdem alle bisherigen Zeitfixierungen sich als kindisch erwiesen. [Fußnote]Eine naive
Doktorschrift steckt menschliches Bewußtsein auf »höchstens 100+000 Jahre« zurück, heutige
Ausgrabung verweist aber mexikanische Stadtkultur schon auf 500+000, in Jukatan wird man noch tertiäre Mayakunst
entdecken, jüngste Funde in Wüste Gobi zeigen menschliche Zeitgenossen der Dinosaurier. Einst schienen Bouchers'
und Bourgeois' Funde schon völlig umstürzend, Jollys Rennthierjäger von Perigord samt Elefas Meridionalis und
Mastodon von Chartres gehört mindestens gleicher Schicht wie der Affenüberrest von Orleans, nach Lyell darf man
keine Schicht als abschließend betrachten, der Mensch überlebte viele Tiergeschlechter (Gundry), Quatrefages
verneint Lemuren als Halbaffen, jedenfalls fehlen uns vier ganze Zwischengruppen. »Je kürzer man das Intervall
zurückschiebt, desto verhängnisvoller für allmähliche Entwicklung« (Pfaff), so daß Huxley
plötzlich den Menschen ins Vortertiär versetzte: die Natur mache plötzliche Sprünge. Damit sägt er
doch nur den Ast ab, auf dem seine geschwänzte Evolution hockt, denn Plötzlichkeit der Naturprozesse herrscht
völlig antidarwinistisch.
    Schon Ratzel meinte, daß große Weise die junge Menschheit leiteten. E. Dacquet, »Umwelt, Sage,
Menschheit« 1925 versteht Urweltsagen als historische Dokumente. Solchen Tiefschürfern scheint der Schimpanse nur
so des Menschen Vetter wie jedes andere Tier, da der Mensch als Wurzelnorm potentiell alles enthält, was in Tierwelt
»auseinandergelegt«. Dies nicht Neue (schon Paracelsus dachte so) gewinnt Neubeleuchtung durch Urformen. Der
Tyrannosaurus der Kreidezeit zeigt mit verlängerten Hinterbeinen einen ganz oder halb aufrechten Gang,
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