Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
aber entgegen Ihrer Annahme nach meiner Überzeugung noch immer in London auf. Ich weiß nicht, warum ich das immer wieder behaupte, aber irgendein Gefühl sagt mir, daß er gar nicht allzuweit von uns entfernt ist. Die Frage ist bloß, wo?"
    „Wenn es so ist, wie Sie sagen, Herr Kommissar, dann verstehe ich Alec nicht, daß er sich nicht wieder mit Ihnen in Verbindung gesetzt hat", kam es leise über die Lippen der Frau. Fragend sah sie nun den Kommissar an.
    Sie hatten wohl schon mehrfach während der längeren Unterhaltung im Speisesaal des Belvaria-Hotels dieses Thema besprochen, aber noch immer war diese Frage unbeantwortet geblieben, die Frage: Wo war Alec Grangas? Wo hielt er sich zur Stunde auf? Warum hatte er sich nicht wieder bei Scotland Yard gemeldet? Seine Mutmaßung begründete Kommissar Morry mit diesen Worten:
    „Miß Halders!" sagte er beruhigend zu der sichtlich mitgenommenen Frau, „Alec Grangas hat sich wohl aus dem Grunde nicht mehr bei mir gemeldet, weil er sich nicht der Gefahr aussetzen wollte, erneut in Haft genommen zu werden. Er gehört zu den Menschen, denen die Freiheit alles bedeutet, die sich lieber von der Polizei jagen lassen, als tatenlos in einer Zelle auf die kommenden Ereignisse zu warten. Er hat eine impulsive Natur. Er ist durch das ihm zugefügte Unrecht so aufgebracht, daß er alles niederreißt, was ihm früher einmal wert und gut war. -— Sorry! Dabei ist er keineswegs schlecht. Ich glaube, ich würde an seiner Stelle ähnlich handeln. Ich kann sein Handeln persönlich verstehen, wenn ich ihm auch aus meinen beruflichen Erwägungen heraus nicht den Vorwurf ersparen kann, unsere Arbeit dadurch nur erschwert zu haben. Es geht nicht an, daß jeder nach seinem Gutdünken selbst Nachforschungen anstellt, um Personen zu finden, die für seine Lage verantwortlich sind. Das ist nicht Sache des einzelnen, sondern die Aufgabe der Polizei!"
    „Nach Ihren Worten sind Sie davon überzeugt, daß Alec Grangas sich immer noch hier in der Stadt aufhält und selbst den Versuch unternimmt, den Mann zu finden, dem er seine augenblickliche Lage zuzuschreiben hat?" stellte Bobby Talford fest und blickte dabei unbehaglich auf die Frau an seiner Seite.
    Was in Beatrix Halders in diesen Minuten vorging, stand nur zu deutlich in ihrem Gesicht geschrieben. Angst und Furcht um das Leben des Mannes, der ihr mehr als ein Vorgesetzter im beruflichen Leben war, paarte sich mit einem gewissen Stolz auf ihn und seine harte Männlichkeit. Doch die Oberhand behielt eben die Angst!  
    Die ungeschminkte Beantwortung seiner Frage durch den Kommissar beendete die Betrachtungen von Bobby Talford.
    „Yes, Mister Talford! Nur diese eine Deutung gibt es nach meiner Ansicht für das Verhalten Alec Grangas! — Da es nun mal so ist, hoffe ich nur, daß er sich nicht zu weit auf ein Gebiet vorwagt, das selbst für einen gewiegten Policeman gefährlich ist. Aber, lassen wir dieses Thema und begeben wir uns für den Rest des Abends noch einmal in die Bar."
    Morry betrat kurz danach in Begleitung Beatrix Halders und des Piloten Bobby Talford den Barraum des Belvaria-Hotels. Schon während er durch die Türöffnung ging, fiel ihm die Veränderung hinter der Bartheke auf. Der Mixer war nicht mehr anwesend, der ihm zuvor das Getränk serviert hatte. An seine Stelle waren zwei Girls getreten, die sich um die Wünsche der in großer Anzahl auf den Hockern sitzenden Gäste kümmerten. Leicht schoben sich die Augenbrauen des Kommissars zusammen, dann ging er mit seiner Begleitung an einen freien Tisch an der Längsseite des Raumes.
    Mit keiner Miene verriet er, wie intensiv er überlegte, wie stark seine Beobachtung war, die jede Einzelheit in sich aufnahm und sie, je nach Wichtigkeit dort einstufte, wohin sie nach dem Stand seiner Ermittlungen gehörte. Doch nicht lange konnte Kommissar Morry diese Gedankenarbeit leisten. Ein Ereignis trat gerade in dem Augenblick ein, als er sich neben Beatrix Halders niederlassen wollte.
    Dieses Ereignis war mit dem für ihn gänzlich unerwarteten Erscheinen eines Mannes verbunden, den er überall in England, aber nur nicht hier im Hotel vermutet hatte: Samuel Barrone!
    „Pardon, Miß Haliders! Ich sehe da soeben einen Herrn, dem ich unter allen Umständen einige Fragen vorlegen muß!" Morry hielt in seiner Bewegung inne und entschuldigte sich auch bei Bobby Talford.
    Schon hatte der Kommissar sich abgewandt und ging schnell auf den Hotelier zu. Wenig später sah man die beiden Männer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher