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0376 - Der Turm des Ungeheuers

0376 - Der Turm des Ungeheuers

Titel: 0376 - Der Turm des Ungeheuers
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Diesmal allerdings regte sich in ihm ein ungutes Gefühl. Es lag weder an der Strecke noch am Bermuda-Dreieck, sondern an der jungen und betörend schönen Frau, die in der VIP-Klasse mitfuhr. Dabei war es nicht einmal ihr Äußeres, das ihn störte, obgleich er noch nie eine junge Frau mit schulterlangem Silberhaar und schockgrünen Augen gesehen hatte.
    Es mußte etwas anderes ein. Sie war ihm unheimlich, diese Sara Moon. Woher sollte er auch wissen, daß mit ihr, der entarteten Druidin, der Tod an Bord seines Schiffes gekommen war…?
    Die MS MONICA REGINA war ein Koloß. An berühmtere Schiffe wie die QUEEN ELIZABETH II kam sie zwar nicht heran, die von Frühling bis Herbst zwischen Hamburg und New York pendelte, aber Yerl hatte nie Schwierigkeiten, die Kabinen in allen Klassen zu füllen. Es gab genug Leute, die den Süden der USA besuchen wollten und einen Tag mehr auf dem Schiff einem Dreistunden-Flug von New York aus vorzogen. Die Größe des Schiffes, das unter britischer Flagge fuhr, war dem Passagieraufkommen angemessen. Trotzdem konnte man sich auf der MONICA REGINA verlaufen, und eine Fahrt über den Atlantik war auch auf diesem Schiff ein unvergeßliches Erlebnis.
    Der grauhaarige Mann, der beim Auslaufen an der Reling stand, hegte entsprechende Erwartungen. Er hatte keine Kabine - er hatte einen Traum von Suite, die über zwei Decks ging. Unten der Wohnbereich, oben über eine schmale Treppe erreichbar die Schlafkabine. Das Geld, das ihn diese Kabinen-Suite kostete, war für ihn ein Taschengeld. Sein multinationaler Industriekonzern, den er in vierzig Lebensjahren aus dem Boden gestampft und zum führenden Supergiganten in der Welt gemacht hatte, war in dermaßen vielen Branchen mit all seinen Filialen aktiv, daß ganze Zweige Bankrott anmelden konnten, ohne daß wirkliche Verluste entstanden. Der Mann, den jene, die ihn näher kannten, den »alten Eisenfresser« nannten, wußte schon längst nicht mehr, wie er die Vermögenszinsen sinnbringend unter die Leute werfen konnte. Trotzdem war er Mensch geblieben, der nie vergessen hatte, wie es war, arm und mittellos zu sein, aber im Alter genoß er den Luxus in vollen Zügen, den er sich erarbeitet hatte. Sein Sohn führte den Konzern, und er machte seine Sache gut.
    Der »alte Eisenfresser« selbst war immer noch der Boß, und er war auch jetzt wieder geschäftlich unterwegs. Aber um Kleinigkeiten kümmerte er sich längst nicht mehr selbst. Er hatte jetzt Zeit.
    Auch er sah die junge Frau mit dem silbernen Haar, die in der Nähe der Kommandobrücke auf dem oberen Deck stand, als die MONICA REGINA aus dem Hamburger Hafen auslief. Das silberne Haar faszinierte ihn. Er machte sich keine Illusionen - ein erotisches Abenteuer war nicht zu erwarten. Er war ein alter Mann, und diese Frau gehörte zu denen, die an jedem Finger zehn Männer haben konnte, wenn sie nur damit schnippte. Aber für gepflegte Unterhaltungen mochte sie gut sein.
    Die Aura des Bösen bemerkte er auch nicht, als er sie ansprach.
    So lernte Stephan Möbius Sara Moon kennen.
    ***
    Carsten Möbius sah aus wie immer. Er trug seinen verwaschenen Jeansanzug, sein Haarschopf war wild wie immer, und in seinen Augen funkelt es. Dennoch hatte Professor Zamorra das Gefühl, daß der junge Konzernerbe sich verändert hatte. Er schien reifer geworden zu sein, erwachsener. Die Verantwortung, in die er geschlüpft war, hatte ihn geprägt.
    Früher hatten er, sein Freund Michael Ullich und Professor Zamorra und Nicole Duval ungezählte Abenteuer gemeinsam erlebt und hatten den Dämonen der Hölle die Stirn geboten. Es hatte sich irgendwann einfach so ergeben. Stephan Möbius hatte seinen Sohn in der Welt herumgeschickt, um die einzelnen Zweige und Filialen des fast schon in seinen Verflechtungen unübersichtlich gewordenen Konzerns kennenzulernen. Gern war Carsten auch als Kontrolleur aufgetreten -inkognito hatte er die Vorgänge studiert, um dann plötzlich seine Tarnung aufzugeben und entdeckte Mißstände und die dafür Verantwortlichen zu beseitigen. Kennengelernt hatten Zamorra und er sich, als Zamorra versucht hatte, in England das Beaminster-Cottage zu ersteigern, in dem er eine Ausweichbasis für seine Unternehmungen gründen wollte. Aber auch der alte Möbius hatte ein Auge auf das rustikale Herrenhaus in der verträumten Grafschaft Dorset geworfen. Carsten hatte bei der Versteigerung Zamorra übertrumpft - und dann seine Hilfe gebraucht, als der legendenumwobene Steinriese von Cerne Abbas zu
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