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07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff

07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff

Titel: 07 - Geheimagent Lennet jagt das Geisterschiff
Autoren: Vladimir Volkoff
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vielleicht aus der Zeit der Karthager stammte. An der Wand standen Bänke, Rohrsessel umgaben die niedrigen Tische.
    Lennet suchte einen Platz und setzte sich. Hier trank man nicht das spanische Getränk Milchkaffee, sondern Alkoholisches. So bestellte Lennet von dem jungen Amerikaner, der zusammen mit einer Schwedin und einem Deutschen servierte, ein Bier.
    »Sind Sie schon lange hier?« fragte Lennet den jungen Mann.
    »No, I, Ich... vierzehn Tage.«
    »Er sieht so aus, als gingen die Geschäfte hier sehr gut.«
    »Yes, sehr gut. Ist das erstemal, daß Sie ins Columna kommen?«
    »Ja", sagte Lennet. »Ich warte hier auf das gelbe Unterseeboot. Ein japanisches Unterseeboot, um es genauer zu sagen.«
    »Ich glaube nicht, daß die Japaner überhaupt Unterseeboote haben", sagte der Amerikaner sachlich. Lennet grinste.
    »Sie könnten recht haben.«
    Und er vertiefte sich in sein Bier, bildlich gesprochen. Nun also, der aktive Teil seiner Aufgabe war erledigt. Er hatte hier und im Hotel verkündet, daß er auf ein japanisches Unterseeboot warte, und nun blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten, was geschah.
    Er hätte nun ebensogut ins Hotel gehen und sich ins Bett legen können, aber Lennet zog es vor, noch ein wenig sitzen zu bleiben und sich die Gesichter einzuprägen, denen man hier immer wieder begegnete. Seit kurzem war die Insel Ibiza, vor allem ihre gleichnamige Hauptstadt, zu einer europäischen Zentrale geworden, und damit vielleicht auch zu einem Zentrum für die internationale Spionage. Kein Wunder, daß der FND hier auf dem laufenden bleiben wollte.
    Orlando trat ein, braun, lockig, schlank, mit überlegenen Gesten. Seine Augen trafen auf Lennet und zeigten einen wilden Zorn. Lennet lächelte ihn freundlich an und machte mit der Hand eine Geste, die er Garry Cooper abgeguckt hatte.
    Orlando ging auf ihn zu.
    »Du Schwein", zischte er zwischen den Zähnen hervor. »Du wirst nicht mehr den Idioten mit mir spielen.«
    »O Senor, ich würde mir das nie erlauben", antwortete Lennet höflich. »Ich bin ganz sicher, daß Sie beim Idiotenspiel der Stärkere wären.«
    Orlando griff nach der Bierflasche, und Lennet hob den kleinen Tisch an zwei Beinen hoch. Aber in diesem Augenblick blieb der Blick des großen jungen Mannes an dem Spiegel hängen, der hinter Lennet an der Mauer angebracht war.
    Langsam ließ er die Flasche sinken. Dann hob er die Schultern und ging hinaus.
    Lennet war verblüfft. Er erhob sich und stellte sich genau auf den Platz, den vor einigen Sekunden noch Orlando eingenommen hatte. In dem alten, zum Teil schon etwas blind gewordenen Spiegel sah er einen Teil des Saales und etwa ein halbes Dutzend Leute, von denen allerdings nur zwei mit dem Gesicht zum Spiegel saßen: Der eine - er war vielleicht fünfzig Jahre alt, sehr dünn, mit boshaften Augen und Tränensäcken trug einen roten Pullover. Den anderen hatte Lennet schon in den Straßen gesehen: Er war etwa dreißig Jahre alt, hatte einen Ohrring im rechten Ohr und ein Kettchen am Fußgelenk.
    Das ist mein Pirat, dachte Lennet.
    Er setzte sich wieder und winkte der schwedischen Serviererin, einem großen Mädchen mit kräftigen Knochen.
    »Verzeihen Sie, Fräulein", sagte er auf Spanisch mit einem einnehmenden Lächeln. »Würden Sie mir einen Gefallen tun?«
    »Was gibt's? Wenn Sie ein neues Bier wollen, müssen Sie sich an den Kellner wenden. Der Tisch gehört nicht zu meinem Revier.«
    »Nein, es handelt sich nicht um Bier. Bleiben Sie einmal genau da stehen, wo Sie sich jetzt befinden. Sehen Sie in den Spiegel über meinem Kopf und sagen Sie mir: Wer sind die beiden Männer, deren Gesichter Sie dort erkennen können.«
    Sie warf einen Blick auf den Spiegel und beugte sich dann etwas herunter.
    »Der mit dem Ohrring", sagte sie leise, »ist Pepito, der Korsar.
    Der andere ist ein Franzose. Er kauft hier Land, um Villen für die Touristen zu bauen.«
    »Wie heißt er?«
    »Ich weiß nicht. Er hat einen Spitznamen, aber ich weiß nicht, was er bedeuten soll. Er wird wütend, wenn er ihn hört.« Und sie schrieb mit ihrem Bleistift auf eine Papierserviette:

    Lennet schob die Serviette in die Tasche. »Wissen Sie, ob einer von den beiden den großen Deppen kennt, der sich Orlando Orlandini nennt?«
    »Einen großen Deppen?« sagte die Schwedin, ja sie schrie es fast. »Orlando ist der hübscheste Bursche auf der ganzen Insel.«
    Die Mädchen haben einen komischen Geschmack, dachte Lennet und laut sagte er: »Ach ja, und kennt einer von
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