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07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff

07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff

Titel: 07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff
Autoren: Vladimir Volkoff
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Ein aufdringlicher Bursche

    Die Maschine verlor an Höhe. Sie steuerte den Flughafen von Ibiza an. Die Insel zeigte im Schein der untergehenden Sonne ihr schönstes Gesicht.
    Lennets Nachbarin, eine schmale Blondine mit zurückgekämmtem Haar, renkte sich fast den Hals aus.
    »Wollen Sie auf meinen Platz?« fragte der Geheimagent.
    Während des Fluges hatte er immer wieder versucht, ein Gespräch anzuknüpfen, aber das junge Mädchen, offenbar eine Engländerin, hatte sich zäh in eine Zeitschrift vertieft, und Lennet war nicht der Typ, der jemandem auf die Nerven fiel.
    Wenn sie jedoch seinen Platz am Fenster wünschte, so würde er ihn gerne abtreten.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht", antwortete das Mädchen mit einem schüchternen Lächeln.
    Sie tauschten die Plätze und legten unter den prüfenden Blicken der Stewardeß die Gurte wieder an.
    »Oh, dieses Ibiza ist aber hübsch", rief die Engländerin, die durch Lennets Entgegenkommen Vertrauen zu ihm gefaßt hatte.
    »Sehen Sie nur, all die Pinien und die Palmen und dieses blaue Meer und das weiße Haus dort auf dem Hügel. Und diese großen Räder, was ist denn das?«
    »Windmotoren, Mademoiselle.«
    »Windmotoren?«
    »Maschinen, die durch den Wind angetrieben werden und Wasser aus der Erde pumpen.«
    »Und dieser große Felsen; kann man da hinaufklettern?« Das Mädchen zeigte auf einen großen Zuckerhut, dessen massive Formen steil aus dem Meer aufragten. Graugrün und finster hob er sich vom tiefen Blau des Wassers ab.
    Lennet sah ihn über die schmale Schulter der Engländerin und erkannte ihn nach den Luftaufnahmen von der Insel, die er lange und ausführlich studiert hatte.
    »Es ist der Felsen von Vedrá, Mademoiselle. Man kann zwar mit dem Boot um ihn herumfahren, aber man sollte nicht an Land gehen. Es gibt dort nämlich große Höhlen mit wilden Ziegen und viele Adlerhorste.«
    »Und dieser runde Turm auf dem Cap?«
    »Das ist ein alter Wachtturm, der noch aus der Zeit der Piraten stammt. Auf allen wichtigen Caps von Ibiza gibt es solche Türme. Sie sind noch nie auf den Balearen gewesen?«
    »Nein, Monsieur. Und Sie?«
    »Oh, ich...«, sagte Lennet vage und bedauerte, daß er mit seinem Wissen angegeben hatte, »... ich komme überall ein bißchen herum, wissen Sie.«
    Er konnte nicht einfach behaupten, er kenne die Insel, auf die er noch nie einen Fuß gesetzt hatte; er konnte aber auch nicht erklären, warum er eine komplette Dokumentation über sie zusammengetragen hatte.
    Um das Thema zu wechseln, stellte er sich vor: »Übrigens: Ich heiße Jean Normand.«
    »Und ich Grace Mac Donald.«
    »Sie sind Schottin?«
    »Ja. Mein Vater ist britischer Generalkonsul in Barcelona.
    Aber er verbringt seinen Urlaub auf Ibiza, und ich besuche ihn.«
    »Sie kommen aus London, nicht wahr?«
    »Ja, ich studiere dort. Aber wie haben Sie das erraten?«
    »Sie lesen die Zeitschrift ,Punch' mit dem heutigen Datum, und die wird in Spanien erst in einigen Tagen verkauft.«
    »Oh, Sie sind ja ein richtiger Detektiv! Und Sie, verbringen Sie Ihren Urlaub hier?«
    Lennet schüttelte den Kopf und flüsterte ihr ins Ohr: »Nein.
    Ich warte hier auf das gelbe Unterseeboot.«
    »Was für ein gelbes Unterseeboot?« fragte das Mädchen erstaunt.
    »Ein japanisches. Aber mehr kann ich Ihnen dazu nicht sagen.
    Achtung, wir setzen jetzt auf! Willkommen auf spanischer Erde.«
    Das Flugzeug rollte bereits auf der Landepiste. Aus Höflichkeit oder aus Schüchternheit fragte Grace nicht mehr nach dem japanischen Unterseeboot, sondern kümmerte sich um ihr Handgepäck. Auch Lennet beugte sich hinunter und zog unter seinem Sessel einen eleganten, kleinen, quadratischen Koffer aus schwarzem Leder mit Nickelschlössern hervor. Es war die neueste Entwicklung der Techniker des französischen Nachrichtendienstes, auf die sie nicht wenig stolz waren. Lennet war noch nicht dazu gekommen, ihn zu öffnen, und er wartete ungeduldig auf den Augenblick, da er sehen konnte, was er enthielt. Um Schwierigkeiten beim Zoll zu vermeiden, hatte man den Koffer mit dem Diplomatengepäck nach Barcelona vorausgeschickt, und Lennet hatte ihn erst vor wenigen Stunden vom französischen Generalkonsul in Barcelona in Empfang genommen.
    Den geheimnisvollen kleinen Koffer in der Hand, ging Lennet zur Tür der Maschine, nachdem Grace und er sich noch kurz zugelächelt hatten.
    »Ich sehe Sie hoffentlich am Strand wieder", sagte er. »Aber bringen Sie ein Netz mit, damit wir Unterseeboote fangen können",
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