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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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aus. Griessel stieg auf
     der anderen Seite des Nissans aus.
    Vier Männer näherten sich vom Minibus her – einer war groß und breit, deutlich größer als die anderen. Der Pajero hielt hinter
     ihnen. Thobela stand neben dem Wagen, vier vor, zwei hinter ihnen. Er hörte ihre Schritte auf dem Kies, roch den Staub, den
     Fluß und den Fisch auf den Booten, hörte die Wellen des Meeres. Er bemerkte, wie steif sein Körper war, aber die Müdigkeit
     war verflogen, seine Arterien waren voll Adrenalin. Die Welt schien in Zeitlupe abzulaufen, als gäbe es mehr Zeit zum Denken
     und Handeln.
    Das Quartett kam auf ihn zu. Der Große betrachtete ihn von oben bis unten.
    »Du bist der Speermann«, sagte er, als würde er ihn wiedererkennen. Er war so groß wie Thobela, mit schwarzem glattem Haar
     bis zu seinen breiten Schultern. Er trug keine Waffe. Die anderen hatten Maschinenpistolen.
    »Wo ist meine Tochter?« fragte Griessel.
    »Ich bin der Speermann«, sagte Thobela. Er wollte die Aufmerksamkeit auf sich konzentrieren; er wußte nicht, wie stabil Griessel
     war.
    |405| »Mein Name ist César Sangrenegra. Du hast meinen Bruder getötet.«
    »Ja. Ich habe deinen Bruder getötet. Du kannst mich haben. Laß das Mädchen und den Polizisten gehen.«
    »Nein. Es wird
Justicia
geben.«
    »Nein, du kannst …«
    »Halt die Schnauze, Schwarzer.
Justicia
. Weißt du, was das heißt? Er hat eine Falle für Carlos gestellt, der Polizist. Soll ich jetzt zurück zu meinem Vater gehen
     und sagen, ich hätte ihn nicht getötet? O nein! Ich will, daß du eines weißt, Polizist, bevor du stirbst. Ich will, daß du
     weißt, daß wir deine Tochter gefickt haben. Ordentlich. Sie ist jung. Es war ein guter Fick. Und wenn du tot bist, ficken
     wir sie noch einmal. Und noch einmal. Wir ficken sie so lange, wie sie am Leben bleibt. Hast du verstanden?«
    »Ich bringe dich um«, sagte Griessel, und Thobela konnte hören, daß er kurz davor stand auszurasten.
    Sangrenegra lachte über Griessel und schüttelte den Kopf. »Du kannst nichts tun. Wir haben dein Kind. Und wir finden auch
     die weiße Hure. Die Lügen über Carlos erzählt. Die unser Geld stiehlt.«
    »Du bist ein Feigling«, sagte Thobela zu César Sangrenegra. »Du bist kein Mann.«
    César lachte ihm ins Gesicht. »Willst du, daß ich dich angreife? Daß ich die Geduld verliere?«
    »Ich will, daß du dein Leben verlierst.«
    »Glaubst du, ich kann den Speer hinter deinem Rücken nicht sehen? Glaubst du, ich bin so blöd wie mein Bruder?« Er drehte
     sich um, zu einem seiner Schläger. »
Déme el cuchillo

    Der Mann zog ein Messer aus einer langen Scheide an seiner Hüfte. César nahm es. »Ich werde dich langsam töten«, sagte er
     zu Thobela. »Jetzt zieh diesen Speer raus.«

|406| 46
    Als Superintendent Boef Beukes weg war, ging sie ins Schlafzimmer, wo ihre Sachen waren.
    Sie öffnete ihre Handtasche, zog ihren Ausweis heraus und legte ihn aufs Bett. Sie nahm ihre Geldbörse heraus, Zigaretten
     und ein Feuerzeug. Sie schloß die Tasche und hob ihr Kleid. Sie schob den Ausweis und die Geldbörse vorn in ihr Höschen, behielt
     die Zigaretten in der Hand.
    Sie ging zur Haustür und sagte: »Ich geh raus, eine rauchen.«
    »Hinten«, sagte der mit dem Schnauzbart. »Wir wollen nicht, daß Sie vorn rausgehen.«
    Christine nickte, ging durch die Küche und zur Hintertür hinaus. Sie schloß sie hinter sich.
    Im Garten standen Obstbäume. Das Gras war lang. Eine Betonmauer umgab das Grundstück. Sie ging direkt auf die Mauer zu. Sie
     legte ihre Zigaretten auf den Boden und schaute an der Mauer hoch. Sie atmete tief durch und sprang. Sie bekam die Oberseite
     der Mauer zu fassen. Sie zog sich hoch, schwang ein Bein hinüber. Die Kante der Mauer hart unter ihrem Knie.
    Sie stemmte ihren Körper auf die Mauer. Dahinter lag ein weiterer Garten. Gemüse in ordentlichen Reihen. Sie sprang, landete
     im Schlamm eines nassen Gemüsebeetes. Sie stand auf. Eine ihrer Sandalen blieb im Schlamm kleben. Sie zog sie heraus und schlüpfte
     wieder hinein. Sie ging um das Haus herum nach vorn.
    Sie hörte die Pfoten des Tiers auf dem Zement, bevor es um die Ecke kam. Ein großer brauner Hund. Er bellte tief und ging
     ein bißchen zurück, genauso ängstlich wie sie. Sie hob ihre Hände schützend vor sich. Der Hund blieb stehen, knurrte, zeigte
     seine großen scharfen Zähne.
    »Hallo, Hündchen, hallo«, sagte sie.
    Sie starrten einander an, der Hund versperrte ihren Weg um das Haus
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