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0818 - Lilith, der Teufel und ich

0818 - Lilith, der Teufel und ich

Titel: 0818 - Lilith, der Teufel und ich
Autoren: Jason Dark
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Er saß in einer Gefängniszelle. Man hatte ihn von seinem Schreibtisch weg als Killer verhaftet. Er sollte ein eiskalter Mörder sein, und die Kollegen hatten ihn in diesen kleinen Raum gesperrt, in dem es ein Bett gab, einen Stuhl, ein Regal, eine Toilettenschüssel, das Handwaschbecken und ein Fenster, das mit einem Gitter gesichert worden war, um eine Flucht unmöglich zu machen.
    Harry stöhnte auf. Er schüttelte den Kopf. Das Gefühl, aus tiefen, dunklen Schluchten hervorzusteigen, wollte ihn nicht loslassen. Er befand sich in einem dampfenden Etwas, in einer grauen Zone, wo sein Gedächtnis und sein Erinnerungsvermögen verkommen waren.
    Klack… klack …
    Der Kommissar schrak zusammen. Er hatte das Geräusch schon wieder vergessen gehabt, nun regte sich sein Erinnerungsvermögen. Da war doch noch etwas gewesen. Es hatte mit ihm zu tun, und es war ungemein wichtig für ihn.
    Nur – was hatte sich da in sein Gedächtnis eingegraben? Er konnte es nicht fassen, presste wieder die Hände gegen den Kopf und schüttelte ihn. Es war furchtbar, ein Albtraum hatte begonnen, und sein Ende war nicht abzusehen.
    Mutterseelenallein in dieser verdammten Zelle hocken zu müssen, das war mehr, als ein Mensch wie Harry ertragen konnte.
    Eingesperrt für eine Tat, die man als Mord ansah.
    Seine Kollegen hatten ihn geholt, wobei John Sinclair sich zurückgehalten hatte. Er war nicht mitgekommen, ähnlich wie Suko, Sinclairs Kollege, der sich an Harrys Seite aufgehalten hatte, wenigstens für eine Weile, dann aber plötzlich verschwunden war.
    Rätsel über Rätsel.
    Und er empfand sich selbst als das größte Rätsel. Harry begriff nichts. Es war ihm nicht vorstellbar, dass er jemanden erschossen haben sollte. Das konnte er nicht glauben, es war unmöglich. Er stöhnte und wühlte seine Haare hoch, als könnte er aus ihnen die Erinnerung an die schlimmen Dinge hervorzerren.
    Auch das schaffte er nicht. Irgendwo hatte sich eine Blockade in seinem Kopf gebildet. Sie stammte nicht von ihm selbst. Jemand hatte die Kontrolle über ihn erlangt.
    Klack!
    Wieder dieses verdammte Geräusch, diesmal härter, als wäre eine Perle mit hoher Geschwindigkeit gegen Metall geprallt, um von diesem Hindernis wieder zurückgeschleudert zu werden. Das Geräusch durchfuhr seinen Kopf, es machte ihn für einen Moment klar, und Stahl wollte endlich zu einer Lösung kommen.
    Nachdenken, überlegen, die richtigen Schlüsse ziehen.
    Er stand auf.
    Seine Knie waren etwas steif geworden. Zu lange gesessen, dachte er und drehte sich um.
    Sein Blick fiel auf das Fenster.
    Nein, eigentlich auf die Gitterstäbe, die ein für ihn höhnisches Muster vor das ausbruchsichere Glas gesetzt hatten. Es bildete mehrere kleine Vierecke, hinter denen die Freiheit schwamm, denn der Himmel sah aus wie ein graues Gewässer.
    Stahls Gesicht war bisher starr geblieben. Jetzt, da er das Gitter anschaute, musste er lachen, weil er daran dachte, wie oft er dieses Gefängnis besucht hatte. Da war er noch ein Mitglied der anderen, der richtigen Seite gewesen, doch jetzt hockte er selbst hinter den dicken Mauern und bewegte sich nicht zwischen oder vor ihnen.
    Eingebuchtet als Mörder!
    Ein scharfes, bitteres Lachen drang aus seinem Mund, als er daran dachte. Die Kollegen hatten ihm eine kurze Erklärung gegeben.
    Er wusste auch, dass er einen Mann mit dem Namen Fritz Fuhrmann durch einen Schuss in den Hinterkopf getötet hatte. Vor Zeugen! Danach war er dann mit Inspektor Suko geflohen, um schließlich wie aus einem Traum zu erwachen.
    Er hatte sich nahe der Nicolaikirche wiedergefunden und dort gestanden, als wäre er völlig fremd in einer Stadt, die er ansonsten gut kannte. Einige Minuten hatte er überlegen müssen, um dann erst wieder zu sich selbst zu finden.
    Er war dann zu seinem Arbeitsplatz gegangen und hatte sich wie immer hinter seinen Schreibtisch gesetzt.
    Dort war er auch verhaftet worden.
    Nun steckte er in der Zelle.
    Allein. Umgeben von einer schlimmen Stille und den Wänden, die andere Gefangene mit irgendwelchen Parolen beschmiert hatten. Aus den Sätzen sprach der Hass gegen den Staat und die Gesellschaft.
    Harry Stahl schlug mit der Faust gegen die Wand. Er spürte den Schmerz und wusste, dass er dies alles nicht träumte. Er steckte tatsächlich hinter den Mauern des Gefängnisses. Man hatte ihn in Sicherheit gebracht, und er hatte den Eindruck, hier allmählich zu vergehen. Wenn er noch einige Stunden blieb, wollte er Krach schlagen, denn er wusste, dass
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