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Schwert und Laute

Schwert und Laute

Titel: Schwert und Laute
Autoren: Sonia Marmen
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Der Winter ist die einzige Jahreszeit, zu der wir sicher
sein können, dass die Highlander nicht entweichen
und Frauen, Kinder und Vieh in die Berge bringen
können ... Das ist die richtige Zeit, um sie in dunkler
Nacht niederzumachen.

    John Dalrymple
Graf von Stair
Staatssekretär von Schottland

    Während des siebzehnten Jahrhunderts wurde Schottland von großen Umwälzungen erschüttert, die das Ende des Clansystems einläuteten. Einhundertfünfzig Jahre später sollte es endgültig erlöschen.
    Als zu Beginn des Jahrhunderts Königin Elisabeth I. starb, ohne einen Erben zu hinterlassen, musste England sich nach Schottland wenden, um seine Thronfolge zu sichern. So wurde James IV. von Schottland als James I. König von England. Einige Jahre später stürzten Oliver Cromwell und seine »Rundköpfe« die Monarchie, richteten den König hin und bildeten die Regierung. Doch ihre Herrschaft sollte von kurzer Dauer sein. Charles II., ein Sohn James’ I. und Erbe der Stuarts, stellte die Monarchie wieder her und bestieg den Thron. Nach seinem Tod folgte ihm sein Bruder James, der Herzog von York, nach. Damit regierte zum ersten Mal seit einhunderteinundzwanzig Jahren ein katholischer Monarch über England. Seine protestantischen Untertanen, die im Königreich die Mehrheit stellten, verdächtigten ihn, ihnen seine Religion aufzwingen zu wollen und enge Beziehungen zum Hof Ludwigs XIV. in Frankreich zu unterhalten, Englands Erzfeind.
    Seine Herrschaft währte nur kurz. Der Protestant Wilhelm von Oranien aus dem holländischen Haus Nassau und seine Ehefrau Mary, die Tochter des Königs, landeten, angestiftet von den Rundköpfen, mit der Armee in England, um die Krone an sich zu reißen. James musste sich damit abfinden, zugunsten seiner Tochter abzudanken, und ging ins französische Exil. Doch er ließ treue Untertanen zurück, vor allem in den Highlands.
    England brauchte Männer für seinen Krieg gegen Frankreich. Nur zu gern hätte man die Highlander, die tapfere und loyale Krieger waren, in die königlichen Regimenter integriert, doch sie waren untereinander uneins, da sie sich hauptsächlich in Kleinkriegen zwischen ihren Clans
aufrieben. Sie mussten befriedet und dazu bewogen werden, nicht länger dem gestürzten König zu dienen, sondern William II., wie Wilhelm von Oranien sich jetzt in Schottland nannte, die Treue zu geloben. Diese Highlander bezeichnete man als Jakobiten, nach der lateinischen Version von König James’ Namen, Jacobus.
    John Grey Campbell, Graf von Breadalbane, wurde dazu ausersehen, mit den Anführern der Clans zu verhandeln. Campbell und Sir John Dalrymple, ein Lowland-Schotte, Graf von Stair und Staatssekretär in Schottland, der einen grenzenlosen Hass gegenüber diesen aufsässigen Highlandern hegte – er bezeichnete sie als Barbaren und ungebildete Wilde – schmiedeten eine Intrige, welche die rebellischen Clans unter Williams Banner vereinen sollte. Der Plan bestand darin, an einem Clan, der seit mehreren Jahrhunderten mit den Campbells verfeindet war, ein Exempel zu statuieren... an den Macdonalds von Glencoe, die als die schlimmsten Räuber der Highlands verrufen waren.

1
Vorabend des 13. Februar 1692
    Im Kamin knisterte das Feuer und tauchte den Raum in sanftes, goldfarbenes Licht. Dem Kind, das sich auf den Schoß seiner Mutter kuschelte, sank immer wieder das Köpfchen herunter, doch der Kleine wollte unbedingt wach bleiben, bis sein Vater kam.
    »Mutter, wo bleibt athair nur? Vater soll mir vor dem Schlafengehen noch die Geschichte von Fingal MacCumhail und seinen Fiann-Kriegern erzählen«, quengelte das Kind schläfrig.
    »Dein Vater ist zu Großvater Duncan gegangen, Coll. Und außerdem hat er dir die Geschichte gewiss schon hundertmal erzählt. Jetzt gehörst du ins Bett.«
    Die junge Frau erhob sich, trug den kleinen Jungen zu seinem Bettchen und deckte ihn liebevoll zu.
    »Wenn du möchtest, singe ich dir ein Wiegenlied«, flüsterte sie und strich ihm zärtlich übers Haar.
    Aus Augen, die so blau wie das Wasser eines schottischen Loch waren, sah der Kleine zu ihr auf und strahlte sie an, wobei seine kleinen weißen Milchzähnchen hervorblitzten.
    »Oh ja, bitte, màthair «, antwortete er.
    Er schloss die Augen und glitt zur sanften Stimme seiner Mutter, die ihm ein altes gälisches Wiegenlied vorsummte, wie von selbst ins Land der Träume. Anna küsste ihren Sohn liebevoll auf die Stirn.
    »Oidhche mhath leat, a mhic mo chridhe, gute Nacht, mein Herzenssöhnchen«,
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