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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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fragen, Jamie«, sagte Griessel. Seine Stimme klang ruhig, trug aber durch den Raum. »Warst du es?«
    Keyter schaute sie nervös an, einen nach dem anderen.
    »Wovon redest du, Benny?«
    »Hast du Sangrenegra die Informationen gegeben?«
    »Gott, Benny …«
    »Hast du?«
    »Nein. Niemals.«
    »Woher hast du dann das Geld, Jamie? Für die Klamotten. Und dein teures Handy? Woher kommt das Geld?« Griessel hatte sich
     halb erhoben.
    »Benny«, sagte John Afrika beruhigend.
    »Ich …«, sagte Jamie Keyter.
    »Jamie«, sagte Joubert. »Es ist besser, wenn du redest.«
    »Es ist nicht, wie ihr denkt«, sagte er mit zitternder Stimme.
    »Wie ist es dann?« fragte Griessel. Er zwang sich, sich wieder hinzusetzen.
    »Ich jobbe, Benny.«
    »Du jobbst?«
    »Als Model.«
    »Als Model?« wiederholte John Afrika.
    »Für Fernsehwerbung.«
    Niemand sagte ein Wort.
    »Für die Franzosen. Und die Deutschen. Aber ich schwöre, ich höre damit auf.«
    »Kannst du das beweisen, Jamie?«
    »Ja, Sup. Ich habe Videos. Spots für Kaffee und Streichkäse. |417| Und Klamotten. Ich habe für Schweden eine Werbung für Milch gemacht, ich mußte mein Hemd ausziehen, aber das ist alles, Sup,
     ich schwöre …«
    »Fernsehwerbung«, sagte John Afrika.
    »Herrgott«, sagte Griessel.
    »War es wegen meiner Klamotten, Benny? Hast du mich bloß wegen meiner
Klamotten
verdächtigt?«
    »Da war ein Fax, Jamie. Hier abgeschickt. Vom Faxgerät unserer Abteilung. Mit Mpayiphelis Foto.«
    »Das kann jeder gewesen sein.«
    »Aber du hast die Klamotten, Jamie.«
    »Ich war es aber nicht.«
    Stille breitete sich aus.
    »Du kannst gehen, Jamie«, sagte Joubert.
    Der Detective Constable blieb stehen. »Ich dachte, Benny …«
    Sie schauten ihn ungeduldig an.
    »Ich habe mir überlegt, woher sie die Adresse deiner Tochter hatten. Und deine Handynummer. Solche Sachen …«
    »Was möchtest du sagen?«
    »Sie müssen ihn angerufen haben. Carlos’ Bruder. Nicht bloß Faxe geschickt haben.«
    »Ja?«
    »Er muß ein Handy gehabt haben, Commissioner. Der Bruder. Und da sieht man die verpaßten und die angenommenen Anrufe, die
     gewählten Nummern.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis sie begriffen, was das hieß.
    »Scheiße«, sagte Griessel und sprang auf.
    »Tut mir leid, Benny«, sagte Keyter und duckte sich, aber Griessel war schon an ihm vorbeigelaufen, zur Tür.
     
    Um 12.30 hatten sie Brandvlei erreicht, und er entschied sich, vor einem Café mit Betontischen unter einem Strohdach zu halten.
     Farbige Kinder spielten barfuß im Staub.
    Carla erwachte und fragte ihn, wo sie waren. Griessel sagte es ihr. Sie betrachtete das Café.
    |418| »Möchtest du etwas essen?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Laß uns etwas trinken.«
    »Okay.«
    Er stieg aus und wartete auf sie. Es war kochend heiß außerhalb des Wagens. Sie zog Turnschuhe an, bevor sie ausstieg, reckte
     sich und kam um den Wagen herum. Sie trug eine kurzärmelige Bluse und eine gebleichte Jeans. Seine wunderbare Tochter. Sie
     setzten sich an einen der Betontische. Unter dem Dach war es ein wenig kühler.
    Er sah, wie sie die farbigen Kinder mit ihren Autos beobachtete, die sie aus Draht gebastelt hatten. Er fragte sich, was sie
     dachte.
    »Wie weit ist es noch bis Upington?«
    »Etwa hundertfünfzig bis Kenhardt, dann noch mal siebzig bis Keimoes, dann vielleicht fünfzig nach Upington. Knapp unter dreihundert«,
     rechnete er zusammen.
    Eine Farbige brachte ihnen einseitige Speisekarten. Oben auf der weißen, laminierten Seite stand
Oasis Café
. Neben den Worten eine selbstgemalte Palme. Carla bestellte einen weißen Grapetiser. Griessel sagte: »Wir nehmen zwei.«
    Als die Frau gegangen war, sagte er: »Ich hatte noch nie einen Grapetiser.«
    »Nie?«
    »Wenn man’s nicht mit Brandy trinken kann, hat’s mich nicht interessiert.«
    Sie lächelte, aber es reichte nicht weiter als bis zu ihren Mundwinkeln.
    »Das hier ist eine andere Welt«, sagte sie und schaute die Hauptstraße entlang.
    »Das stimmt.«
    »Glaubst du, du wirst in Upington etwas erfahren?«
    »Vielleicht.«
    »Aber warum, Dad? Was soll das?«
    Er vollführte eine Geste, die sagen sollte, daß er es selbst nicht genau wußte. »Ich habe keine Ahnung, Carla. Aber so |419| bin ich nun einmal. Deswegen bin ich Polizist. Ich will die Gründe kennen. Die Fakten. Ich will es verstehen. Selbst wenn
     das nicht unbedingt einen Unterschied macht. Lose Enden … mag ich nicht.«
    »Eigenartig«, sagte sie. Sie streckte ihm ihre Hand hin und
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