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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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werde ich finden, was ich suche", murmelte Morry vor sich hin.
    Als Morry ein wenig später am Steuer seines Wagens saß und mit mäßiger Geschwindigkeit in die anbrechende Nacht über das Victoria-Embankment fuhr, war er gewiß, daß die Aufklärung der beiden Mordfälle sich in der entscheidenden Endphase befand. So wie sich die Scheinwerfer seines Jaguar in die Dunkelheit hineinfraßen, und diese erhellten, würde auch er nun Licht in die bislang dunkle Geschichte dieser Morde bringen. Morry, der nun seinen Jaguar auf dem Parkplatz vor dem Belvaria-Hotel abstellte, war seinem Ziele noch näher, als er vermutete.
    Keine hundert Schritt von seinem augenblicklichen Standplatz entfernt, befand sich der Mann, der aus reiner Habgier und Gewinnsucht zwei Leben ausgelößcht hatte und der sich, obwohl das Blut seiner Opfer an seinen Händen klebte, wie irgendein harmloser Mensch benahm.
    Leider stehen die heimtückischen Taten einem Menschen nicht auf der Stirn geschrieben. Daher ließ der Kommissar zunächst diesen Mann noch unbeachtet, der seit Stunden schon die Ausführung einer weiteren Gewalttat vorbereitete. Ungeachtet eines ihn plötzlich beklemmenden Gefühls betrat Morry die Bar des Belvaria- Hotels. Seine Blicke glitten suchend über die anwesenden Gäste, huschten prüfend über die vereinzelt an den Tischen sitzenden Pärchen, fanden aber nicht die beiden Menschen, mit denen er sich hier verabredet hatte. Ein herumstehender dienstbarer Geist beantwortete seine Frage nach den zunächst von ihm Gesuchten mit den Worten:
    „Sir, Miß Halders und Mister Talford haben sich vor einigen Minuten in den Speisesaal begeben. "
    Bei dem Wort Speisesaal kam Morry zum Bewußtsein, daß er schon seit mehreren Stunden ein starkes Hungergefühl hatte und daß es eigentlich an der Zeit sei, den Hunger zu stillen. Im ersten Impuls steuerte er auf den neben der Bar gelegenen Speisesaal zu. Aber dann änderte er seinen Entschluß und ließ sich vom Mixer zuerst einen Drink servieren.
    Während er auf sein Getränk wartete, fiel wie zufällig sein Blick auf den vor einem anderen Bargast stehenden Aschenbecher. Es war zwar nicht außergewöhnlich, daß in einem Ascher einer Bartheke eine fast ausgerauchte Zigarette nicht restlos ausgedrückt war und daher weiter qualmte; diese Tatsache ließ den Kommissar gleichgültig. Was seine Augen dort erblickten und was ihn unmerklich die Augenlider zusammenziehen ließ, war die Farbe des Restteils der Zigarette.  
    Asche und Tabakrest waren unzweifelhaft schwarz! Schwarz wie auch die ganze Zigarette gewesen war . . . Sofort fiel ihm der Fund ein, den er in der Nacht, als John Gutwell in der Regents-Bridge ermordet wurde, getan hatte.
    Auch die von ihm in der Gosse entdeckte Zigarette war schwarz gewesen. Wenn seine damalige Vermutung stimmte, daß dieser Zigarettenrest von dem Mörder stammte, dann gab es eine schwache Möglichkeit, daß auch diese Zigarette hier von diesem Mörder stammte, denn gerade schwarze Zigaretten werden in England außerordentlich wenig geraucht. Und dann: ausgerechnet hier, in diesem Hotel, das immer wieder in Gesprächen über verbrecherische Vorgänge auftauchte?
    Langsam führte der Kommissar sein Glas zum Munde. Dabei prägte er sich die Gesichter der beiden Männer ein, die außer ihm zu dieser frühen Abendstunde in der Bar saßen. Er erwartete nicht, daß einer dieser beiden Leute jetzt, da er nur darauf wartete, als Raucher der Papyrossi sich eine neue ,Schwarze' anstecken werde. Er wandte sich nach kurzem Zögern ab und betrat den angrenzenden Speisesaal. Der Mörder konnte ihm nun nicht mehr entgehen, das war gewiß! Hatte er nicht immer geahnt, daß hier im Belvaria-Hotel, und nur hier, die Spuren des Mörders enden würden? Seine anfängliche Ahnung wurde durch eine neue Feststellung immer mehr zur Gewißheit.
     
    *
     
    Diese Nacht sollte noch viele Überraschungen bringen! Nicht nur für einen einzelnen, nein, für alle Beteiligten, sei es Kommissar Morry, sei es Alec Grangas und sein ständiger Begleiter Leester Brighward oder auch Samuel Barrone, Bill Skoopay und noch einige andere Leute mehr. Selbst für Beatrix Halders und Bobby Talford begannen sich die Ereignisse an diesem Abend zu überstürzen. Die Jagd nach dem Mörder hatte noch ein tragisches Vorspiel.
    Es begann damit, daß gleichzeitig mit Konstabler Jeff Tresscot und seiner Begleiterin ein weiterer Mann den Barraum des Belvaria-Hotels betrat. Sein aufgeschwemmtes Gesicht wirkte auf
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