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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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dann öffneten sie
     eine Reihe Schlösser an der Haustür.
    Sie hörte schwere Schritte, dann stand der großgewachsene Mann mit dem Hütchen da und sagte: »Wir müssen reden.«
    Er setzte sich in den Sessel, der ihr am nächsten stand, und die beiden Zeugenschutz-Detectives blieben in der Tür stehen.
    »Macht sie nicht nervös, Jungs«, sagte Beukes.
    Unsicher zogen sie sich zurück. Sie hörte, wie die Hintertür sich öffnete und schloß.
    »Wo ist das Geld?« fragte er, als es still im Haus war.
    »
Welches
Geld?« Ihr Herz schlug in ihrem Hals.
    »Sie wissen, wovon ich rede.«
    »Nein.«
    »Wo ist Ihre Tochter?«
    »Fragen Sie Carlos!«
    »Carlos ist tot, du Schlampe. Und er hatte deine Tochter auch nie.
Du
weißt das, und
ich
weiß das.«
    »Wie können Sie so etwas
sagen
?« Sie begann zu weinen.
    »Sparen Sie sich Ihre verdammten Tränen! Die bringen bei mir nichts. Sie sollten bloß verdammt dankbar sein, daß ausgerechnet
     ich ihm gestern morgen gefolgt bin. Wenn es einer von den anderen gewesen wäre …«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden …«
    »Ich werde Ihnen erklären, wovon ich rede. Das Team von vorgestern sagte, Sie sind in seinem BMW mit ihm nach Hause gefahren.
     Und mitten in der gottverdammten Nacht fahren Sie mit dem Taxi bei ihm los, Sie haben einen Haufen Tüten von
Pick and Pay
dabei, und Sie haben es irre eilig. Was war in den Tüten?«
    »Ich habe Abendessen für ihn gekocht.«
    »Und Sie haben alles wieder mit nach Hause genommen?«
    »Was ich nicht verbraucht habe.«
    »Sie lügen.«
    »Ich schwöre.« Sie weinte, und die Tränen waren echt, denn die Angst war zurückgekehrt.
    |403| »Ich weiß nur nicht, wo Sie mit dem verfluchten Taxi hingefahren sind. Denn meine bescheuerten Kollegen sind nicht auf die
     Idee gekommen, jemanden hinter Ihnen her zu schicken. Deren Job war schließlich,
ihn
zu beschatten. So ist das mit den Polizisten heutzutage. Verfluchte schwarze Idioten. Aber gestern war es anders, denn ich
     saß im Sattel, meine Liebe. Und Carlos fuhr los, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen, direkt zu Ihrer kleinen Wohnung.
     Zehn Minuten später kommt er mit einem roten Fleck im Gesicht raus, aber nirgends war ein Kind zu sehen. Und eine Minute später
     dreht sich im Funk alles um Sangrenegra, und bevor ich irgend etwas tun kann, ist ein Sondereinsatzkommando da, und die Abteilung
     Gewaltverbrechen, und was weiß ich wer noch alles. Aber eins weiß ich: Ihr Kind war nicht bei ihm. Nicht vorgestern nacht,
     nicht gestern morgen. Und von dem Geld in seinem Depot fehlt ein Haufen Rand. Nur Rand. Warum, frage ich mich, würde jemand
     bei all den Dollars, Euro und Pfund bloß südafrikanische Rand mitnehmen? Ich schätze, das war ein Amateur. Jemand, der sich
     nicht mit Geldwechseln auskennt. Jemand, der Zeit hatte, zu überlegen, was sie klauen wollte. Was sie brauchen konnte. Was
     sie in Einkaufstüten von
Pick and Pay
wegtragen kann.«
    Ihr fiel etwas ein, und, ohne weiter nachzudenken, fragte sie: »Woher wissen Sie denn, daß Rand fehlen?«
    »Fick dich, du Hure. Ich sage dir, es ist noch lange nicht vorbei. Jedenfalls nicht für
dich

     
    Griessels Handy klingelte. Er ging ran und sagte zu Thobela: »Sie sagen, wir sollen langsamer fahren.«
    Er fuhr langsamer. Der Nissan rumpelte über den Kiesweg. Hinter ihnen leuchteten die Scheinwerfer des Pajeros durch den Staub.
     Die Lichter Witsands glitzerten am Breede River linker Hand.
    »Er sagt, wir sollen am Straßenschild links abbiegen.«
    Er wurde noch langsamer, entdeckte ein Schild mit der Aufschrift
Kabeljoubank
. Er blinkte und bog ab. Die Straße, |404| schmal zwischen zwei Grenzzäunen, führte hinunter zum Fluß. Im Rückspiegel sah er den Pajero hinter ihnen.
    »Ganz ruhig?« fragte Thobela den Detective.
    »Ja.«
    Er spürte das Kribbeln in sich, jetzt waren sie nah dran.
    Im Scheinwerferlicht sah er drei, vier Boote auf Hängern. Zwei Autos. Einen Minibus und einen Bakkie. Leute. Er blieb hundert
     Meter von den Fahrzeugen entfernt stehen, drehte den Schlüssel, und der Motor des Nissans ging aus. Absichtlich ließ er die
     Scheinwerfer an.
    »Steigen Sie aus und verstecken Sie Ihre Pistole«, sagte er und griff nach dem Assegai, schob es hinter seinen Hals, unter
     sein Hemd. Im Auto war kaum genug Platz, der Winkel war zu steil. Er hörte, wie die Klinge den Stoff seines Hemdes zerriß,
     spürte die Eiskälte des Metalls an seinem Rücken. Besser ging’s nicht. Er öffnete die Tür und stieg
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