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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition)
Autoren: Sarah Pinborough
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Wahrheit.
    Aus der Küche kam das Geklimper von Eiswürfeln in einem Glas. Brian Freeman hatte es ihnen überlassen. Im Gegensatz zu Dr. Cornell wollte er keine Meinung dazu abgeben.
    »Deine Entscheidung, Cassius«, sagte Mr Bright. Er hatte sich in den Stunden, in denen Cass, Freeman und Dr. Cornell die überwältigende Masse an Informationen gesichtet hatten, nicht aus seinem Sessel wegbewegt. Er hatte lässig ein Bein über das andere geschlagen und seine souveräne Haltung wiedergewonnen. Seine Augen funkelten fröhlich. »Du kannst es in die Welt hinausschicken und den Menschen die Augen öffnen – wie du willst. Aber du kennst die menschliche Rasse genauso gut wie ich. Die Leute sind unersättlich in ihrer Neugier. Tatsächlich bist du ein Paradebeispiel dafür, so wie du hinter mir her warst, so dringend, wie du die Wahrheit erfahren wolltest.« Er lächelte. »Was, denkst du, werden sie mit diesem Wissen anstellen?«
    Cass sah zu ihm hinüber. »Was glauben Sie denn?« Zu seiner eigenen Überraschung interessierte er sich wirklich für Mr Brights Meinung.
    »Ich denke, erst wird es ums Geld gehen. Niemand wird wirklich an Männer glauben, die ewig leben. Deshalb werden sie vermuten, dass jeder für uns nur ein Codename für eine korrupte Gesellschaft ist oder Ähnliches. Das zerbrechliche Gleichgewicht, das wir geschaffen haben, wird erschüttert. Die Bank wird abstürzen. Regierungen auf der ganzen Welt werden sich um das Geld in den X-Konten streiten. Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir den Weltuntergang selbst herbeiführen. Auch sonst wird irgendwann irgendwer irgendwo nach den Zirkeln suchen. Man wird sie vernichten wollen, denn man wird das Ganze als Betrug ansehen, was es im Grunde genommen ja auch war. Was aus Neugier begonnen wurde, wird zu einer Hexenjagd. Vielleicht müssen wir sogar in den Kampf ziehen.« Mr Bright stand auf und schaute aus dem Fenster. Er konnte die Häuser hinter dem Tor zu Freemans Villa nicht sehen, doch er wusste, dass sie da waren.
    »Sie werden uns nicht vergeben, dass wir anders sind. Letztendlich wird uns nichts anderes übrig bleiben als zu
werden
, um unsere Autorität durch physische Gewalt zu sichern – doch wenn man bedenkt, welche Waffen ihr mittlerweile erfunden habt, werden wir diesmal wahrscheinlich sterben. Und sehr viele Menschen auch.«
    Freeman kam mit einem Tablett mit vier Whiskygläsern aus der Küche. Mr Bright lächelte ihn dankbar an.
    »Mit all dem könnte ich sogar leben, Cassius Jones, wenn du mir das Wortspiel erlaubst. Vielleicht haben wir wirklich zu viel Kontrolle ausgeübt oder hätten die Geschichte unserer Reise nicht verändern sollen. Doch all das haben wir getan. Wenn wir nun kämpfen und infolgedessen sterben sollen, dann
c’est la vie
. So ist es immer schon gewesen. Doch das wäre nicht das Ende, oder?«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Cass.
    »Hören Sie nicht auf ihn!«, zischte Dr. Cornell und wischte den Drink, den Freeman ihm anbot, unwirsch beiseite. Das volle Glas fiel auf den Teppichboden.
    »Vorsicht!« Freeman stellte das Tablett ab und packte den alten Mann, um ihn auf einen Stuhl zu drücken. »Reg dich ab, Mann.«
    »Die Menschen haben ein Recht auf die Wahrheit«, rief Dr. Cornell. »Ich habe ein Recht auf Wiedergutmachung!«
    »Die Wahrheit«, sagte Mr Bright ruhig, »ist oft nur eine Frage der Wahrnehmung. Man kann sie auf viele verschiedene Weisen sehen.«
    »Nein, sie steckt in diesem Computer da!«, wütete Dr. Cornell.
    »Aber die Menschen werden sie sehr lange für Irrsinn halten. Sie interessieren sich nur für das Geld. Vielleicht sogar so lange, bis Sie längst tot sind.«
    »Sie irren sich. Dafür sind es zu viele Informationen. Und die Original-Schriftrollen werden gefunden und ihr Alter mit der C14-Datierung bestimmt werden. Das dürfte ja wohl reichen.«
    Cass bemerkte seinen verzweifelten Blick. Er stand kurz vorm Zusammenbruch. Wenn diese Dateien veröffentlicht würden, hieße das noch lange nicht, dass er sein altes Leben wiederbekam, doch er würde Frieden finden. Cass sah wieder Castor Bright an und wiederholte seine Frage: »Was meinen Sie damit?«
    »Du weißt, was sie tun würden, sobald der Kampf beendet wäre. Du weißt es genau: Irgendwann, vielleicht nicht mehr in diesem Jahrhundert, aber irgendwann werden sie den Blick wieder gen Himmel richten. Sie werden sie finden wollen.«
    »Aber die Gänge sind verschlossen.«
    »Im Moment, ja, aber ihr seid bekanntlich hartnäckig und werdet so
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