Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
ob ihr Blut wie rasend durch die Adern rausche, und ein Zittern durchschüttelte ihren Körper. — Was war nur mit Alec Grangas los? — Warum benahm er sich ihr gegenüber so garstig und abweisend? Warum nur?
    So sehr sich Beatrix Halders auch bemühte, einen triftigen Grund für sein Verhalten zu erkennen, sie konnte keinen finden.
    Auch Bobby Talford, der Copilot der Comet IV, fand seinen Kameraden, den Kommandanten der Maschine, stark verändert. —Langsam glitt sein Blick von den Instrumenten weg und heftete sich in das harte Gesicht Alec Grangas. Eine steile Falte hatte sich tief in die Stirn Alec Grangas eingegraben, ein bitterer Zug lag um seinen zusammengepreßten Mund.
    Bobby Talford fand, daß das sonst frische und sonnengebräunte Gesicht seines Gefährten, mit dem er gemeinschaftlich schon über eine Million Flugkilometer hinter sich gebracht hatte, heute grau und verfallen aussah. — Selbst das glitzernde Sonnenlicht hier oben über den Wolken konnte das Antlitz seines Kameraden nicht erhellen und die dunklen Schatten unter seinen Augen verdecken. Was mochte den Kommandanten so verändert haben, daß dieser zum ersten Male den Vorgesetzten herauskehrte, so wie er es in den letzten Stunden unverkennbar tat? — Noch nie hatte Alec Grangas der Besatzung gegenüber einen derartigen Ton angeschlagen. In seiner Stimme lag etwas Drohendes, etwas, was keinen Widerspruch duldete. Sein Verhalten stand ganz und gar gegen seine sonstigen Gewohnheiten.
    Gewiß — er war hier oben die Person, die zu bestimmen hatte. Er hatte die Verantwortung für die Maschine und für die Menschenleben von achtundsechzig Personen, die sich der Gesellschaft und damit ihm anvertraut hatten. Aber Alec Grangas war bisher eben keiner von denen gewesen, die sich als Kommandanten erhaben über die anderen Besatzungsmitglieder fühlen. Er war stets. der bescheidene Pilot und Führer einer Crew gewesen, der ohne Überheblichkeit seinen verantwortungsvollen Platz einnahm und mit seinem Wissen und Können überall dort hilfreich einsprang, wo Not am Mann war. — Mit seinem Humor und seiner unerschütterlichen Ruhe hatte er schon manche brenzlige Situation auf schwierigen Routen gemeistert. Seine aufgeschlossene Art hatte ihn zu einem der beliebten Kommandanten der BAA werden lassen. Aber wo war dieses alles geblieben?
    Bobby Talford versuchte zu ergründen, was einen Menschen wie Alec Grangas so aus dem Gleichgewicht zu bringen vermochte.
    Zweimal setzte er zu einer Frage an. Doch immer wieder verschloß er seinen Mund.
    Teufel! — Es war doch absurd, Alec Grangas Verstimmung mit den Ereignissen am Vorabend ihres Transatlantikfluges in Verbindung zu bringen! Der old friend neben ihm war nicht der Mann, der sich gänzlich verwandelte, nur weil eines seiner früheren Besatzungsmitglieder gegen die Vorschriften der Gesellschaft verstieß und die Nacht vor einem Flug durchfeierte. — Zumal wenn dieses Mitglied seiner Crew eine Frau war...
    Böse Zungen behaupteten zwar, Silvia Chabbot wäre mehr als nur Stewardeß gewesen. — Doch außer Alec Grangas und ihm wußte keiner besser, welches Geschöpf den Idealen seines Freundes entsprach — und daß zwischen ihm und der lebenshungrigen Silvia Chabbot niemals eine engere Verbindung bestanden hatte.
    Die Auseinandersetzung, die Alec Grangas in dieser Nacht mit Silvia Chabbot und ihrem angeblichen Verlobten Philip Dale im Belvaria-Hotel gehabt hatte, entsprang keineswegs einer quälenden Eifersucht seines Freundes. — Sondern entsprach einzig und allein der Fürsorge eines pflichtbewußten Piloten für seine Crew.
    Es ging nicht an, daß eine Stewardeß nach durchzechter Nacht mit rotumrandeten Augen und weichen Knien am folgenden Morgen nüchterne Passagiere betreute. Der Ruf der gesamten Besatzung und auch der Gesellschaft stand auf dem Spiel. So hatte es sich die Lady selbst zuzuschreiben, daß Alec Grangas infolge ihres Eigensinnes die Konsequenz zog — und sie aus seiner Beisatzung streichen ließ. Daß ausgerechnet Beatrix Haiders von einer Super — G — Constellation auf diese pfeilschnelle Carnet IV überwechselte und somit ihr Wunsch sich erfüllte, war eine Fügung des Schicksals.
    Vielleicht war diesem Schicksal auch etwas von der Direktion nachgeholfen worden, die mit dem untadeligen Lebenswandel Beatrix Haiders und ihrer Berufsauffassung sehr zufrieden war. Dieser Umstand konnte nicht der Grund dafür sein, daß Alec Grangas, als sich die Maschine dem Heimathafen näherte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher