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Der Aufgang Des Abendlandes

Titel: Der Aufgang Des Abendlandes
Autoren: Karl Bleibtreu
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legitimen Geschwistern) läßt sich nicht mal behaupten, daß Geniale als »Kinder der Liebe« das
Licht erblicken. Der eine ist ein Erstgeborner, wie Friedrich, der andere ein Drittgeborener, wie Napoleon. Für jede
Veränderung der Spezies – und dieses ist die denkbar größte – sind also Kräfte wirksam, die
sich jeder Wahrnehmung entziehen. Beobachtung der Amöben enthüllt die ungeheuerliche Fruchtbarkeit des lebendigen
Stoffes, dessen Eigentümlichkeit im Gegensatz zu allen chemischen Substanzen darin besteht, daß er wächst und
sich vermehrt. Tolstois Abstinenzpropaganda rechnet nicht damit, daß Zeugung, Wachstum, Vermehrung mit dem
Lebensprinzip identisch sind, weshalb Umwertung nur möglich wäre, wenn diese Grundgesetze aus dem Sinnlichen ins
rein Psychische übertragen würden. Das setzt freilich voraus, daß dem sonst unvermeidlichen Aussterben des
Homo sapiens eine Wiederverjüngung entgegenarbeitet, die den spiritualisierten Menschen, ohne daß er sich
fortpflanzt, irdisch unsterblich macht, solange er dies wünscht. So behauptet ja Indien für seine Mahatmas.
Für solche Möglichkeit liegen experimentelle Analogien vor, insofern man niedere Lebewesen, als sie zu vergreisen
und sterben begannen – Selbstreparatur der Lebensmaschine ist nur zeitweilig – durch Salz, Alkohol, Fleischsaft,
Amputierung tatsächlich verjüngte. [Fußnote]Menschenverjüngungsversuch ist theoretisch nichts neues,
indessen könnte physische Verjüngung nur temporär sein. Die indische Trainierung psychischer Kräfte, wozu
auch geschlechtliche Abstinenz gehört, bezweckt dagegen dauerndes Fernhalten von Alter und Tod und es ist viel
wahrscheinlicher, daß auf diesem Wege etwas erreicht werden kann. Was bei niedern Lebestufen wirksam, kann die
psychisch orientiertere Menschenform wenig beeinflussen. Monotonie scheint Ursache des Verfalls, Stimulanzien tun Wunder,
wodurch sich das hohe Alter vieler Genialen und ihre unermüdliche Jugendlichkeit erklärt, die sich fortwährend
durch ihr Schaffen stimulieren. Roher Materialismus, der psychischer Stimulanzen entbehrt, ist früher Greisenhaftigkeit
verfallen. Die rastlose Aufbietung von Energie in unablässiger Bewegung, wie man sie bei allen Amöben beobachtet,
ist an sich noch keine Verschwendung, sondern Stärkung der Lebenskraft, doch sie bedarf der Auffrischung, wie sie das
materielle Dasein in ewiger Einförmigkeit dem Menschen nicht gewährt. Deshalb verteidigten sich schon die
prähistorischen Menschen gegen die Depression durch erstaunlich heftigen Kunsttrieb.
    Die Oberflächenatmosphäre, die jede Materiemasse von der andern trennt, enthält und verbraucht, wie
physikalisch festgestellt, den Hauptteil der molekularen Energie. Dem entspricht das Od oder die Astralathmosphäre um
den Menschen, welche Strahlenkräfte anhäuft, um das Leben zu schützen und ihm eine individuelle Färbung
zu geben. (Vgl. die photographischen Experimente des Colonel de Rochas.) Daraus folgert, daß wir die von uns
ausgestrahlte Kraft weder selber wahrnehmen noch im Bewußtsein tragen. All dies vollzieht sich mit kausaler
Notwendigkeit, gleichwie die scheinbar freie Wahl und Absicht, wenn eine Amöbe gute und unnütze Nahrung
unterscheidet oder eine Infusorie auf Hemmungsreize beweglich reagiert. Acht Jahre nach Darwins »Origin of
species« theoretisierte Huxley über physische Lebensbasis, daß jede Handlung nur eine Folge von
Molekularbewegungen des Protoplasmas sei, »auch die Gedanken, die ich äußere, und eure Gedanken dazu«.
Daß Huxley sich einbildet, Moleküle seien verantwortlich für Gedanken, ist bemitleidenswürdig, weil er
damit die allgemeinen kosmischen Einflüsse ausschließt, welche die sichtbare Mechanik berichtigen und sie der
unbewußten Vorbestimmung anpassend unterwerfen. Moleküle sind nichts Stabiles, sondern nur ein gegebener
Ausgangspunkt für eine durch viele andere Eingriffe bestimmte Bewegung.
    Was ist Augenschein? Die Erde ist flach, die Sonne geht am Horizont auf und unter! Warnt dies Trugbild umsonst? Aber
zweifelt man heute nicht auch an wirklicher Kugelform der Erde? Man glaubt sich der Sonne verpflichtet, doch die Erde erzeugt
selbst ihre Wärme durch magnetische Reibung. Gas verdichtet sich, das nennt man Körper, doch Gas bleibt eben Gas
und jeder Körperbegriff daher mehr oder minder relative Illusion. Laut Flammarions Urania haben Planeten pro Stunde 7
Millionen Meilen Geschwindigkeit, keine Sonne ist also ein
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