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Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Die Frequenz: Thriller (German Edition)

Titel: Die Frequenz: Thriller (German Edition)
Autoren: Christopher Ride
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1.
    Die Berufenen sind die Glücklichen;
    sie haben nicht die Last der Entscheidung
    und darum nicht die Ablenkung des Rückzugs.
    – Barton Ingerson
Houston, Texas
Post Oak Towers, Gebäude 2, Dachgeschoss – 35. Etage
25. November 2012
Ortszeit: 6.51 Uhr
Unternehmen Jesaja – erster Tag
    Ein intensives Licht tränkte den Morgenhimmel in Rosa, Gelb und Orange. Sekunden vor dem neuen Sonnenaufgang verblasste das lebhafte Farbenspiel. Goldene Strahlen schossen vom Horizont empor, besiegten das letzte Dunkel, und die Sonne stieg über die Landschaft. Die Metropole Houston, die viertgrößte Stadt der Vereinigten Staaten, erwachte aus dem Schlummer. Pkw und Lastwagen füllten die Straßen. Menschen eilten über die Bürgersteige. Alles bewegte sich voller Unrast. Es war wie an jedem anderen Tag.
    Hoch oben auf einem Wolkenkratzer der Innenstadt gab es einen ungewöhnlichen Luftwirbel.
    Blitzend öffnete sich ein Zeitportal.
    Zwei rote Elektronen erschienen wie aus dem Nichts und umkreisten einander, lautlos über dem Boden schwebend. Während sie an Größe und Helligkeit zunahmen, verdoppelten sie sich, wurden vier, dann acht, und das Muster der Rotation wurde komplexer. Immer wieder verdoppelten die Elektronen Anzahl und Geschwindigkeit, bis sie zu Tausenden durcheinanderschwärmten.
    Im dreiunddreißigsten Stock von Gebäude 1 der Post Oak Towers ließ eine Büroangestellte ihre Kaffeetasse sinken. Vom Dach des Wolkenkratzers gegenüber ging roter Schein aus. Fasziniert von der zunehmenden Helligkeit lief sie zum Spiegelglasfenster und starrte offenen Mundes hinüber. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Sie kniff leicht die Augen zusammen, um klarer zu sehen. Was ist das?, fragte sie sich.
    Der Nebel der wirbelnden Elektronen knisterte, während aus ihrer Mitte Streifen von Hochspannungselektrizität herausgeschleudert wurden. Ein Metallgeländer begann zu glühen, als der heftige Wind extreme Temperaturen erreichte. Auf dem Dach vibrierte alles. Farbe blätterte ab. Der Asphalt warf Blasen. Die roten Elektronen ballten sich dichter zusammen und bildeten einen leuchtenden Tornado. Das Phänomen pulsierte mit ungeheurer Energie, bis es detonierte, begleitet vom Getöse etlicher Donnerschläge.
    Die Frau, die von ihrem Bürofenster aus das Geschehen beobachtete, war fassungslos, als die Hitze der Explosion ihr Gesicht traf. Schützend warf sie die Arme hoch und ließ die Tasse los, die in Zeitlupe fiel und einen lethargischen Weg in die Tiefe nahm, ehe sie vor ihren Füßen auf dem Teppich aufprallte. Heiße Tropfen der braunen Flüssigkeit – kleine perfekte Kugeln – wurden in gemächlichem Bogen aus der Tasse geschleudert und landeten sanft auf dem Fußboden.
    Alles in der Stadt bewegte sich zum Klang eines tiefen Dröhnens mit einem Viertel der normalen Geschwindigkeit.
    Dabei wurden die nunmehr Millionen roter Elektronen Tausende Meter weit in sämtliche Richtungen gesprengt. Eines nach dem anderen schwangen sie in einer vorherbestimmten Bahn zurück zum Ausgangspunkt und vereinten sich zu einer fließenden Masse, aus der eine Gestalt materialisierte. Diese Gestalt, die menschliche Umrisse zeigte, bildete sich von innen nach außen: Knochenmark, Knochen, Muskeln, Haut, Kleidung.
    Nachdem sämtliche Elektronen aufgenommen waren, war ein schwarz gekleideter Mann zu sehen. Er hing mit ausgebreiteten Armen in der Luft. Der heiße Wind, der wie ein Tornado um ihn her wirbelte, hielt ihn in der Schwebe und zerrte an seinen Haaren. Doch die sengende Temperatur machte ihm nichts aus.
    Begleitet von einem goldenen Lichtblitz legte sich der Wind, und der Mann fiel wenig elegant rücklings auf den schwelenden Asphalt. In diesem Augenblick schlug die Zeit zu normaler Geschwindigkeit um, der Lärm der Stadt schwoll zum gewohnten Maß an.
    Der Transport war abgeschlossen.
    Im Büro blickte die Frau fassungslos auf die Kaffeetasse am Boden. Was war geschehen? Ihr Blick schweifte zum gegenüberliegenden Dach. Der rote Schein war erloschen. Sie fasste sich an die Stirn – sie hatte Brandblasen auf der Haut.
    Auf dem Dach lag blass und reglos ein Zeitreisender. Über ihm schwebte weißer Rauch in der stillen Morgenluft. Plötzlich überzog ein feines Netz von Blitzen seinen leblosen Körper und bewirkte, dass seine Augen sich unter den Lidern hin und her bewegten. Seine linke Hand zuckte, dann die rechte. Seine Brust schwoll an, als er einatmete. Dann schlug er die Augen auf.
    Wilson Dowling war erfolgreich fast siebzig
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