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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes
Autoren: Karl Bleibtreu
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fünffingrige
Extremitäten von Triasreptilien ähneln Kinderhänden, schon haben sie mehrfach Säugetiergebiß. Trug
der Adamit vielleicht Panzerhaut? Siehe unseren früheren Hinweis auf hörnernen Siegfried und Drachensymbol.
Für solche Analogien findet D. die Formel »Zeitsignatur«, Bedingungen der Lebensanpassung liegen sozusagen
in der Luft, Riesenvögel machen Federkleider zur Zeitmode, wobei Reptilhinterbeine sich in Flügelansätze
umwandelten. Indessen erinnern wir ans Hieroglyphenbild im Mayamanuskript, wo ein Vogel ein Reptil begattet: Gleichzeitigkeit
beider Gattungen und Promiskuität, also nichts wirklich Evolutionäres, sondern gleichsam allegorische
Verknüpfung. So konnte laut D. der Mensch das Reptilische aus sich »entlassen« und schon in
prämordialer Fischzeit lebten »dämonische« Menschen mit Fischschwanz. Schon im Gondwanaland, Lemuriens
Vorbildung, vermutet D. Kulturfähigkeit (Geheimlehre schreibt ja der 3. Rasse der Ritas sogar das Sanskrit zu), treffend
wies Frobenius schon Spenglers Flachheit zurecht, die Steinzeit sei ohne Stil und Physiognomie, das gilt natürlich auch
für noch frühere Epochen. Wenn der Urmensch »natursüchtig« mit unbewußtem Wissen begabt,
dessen Abbild das Scheitelauge, so kann nicht erst in der noachitischen Rasse, die auch D. als gerettete Atlantier erkennt,
das Großhirn sich gebildet haben, falls man dies als Sitz (richtiger Begleiterscheinung) bewußter Vernunft
auffaßt. Denn der Bruch zwischen Bewußt und Unbewußt vollzog sich offenbar schon in der atlantischen
»Zeitsignatur«. Obschon D. der Gelehrtenverstocktheit Zorniges sagt, huscht auch bei ihm Banal-Evolutionismus
hinein, ein Allegoriker sollte sich doppelt vor Ausfällen gegen Okkultismus hüten. Freudig begrüßt er
das »assyrische« (summerische) Gilgamesch-Epos, doch seine These vom ursprünglich fast körperlosen
Menschen könnte er viel kräftiger aus der Geheimlehre stützen. Daß die Katze ohne erkennbare Herkunft
plötzlich im Tertiär auftritt, erkennt die Sage als Gottgeschenk gegen Mäuseplage: all solche plötzlichen
Heilsamkeiten in Erfüllung eines Bedürfnisses sind eben undenkbar ohne Entgegenkommen höherer Mächte,
wobei D. planetarischen Umgebungseinfluß ganz außer acht läßt. Daß dem dämonischen
Urmenschen alles innen Geschaute sogleich plastisch werde, würde Entstehen aller Tierformen, auch der Anthropoiden,
metaphysisch erklären, doch ohne Beihilfe eines Weltpsycheäthers bleibt es undenkbar und würde erneut auf
anmaßliche Vergöttlichung des Menschen hinauslaufen. Und doch bleibt das Phänomen selber unbestreitbar, denn
von dämonischer Innenplastik blieben uns heute noch Kunstvision und Hellgesicht, also ist das unsichtbare Band noch
unzerschnitten. Der »Eiserne Mann«, wie eine Londoner Schrift die Zeitsignatur der Technik bezeichnet, verlor
scheinbar alles Dämonische, doch indem Dacquets Tiefgang aller Mechanik entschlossen den Rücken wendet, wird auch
sein Protest zur Zeitsignatur für plötzlichen metaphysischen Aufgang des Abendlandes.
     

 
5
    Ein Elefant würde Gott einen weltumspannenden Rüssel verleihen, Plato prophezeite einen Menschen, in dem die
Idee sich leibhaftig mache, Kingsley meinte, Gott habe sich mal als Christos internieren müssen: so einseitig bleibt
jede Dogmatik des Religiösen, wenig verändert bei Christ und Nichtchrist. Die Diana der Epheser war so
wundertätig wie ein Lorettobild, Kybele-Korybanten entmannten sich so brünstig wie Herrnhuterekstase, Pilgern zu
Buddhas Fußspuren gleicht Wallfahrt zum heiligen Rock von Trier. Kardinal Newman »Apologie« verzweifelt:
die Schlechtigkeit der Welt strafe Gott Lügen, dessen er doch so sicher sei wie seines eigenen Ichs! Bist du dessen so
sicher? Solche Identifizierung möchte Gott als Hausknecht der kleinen Erde anstellen und gibt den Herren von der
Wissenschaftscouleur noch einige Points der Selbstanbetung vor. Denn so wenig Professorenweisheit Weltwirklichkeit, so noch
weniger die Menschheit schon »die Welt«, ihr kann die Kirche nicht Gewalt antun. Strauß rühmte 1839
Schleiermachers »Freihalten des Ichs«, als ob ein kirchlich gebundenes Ich frei sein könnte. Vom Leipziger
Allerlei, Mixed Pickles und Hors d'œuvres moderner »liberaler« Theologie behält man erst recht einen
leeren Magen, heute unterhält sie sich nur historisch, wie dies oder das Konzil den Heiligen Geist auffaßte, was
bei solcher Geistverlassenheit seine
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