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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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antworten, als müßte er über die Bedeutung ihres Gesprächs nachdenken. »Achtzehn.«
    Thobela wurde klar, daß der Weiße Hoffnung hegte, und er wußte, das hätte er auch getan, wenn er in derselben Lage wäre. Denn
     etwas anderes blieb einem nicht übrig.
    »Ich werde Ihnen helfen«, sagte er.
    »Ich brauche Ihre Hilfe nicht.«
    »Doch.«
    Griessel antwortete nicht.
    »Glauben Sie wirklich, die werden sagen: ›Vielen Dank, hier ist Ihre Tochter, Sie können jetzt gehen‹?«
    Schweigen.
    »Es ist Ihre Entscheidung, Polizist. Ich kann Ihnen helfen. Aber es ist Ihre Entscheidung.«
     
    Elf Minuten nach sieben Uhr morgens hämmerte er gegen ihre Tür. Sie hatte gewußt, daß er das tun würde. Sie öffnete, und er
     stürzte herein, packte sie am Arm und schüttelte sie.
    »Warum hast du das getan? Warum?« Sein Griff tat weh, und sie schlug ihm mit der linken Hand gegen den Kopf.
    »Du Nutte!« schrie Carlos und ließ ihren Arm los, dann schlug er ihr mit der Faust gegen die Augenbraue. Sie stürzte beinahe,
     hielt aber doch das Gleichgewicht.
    »Du Arschloch!« schrie sie, so laut sie konnte, und schlug wieder mit der Faust nach ihm. Er riß seinen Kopf zur Seite und
     klatschte ihr die flache Hand auf das Ohr. Es klang in ihrem Kopf wie ein Kanonenschuß. Sie schlug zurück, diesmal traf sie
     mit der Faust seinen Wangenknochen.
    »Du Nutte!« kreischte er wieder mit seiner schrillen Stimme. Er packte ihre Hände und riß sie zu Boden. Ihr Hinterkopf schlug
     gegen den Schrank, und einen Augenblick lang war ihr schwindelig. Sie zwinkerte, er stürzte sich auf sie. »Du verfluchte Nutte!«
     Er schlug sie immer wieder. Sie riß eine Hand aus der Umklammerung und kratzte ihn.
    |395| Er packte ihr Handgelenk und starrte sie an. »Du magst das, du Nutte! Carlos kann sehen, daß du magst das.«
    Er hielt ihre beiden Hände über ihrem Kopf fest. »Das wird dir noch viel besser gefallen«, sagte er und packte ihr Nachthemd
     auf Brusthöhe, riß daran.
    »Besorgst du es mir wenigstens richtig?« sagte sie. »Denn das wäre das erste Mal, du Arschloch.«
    Er schlug sie wieder, und sie schmeckte Blut.
    »Du kannst nicht ficken. Du bist der schlechteste Stecher auf der ganzen Welt!«
    »Halt die Schnauze, du Nutte!«
    Sie spuckte nach ihm, spuckte Blut und Speichel auf sein Hemd und sein Gesicht. Er packte ihre Brust und drückte zu, bis sie
     vor Schmerzen schrie. »Magst du das, du Hure? Magst du das?«
    »Ja. Jetzt kann ich dich wenigstens fühlen.«
    Er drückte weiter. Sie schrie.
    »Warum hast du mir Schlaftabletten gegeben? Warum? Du hast mein Geld gestohlen! Warum?«
    »Ich habe dir Schlaftabletten gegeben, weil du so ein beschissener Stecher bist. Darum.«
    »Zuerst werde ich dich ficken. Dann werde ich mein Geld finden.«
    »Hilfe!« rief sie.
    Er drückte eine Hand über ihren Mund.
    »Halt die Schnauze!«
    Sie biß in seinen Handballen. Er schrie und schlug wieder nach ihr. Ihr Kopf zuckte zur Seite, und sie schrie: »Hilfe, bitte,
     helft mir!«
    Sie konnte eine ihrer Hände befreien, wand sich, schlug, kratzte und schrie. Eine Männerstimme hallte von draußen herein oder
     den Flur entlang, sie war nicht sicher. »Was ist los?«
    Carlos hörte es. Er stieß sie mit beiden Händen gegen die Brust und stand auf. Er war außer Atem. Seine Wange war geschwollen.
    |396| »Ich komme wieder«, sagte er.
    »Versprich mir bloß, daß du mich dann anständig fickst, Carlos. Versprich mir das, du elendes Arschloch.« Sie lag am Boden,
     nackt, sie keuchte und blutete. »Bloß einmal.«
    »Ich bring dich um«, sagte er, taumelte zur Tür und öffnete sie. »Du hast mein Geld gestohlen. Ich bring dich um.« Dann war
     er verschwunden.
     
    Hinter Plettenberg Bay fragte er Griessel: »Wo sollen Sie mich hinbringen?«
    »Die werden es mir sagen, wenn wir in George sind. Die rufen wieder an.«
     
    Sie betrachtete sich im Spiegel, bevor sie die Polizei rief. Sie blutete. Die linke Seite ihres Gesichts war rot, geschwollen.
     Über ihrer Augenbraue hatte sie eine Platzwunde. Auf ihren Brüsten waren dunkelrote Fingerabdrücke zu sehen.
    Perfekt.
    Sie zog ihr Handy heraus und setzte sich auf das Sofa. Sie schaute die Nummer nach, die sie gestern eingespeichert hatte.
     Ihre Finger funktionierten gut. Sie schaute auf das Handy. Es zitterte nicht.
    Sie ließ den Kopf sinken, sie versuchte den Schmerz, die Demütigung, die Wut, den Haß und die Angst zu spüren. Sie holte tief
     Atem und ließ innerlich los. Zuerst kam
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