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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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Verschwinden.
     
    Griessel ging an ihm vorbei, während er César umarmt hielt. Der Polizist ging langsam, mit leeren Händen. Thobela fragte |412| sich, wo die Pistole steckte, fragte sich, was der Ausdruck im Blick des weißen Mannes zu bedeuten hatte.
    Griessel ging zum Minibus und öffnete ihn. Thobela sah eine Bewegung im Inneren. Er hörte Griessel etwas sagen. Er lehnte
     sich hinein. Er sah zwei Arme um Griessels Hals.
    Er sah die Schläger an. Sie standen still, unruhig, einsatzbereit, César im Blick.
    Thobela behielt den Kolumbianer fest im Griff. Er wußte nicht, wessen Blut über ihn sickerte. Er schaute zurück zu dem Minibus.
     Griessel stand halb hineingebeugt, seine Tochter hatte ihre Arme um ihn geschlungen. Er glaubte, die Stimme des Detectives
     zu hören.
    »Griessel«, sagte er, denn er wußte nicht, wieviel länger er noch aushalten konnte.
    Einer der Schläger bewegte die Füße.
    »Still stehen. Ich schneide ihm den Hals durch.«
    Der Mann schaute ihn mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck an.
    »Erschießt sie!« sagte César, aber die Worte waren voller Blut, unklar.
    »Schnauze, sonst bringe ich dich um!«
    »Erschießt sie!« Lauter.
    Die Killer kamen näher. Der Kahlkopf machte einen Schritt auf seine Waffe zu.
    »Ich töte César –
jetzt
.« Der Schmerz in seinem Arm nahm zu. In seinem Kopf summte es. Wo war der Polizist? Er schaute schnell hinüber. Griessel
     stand da, mit der Z88 und seiner Tochter, Hand in Hand.
    Sie alle sahen Griessel an. Er ging auf den ersten der Männer zu.
    »Er?« fragte er seine Tochter.
    Sie nickte. Griessel hob die Pistole und schoß. Der Mann kippte nach hinten.
    Vater und Tochter näherten sich dem nächsten. »Er auch?«
    Sie nickte. Er zielte auf den Kopf des Mannes und drückte den Abzug. Ein zweiter Schuß donnerte durch die Nacht, der |413| Mann stürzte, und der Kahlkopf warf sich auf seine Waffe. Thobela wußte, daß jetzt alles zugleich passieren würde, er zog
     das Messer quer durch Césars Hals und ließ ihn fallen. Er wußte, wo die nächste Maschinenpistole lag, warf sich in diese Richtung,
     hörte einen weiteren Schuß. Behielt die Waffe im Blick. Traf auf Kies, streckte sich, hörte einen weiteren Schuß. Spürte Stahl
     unter den Fingern. Schwindel, Blutverlust. Sein linker Arm funktionierte nicht mehr. Er rollte sich auf die Seite. Konnte
     im Licht des Nissans nicht gut sehen. Versuchte sich zu erheben, fand sein Gleichgewicht nicht.
    Ging auf ein Knie.
    Der Kahlkopf lag am Boden. César ebenfalls. Drei andere. Griessel zielte mit seiner Z88 auf den letzten. Carla stand jetzt
     nah bei Thobela. Er sah ihr Gesicht. Und wußte in diesem Augenblick schon, daß er es nie mehr vergessen würde.
    Ihr Vater wandte sich dem letzten zu.
    »Und der hier?«
    Seine Tochter sah den Mann an und nickte.

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    |415| IV
Carla
    47
    Hinter Calvinia sah er, wie die Wolken sich vor den Bergen türmten, schneeweiße Kumulusberge in der Morgensonne, die über
     der trockenen Erde eine Gerade formten. Er wollte es Carla zeigen. Er wollte ihr seine Theorie erläutern, wie die Formen der
     Landschaft das Wetter erschufen.
    Sie schlief auf dem Beifahrersitz.
    Er sah zu ihr hinüber. Er fragte sich, ob es ein traumloser Schlaf war.
    Eine weite Fläche öffnete sich vor ihnen. Die Straße schnurgerade nach Brandvlei – ein pechschwarzes Band bis in die Unendlichkeit.
    Er fragte sich, wann sie aufwachen würde, denn sie verpaßte alles.
     
    Der Priester betrachtete den Zeitungsausschnitt. Da war das Foto von zwei Menschen, die aus einem Hubschrauber stiegen. Ein
     Mann und eine junge Frau. Das Haar des Mannes war dunkel und unordentlich, ein wenig grau an den Schläfen. Ein leicht slawisches
     Gesicht, ernster Ausdruck. Besorgt schaute er die junge Frau an.
    Sie sahen einander ähnlich, eine vage Verbindung zwischen Brauen und Kinnlinie. Vielleicht Vater und Tochter.
    Sie war hübsch, mit gleichmäßigen Zügen und schwarzem Haar, aber es lag etwas darin, wie sie den Kopf hielt, wie sie zu Boden
     sah, als wäre sie alt und unattraktiv. Vielleicht hatte der Priester diesen Eindruck, weil das Jackett über ihren Schultern |416| zu groß für sie war. Vielleicht beeinflußte ihn auch die Überschrift des Berichtes.
    ENTFÜHRUNGSDRAMA ENDET IN BLUTBAD
    John Afrika, Matt Joubert und Benny Griessel saßen in dem geräumigen Büro der Abteilung Gewaltverbrechen. Keyter kam herein
     und begrüßte sie. Sie antworteten nicht.
    »Ich werde dich nur einmal
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