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Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Der Atem der Apokalypse (German Edition)

Titel: Der Atem der Apokalypse (German Edition)
Autoren: Sarah Pinborough
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Heimat finden würden. Seine Begeisterung trug die müden Geister durch die lange Reise.
    Schließlich fanden sie einen Platz, den der Architekt sorgfältig untersuchte. Dann fing er an zu bauen.
    Sie benannten den Ort nach der verstorbenen Mutter des Erstgeborenen Erde.
    Sie verharrten lange Zeit in ihrer Ursprungsgestalt, doch die Menschen vermehrten sich schnell und misstrauten immer mehr jenen, die anders waren. Daraufhin wurden die Mitglieder der Zirkel klein, das war das Klügste.
    Nach einer Weile konnten sich die Menschen mit ihrer kurzen Lebensdauer nicht mehr daran erinnern, dass es je anders gewesen war.
    Doch irgendwie – möglicherweise hatte
er
es ihnen einprogrammiert – waren sie auf der Suche nach einem Herrgott – einer Gottheit. Ihrem Schöpfer. Sie hatten Fragen.
    In den Zirkeln wurde lange und intensiv darüber nachgedacht, wie man damit umgehen solle. Einige wollten den Menschen die wahre Schöpfungsgeschichte erzählen, von dem schrecklichen Herrgott, und warum sie hierher geflohen waren. Doch der Herrgott hatte sich in den Menschen nicht geirrt, denn auch wenn sie zu schrecklichen Grausamkeiten und Wutausbrüchen neigten, glaubten sie an das Gute und hatten das Bedürfnis, zu etwas Höherem aufzuschauen – zu einer Vaterfigur, die über sie richtete. Die Wahrheit würde damit aufräumen und sie vernichten.
    Schließlich machte der Erstgeborene – der Erste unter ihnen – einen Vorschlag: Er wollte ihre eigene wahre Geschichte ein wenig abwandeln, damit sie besser passte. Er würde der Messias werden, nach dem sie sich so sehnten, der Sohn des gütigen Gottes, und behaupten, Gottvater habe ihn auf die Erde geschickt, wo er für ihre Sünden sterben solle. Er würde einige von ihnen, die das Leuchten hatten – denn die Zirkel hatten ihren Samen in der Menschheit verbreitet –, zu seinen Jüngern machen, die ihr Leben lang sein Wort verbreiten sollten.
    Und so wurde aus Luzifer, dem früheren Erstgeborenen, dem Ersten unter ihnen, Jesus von Nazareth, der den verirrten Seelen das Wort Gottes brachte.
    Er machte das sehr gut.
    Später, als es vorbei und das Buch der Bücher geschrieben war, wurde fröhlich gefeiert. Der Architekt, der von den drei Anführern schon immer der Ernstere gewesen war, fand die Wiederauferstehung am dritten Tag etwas zu ausgeklügelt, doch auch er sah lächelnd zu, wie die Saat der Religion aufging. Rund um den Globus erzählte man sich die Geschichte in immer neuen Variationen, bis die Völker auf der Erde einen Herrgott hatten, an den sie glauben konnten.
    Während die Zeit verging und die Zirkel sich in den Hintergrund zurückzogen, um aus der Mitte ihres Netzwerks in aller Ruhe die Strippen zu ziehen, bemerkten der Erste, Mr Bright und Mr Solomon voller Entsetzen, wie sehr die Geschöpfe ihrem ursprünglichen Herrgott glichen. Wie konnten sie so grausam zueinander sein, und all das im Namen des gütigen Gottes, den sich der Erste für sie ausgedacht hatte? Möglicherweise hatte
er
sie doch zu sehr nach
seinem
Abbild erschaffen.
    Sie pflanzten sich fort und besiedelten die Welt.
    Mr Bright ließ sich in seiner ersten Stadt, Hölle, Londinium, London nieder. Er liebte die kühle Luft, die sich so wohltuend von der staubigen Hitze unterschied, die sie zurückgelassen hatten.
    Und die Zeit verging.
    »Das ist der Beweis!« Aufgeregt lief Dr. Cornell durchs Zimmer. »
Für alles!
Für alles, was ich erforscht habe, alles, woran ich geglaubt habe, als mich alle Welt für verrückt erklärt hat – all das ist in diesem Computer!« Er lachte irre. »Man wird mich wieder einstellen. Wahrscheinlich werde ich zum Dekan befördert. Verstehen Sie nicht?« Er sah Cass an. »Es ist alles da. Die vollständige Geschichte einer Verschwörung. Das müssen wir der Welt zeigen. Wir haben keine Wahl! Geben Sie es weiter! Warum zögern Sie noch?«
    Cass sagte nichts. Er schaute immer noch auf den Bildschirm. Dr. Cornell hatte recht, es war alles da. Es würde wahrscheinlich Jahre dauern, es zu verstehen, und die Menschheit wäre entsetzt, doch niemand konnte leugnen, dass es die Wahrheit war. Der Befehl auf dem Bildschirm blinkte auf: »Senden?«
    Er steckte sich eine Zigarette an und starrte den Computer an. Was hielt ihn davon ab? Es war seine erste Reaktion gewesen, die Information übers Internet zu verbreiten; Dijan Maric könnte sie in einen Virus verwandeln, der die Nachricht innerhalb weniger Tage in jeden Posteingang legen würde: der ultimative Virus. Die
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