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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition)
Autoren: Sarah Pinborough
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damit nun leben mussten, hatte er keineswegs vor, so bald zu sterben. Doch nicht in diesen neuen aufregenden Zeiten!

46
    Cass hatte über dem Computer alles vergessen. Der Heilige Abend war in den ersten Weihnachtstag übergegangen und die Nachtstunden gingen dem Morgen zu. Sein Nacken schmerzte, doch er merkte es kaum. Dr. Cornell und Brian Freeman saßen rechts und links von ihm. Mr Bright hatte es sich mit einer Zigarre und einem Glas Brandy in einem Sessel gemütlich gemacht, und doch fühlte Cass sich einsam und allein, während er die Informationen der silbernen Datenspeicher aufsaugte.
    Kaum hatte Mr Bright alle vier Sticks eingesteckt, leuchtete der Bildschirm auf und eröffnete ihnen eine Welt der Dokumentation – ohne Ende: finanzielle und juristische Aufzeichnungen, Bilder von Papieren, die längst zerstört waren, eine Papierflut über die Weltgeschichte. Er ließ sie links liegen und suchte weiter nach dem, was ihn wirklich interessierte: die Geschichte, durch die er das Ganze endgültig verstehen würde. Aber dann …
    Es war das Paradies. Alles glitzerte. Alle leuchteten. Sie waren wunschlos glücklich, weil sie alles hatten.
Er
, der Herrgott, herrschte über sie, wie
er
und seine Vorväter es seit ewigen Zeiten getan hatten. Überall waren Musik, Lachen und Licht.
Sein
Reich war voller Magie für jene, die innerhalb
seiner
Mauern lebten.
Er
war voller Freundlichkeit und Vergebung.
Er
war weise.
    Zunächst.
    Nachdem endlos viel Zeit vergangen war, kam der Wandel und
er
wurde grausam. Vielleicht war
er
immer schon so gewesen, doch im ersten heißen Rausch
seiner
Herrschaft wollten die Zirkel und Gesandten und die Herolde und die Erzengel und alle, die jenseits der strahlenden Mauern des Paradieses im staubigen Sand der himmlischen Städte lebten, es nicht wahrhaben.
    Die Diskussion nahm ein Ende, als die Ersten, die an Gott dem Herrn zweifelten, verschwanden und gefoltert wurden. Einige kehrten eingeschüchtert und einsichtig zurück, doch andere sah man nie wieder. Ihr Reichtum wurde ihnen genommen, ihre Familien in den Ruin getrieben.
Er
wurde dicker und begab sich kaum noch auf Reisen, außer in
seinem
goldenen Triumphwagen, der von der Heerstaffel gezogen wurde.
Er
machte die Runde in allen Städten unter den Sonnen, bis sie sich
seinem
Willen unterwarfen. Es durfte keine Führer der Harmonie mehr geben, die in ihre himmlischen Staaten verbannt wurden. Anstelle der Führer der Harmonie, die alle himmlischen Völker im Paradies vertraten, um ihre Beschwerden und Missstände vor Gott den Herrn und
seinen
Inneren Zirkel zu bringen, sandte
er
jetzt jedem von ihnen einen Gesandten mit
seinen
Forderungen. Sie müssten sie erfüllen oder würden von
seiner
fürchterlichen Rache verfolgt. Vergebung suchte man bei
ihm
nunmehr vergebens.
    Er
wurde fetter.
    Sein
erstgeborener Sohn wurde älter und größer.
    Sie waren Licht und Leben und Mut, die Jungen. Der Erstgeborene war alles, was der Vater nicht war: bezaubernd lässig, ein wenig arrogant und verwöhnt dazu, doch gut. Er zog andere an, die jungen Männer aus den Zirkeln, den stillen Architekten und die Übrigen. Sie waren selbstbewusst und die Städte sahen lächelnd zu, wie sie unter den Sonnen segelten, wie es nur die Angehörigen der Zirkel vermochten. Sie waren mutig und klug. Und der Erstgeborene und die Jungen sahen Gott den Herrn so wie
er
war und beschlossen, die Grausamkeiten
seiner
Launen nicht länger hinzunehmen. Sie begaben sich an ferne Orte, wo niemand mithören konnte, was sie besprachen.
    Großes Unheil braute sich zusammen.
    Obwohl die Völker unterdrückt wurden, war das Paradies noch immer voller Musik, alles glänzte und leuchtete und so lange
er
glücklich war, war alles gut. Doch es wurde immer schwerer zu deuten, wann
er
glücklich war, und es änderte sich so rasch.
Seine
Minister und der Innere Zirkel waren erleichtert, als
er
ein neues Projekt in Angriff nahm und sich mit
seinen
Forschern tagelang einschloss. Üppige Mengen an Speisen und Getränken wurden hineingebracht, doch der Herrgott kam nur selten heraus. Es war eine schöne Zeit im Paradies und sie erinnerte sie daran, dass man auch anders als in Furcht leben konnte. Noch mehr Mitglieder der Zirkel, die elitären Bewohner des Paradieses, die herrschende Klasse, die Senkrechtstarter, all sie versammelten sich um den erstgeborenen Sohn und seine Gefährten. Sie wollten ihre Ehre zurück, denn sie wollten nicht die Repräsentanten eines Despoten sein.
    Als der
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