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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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nur eine einzelne Träne, dann noch eine und noch eine. Bis sie ordentlich weinte.
     Dann drückte sie den Wahlknopf.
    Es klingelte sieben Mal. »South African Police Services, Caledon Square. Wie können wir Ihnen helfen?”
     
    Das Handy des Polizisten klingelte, als sie an einer Ampel in Knysna standen.
    Griessel sprach leise, und Thobela konnte nicht hören, was er sagte. Das Gespräch dauerte keine Minute.
    »Wir sollen weiterfahren«, sagte er schließlich.
    »Wohin?«
    |397| »Swellendam.«
    »Warten sie dort?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Ich muß meine Beine strecken.«
    »Erst raus aus der Stadt.«
    »Glauben Sie, ich will abhauen, Griessel? Glauben Sie, ich werde aus dieser Situation weglaufen?«
    »Ich glaube gar nichts.«
    »Die haben Ihre Tochter, weil ich Sangrenegra umgebracht habe. Es ist meine Verantwortung, das in Ordnung zu bringen.«
    »Wie wollen Sie das anstellen?«
    »Wir werden sehen.«
    Griessel dachte darüber nach, dann sagte er: »Halten Sie, wann Sie wollen.«
    Siebzig Kilometer weiter, auf den langen gewundenen Kurven der N2 zwischen George und Mossel Bay fiel etwas neben Thobela
     auf den Vordersitz. Als er hinschaute, lag dort das Assegai. Die Klinge stumpf im Licht des Armaturenbretts.

45
    Zuerst kamen uniformierte Polizisten, und sie weinte hysterisch und schrie: »Er hat mein Kind. Er hat meine Tochter!« Sie
     fragten nach Informationen und versuchten, sie zu beruhigen.
    Mehr Polizisten. Sie riefen einen Krankenwagen. Plötzlich war ihre Wohnung voller Leute. Sie weinte unkontrollierbar. Ein
     Sanitäter säuberte ihr Gesicht, während ein schwarzer Detective sie befragte. Er sagte, er heiße Timothy Ngubane. Er setzte
     sich neben sie, und sie erzählte schluchzend ihre Geschichte, während er sich Notizen machte und ernsthaft erklärte: »Wir
     werden Ihre Tochter finden, Ma’am.« Dann rief er Befehle, und es wurden wieder weniger Leute.
    Später kamen die beiden vom Sozialamt, und dann ein großgewachsener Mann mit einem Western-Province-Hütchen, der kein Mitleid
     zeigte. Er ließ sie ihre Geschichte wiederholen. |398| Er machte sich keine Notizen. Irgendwann kam der Augenblick, an dem ihr klarwurde, daß er ihr nicht glaubte. Er schaute sie
     mit einem verträumten Lächeln an, das nur einen Augenblick dauerte. Ihr Herz erstarrte. Warum glaubte er ihr nicht?
    Als sie fertig war, erhob er sich und sagte: »Ich lasse zwei Männer hier bei Ihnen. Vor Ihrer Tür.«
    Sie schaute ihn fragend an.
    »Wir wollen doch nicht, daß Ihnen etwas zustößt, oder?«
    »Aber haben Sie Carlos nicht verhaftet?«
    »Haben wir.« Wieder dieses kleine Lächeln, als teilte er ein Geheimnis mit ihr.
    Sie wollte Vanessa anrufen, um zu hören, wie es Sonia ging, und sie wollte hier weg. Weg von all diesen Leuten und der Aufregung,
     weg von der entsetzlichen Anspannung, denn noch war es nicht vorüber.
    Ein weiterer Detective. Sein Haar zu lang, wirr. »Ich bin Benny Griessel«, sagte er und hielt ihr die Hand hin. Sie schüttelte
     sie und schaute ihm in die Augen, und dann sah sie weg, weil sie das Gefühl hatte, er könnte durch sie hindurchsehen. Als
     sähe er alles. Er nahm sie mit hinaus auf den Balkon und stellte ihr mit sanfter Stimme Fragen, voller Mitgefühl, so daß sie
     ihn am liebsten umarmt hätte, aber sie konnte ihm nicht in die Augen schauen.
     
    Sie bogen von der N2 ab und fuhren nach Swellendam hinein. Mitten in der Stadt befand sich eine Tankstelle, verlassen um diese
     Zeit.
    Als Griessel ausstieg, sah Thobela, daß er die Z88 nicht in der Hand hielt. Er stieg ebenfalls aus. Seine Beine waren steif,
     seine Schultermuskeln verkrampft. Er streckte die Glieder, spürte die Erschöpfung, seine rotbrennenden Augen.
    Griessel ließ den Nissan volltanken. Dann trat er neben Thobela, er sagte nichts, schaute ihn nur an. Der Weiße sah fertig
     aus. Schatten unter den Augen, tiefe Furchen im Gesicht.
    »Die Nacht ist zu lang«, sagte er zu Griessel.
    Der Detective nickte. »Es ist fast vorbei.«
    |399| Thobela nickte zurück.
    »Ich wollte Ihnen sagen, daß wir Khoza und Ramphele haben«, sagte Griessel.
    »Wo?«
    »Die beiden wurden gestern abend in Midrand verhaftet.«
    »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Ganz egal, was heute nacht passiert, ich werde dafür sorgen, daß sie nicht wieder davonkommen.«
     
    Sie lag auf dem Bett und sagte sich, daß sie den Drang unterdrücken mußte, sich zu dem Detective zu legen, der auf ihrem Sofa
     schlief, denn sie täte es aus den falschen
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