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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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herum.
    |407| Nicht ängstlich gucken, dachte sie, erinnerte sie irgendwoher. Sie ließ die Hände sinken und richtete sich auf.
    »Okay, Hündchen.« Sie versuchte freundlich zu klingen, während ihr Herz raste.
    Der Hund knurrte wieder.
    »Schon in Ordnung, Junge, gutes Hündchen.«
    Der Hund schüttelte den Kopf und nieste.
    »Ich will bloß vorbeigehen, Hündchen, ich will bloß an dir vorbei.«
    Die Haare im Nacken des Hundes senkten sich. Seine Zähne verschwanden. Der Schwanz wedelte einmal unsicher.
    Sie trat einen Schritt vor. Der Hund kam näher, knurrte aber nicht. Sie streckte eine Hand nach seinem Kopf aus.
    Der Schwanz wedelte zügig. Er drückte seinen Kopf in ihre Hand, nieste noch einmal.
    Sie begann langsam weiterzugehen, der Hund folgte ihr. Sie konnte das vordere Gartentor sehen. Sie ging schneller.
    »Hey«, rief eine Stimme von der Veranda.
    Dort stand ein alter Mann. »Kann ich Ihnen helfen?« fragte er.
    »Ich gehe bloß durch«, sagte sie, eine Hand auf dem Tor. »Ich bin schon weg.«
     
    Er griff nach dem Assegai hinter seinem Rücken. César Sangrenegras Bewegung war geschickt und schnell, die lange Klinge schnitt
     durch Thobelas Hemd und fuhr über seine Rippen, ein scharfer, stechendheißer Schmerz. Er spürte, wie das Blut über seinen
     Bauch lief.
    Thobela trat einen Schritt zurück und sah den Kolumbianer grinsen. Er hielt das Assegai in der rechten Hand und ging leicht
     in die Knie, um das Gleichgewicht besser zu halten. Er bewegte sich nach rechts, beobachtete Césars Augen; nie die Klinge
     ansehen, da gibt es keine Warnsignale. César stach zu. Thobela sprang zurück, die Messerspitze fuhr vor ihm durch die Luft.
     Er stach mit dem Assegai zu. César war nicht mehr da. Dann wieder das Messer. Er riß seinen Arm zurück, die |408| Klinge schnitt über seinen Unterarm. Noch einen Schritt zurück. Der Mann war schnell, sehr beweglich, zehn Kilo leichter als
     er. Er trat diesmal nach links, César täuschte rechts an, zuckte nach links. Thobela duckte sich, er stand vor dem Nissan,
     er dürfte sich nicht in die Enge treiben lassen, drei, vier Schritte nach rechts, das Messer blitzte auf, verfehlte ihn um
     Millimeter.
    Thobela wußte, daß er in der Klemme steckte; der großgewachsene Mann mit dem langen Haar war geschickt und schneller als er,
     leichter, jünger. Und er hatte einen weiteren großen Vorteil – er konnte töten, Thobela nicht. Carla Griessels Leben hing
     davon ab, daß er César nicht umbrachte.
    Er mußte die Länge des Assegai nutzen. Er packte fester zu, hielt es am Ende des Griffes und schwang es mit einem Rauschen
     durch die Nacht, hin und her, hin und her. Er spürte die Wunde an seinem Arm, sah das Blut durch die Luft spritzen, während
     er seine Waffe schwang. César zog sich zurück, ruhig. Die Männer erweiterten den Kreis. Einer machte eine Bemerkung auf spanisch,
     die anderen vier lachten.
    Die Gegner sahen einander in die Augen. Der Kolumbianer sprang vor, das Messer blitzte, dann war er wieder weg.
    Der Mann spielte mit ihm. César war sich seiner Überlegenheit bewußt. Thobela mußte sie neutralisieren. Er mußte seine Kraft
     einsetzen, sein Gewicht, aber gegen ein Messer half das nichts.
    Die Augen des Kolumbianers verrieten seinen Plan. Thobela tat so, als wollte er zurücktreten, warf sich dann aber nach vorn,
     er mußte das Messer von sich weghalten, wieder vorwärts, hinein in die Bewegung der Messerhand, er stieß mit dem Assegai zu,
     César packte es, packte die Klinge mit der linken Hand und riß sie unerwartet auf sich zu. Thobela verlor das Gleichgewicht,
     sah das Blut auf Césars Hand, den tiefen Schnitt des Assegais, da kam das Messer, seine eigene Linke zuckte hoch, um es abzuwehren,
     packte Césars Arm, zwang ihn zurück. César umfaßte das Assegai fester, bekam seine Hand an den Griff.
    |409| So standen sie da und blockierten einander. Das Messer senkte sich herab, die Spitze drang ein in Thobelas Bizeps, tief. Der
     Schmerz war ungeheuer. Er mußte seinen Griff näher am Handgelenk ansetzen, mußte es schnell und entschieden tun. Er bewegte
     sich plötzlich. Daß das Messer durch seinen Bizeps schnitt, rettete ihn, denn so blieb die Hand, die es hielt, den Bruchteil
     einer Sekunde unbewegt. Er wußte, daß er ernsthaft verletzt war. Er packte Césars Handgelenk, legte all seine Kraft hinein.
     Sein Unterarm schrie. Er zwang ihn auf die Knie, trat César, so fest er konnte, in den Bauch und sah in dessen Augen, daß
    
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