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0376 - Der Turm des Ungeheuers

0376 - Der Turm des Ungeheuers

Titel: 0376 - Der Turm des Ungeheuers
Autoren: Werner Kurt Giesa
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euch mal wieder sehen.«
    Er erhob sich und versetzte seinem riesigen Schreibtisch einen resignierenden Tritt. »Wie ich das Ding hasse… aber ich kann es Väterchen auch nicht antun, den ganzen Kram einfach hinzuschmeißen.«
    »Züchte dir einen Stab von erstklassigen Managern heran.«
    »Die haben wir doch… aber trotzdem muß einer den Gesamtüberblick behalten und die endgültigen Entscheidungen treffen. Nach dem Fiasko mit Skribent hat Väterchen die Firma umstrukturiert und eine Art Diktatur in der Führung eingerichtet, und das kann ich nicht einfach so wieder umkrempeln.«
    Zamorra erinnerte sich. Erich Skribent war einer der Topmanager aus dem engsten Kreis um Stephan Möbius gewesen. Erst, als alles zu spät war, hatte es sich herausgestellt, daß das nur eine seiner Rollen war, die Skribent spielte. Als der geheimnisumwitterte Patriarch hatte er gleichzeitig im internationalen Verbrechen den Ton angegeben und mit Wirtschaftskriminalität versucht, den Konzern zu zerschlagen - was bei seinem Wissen leicht war - und zudem war er der damalige ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN gewesen.
    Der Abschied war kurz und schmerzlos, aber nicht nur Zamorra sah, wie es Carsten Möbius in den Fingern juckte, einfach mitzukommen.
    Aber er wurde hier in der Zentrale gebraucht.
    ***
    Nach eineinhalb Tagen Fahrt hatte sich auch der letzte Passagier an Bord daran gewöhnt, daß es rechts und links nichts als endlose Wasserwüste gab, aber das störte keinen einzigen Menschen. Ruhig wie eine Sänfte lag das Schiff und ließ fast vergessen, daß ringsum nur Ozean war, es sei denn, man sah auf die graue Fläche hinaus. Das sanfte Auf und Ab hatte bei Stephan Möbius keine Seekrankheit auslösen können, aber er hatte auch in Gedanken nicht spöttisch gelächelt, als schon am ersten Tag fast die Hälfte der Passagiere Neptun opferte. So viele blasse Gesichter hatte er noch nie auf einem Haufen versammelt gesehen.
    Der Atlantik war ruhig. Keine Schlechtwetterzonen weit und breit. Möbius, hätte es mit seiner Reise nicht besser treffen können. Er hoffte, daß es auch so blieb. Wenn die See auch nur etwas rauher wurde, hatten die Seekrankheits-Anfälligen garantiert erneut zu leiden.
    Möbius bedauerte bereits jetzt, daß schon mehr als die Hälfte der Reise beendet war. »Die Reise ist auch das Ziel«, murmelte er und war froh, daß er sich dafür entschieden hätte, statt des Fugzeuges das Schiff zu nehmen. Sonnenauf- und -Untergänge auf dem Meer waren ein geradezu berauschender Anblick, in den er sich versenken konnte.
    Die MONICA REGINA war eine schwimmende Stadt.
    Er hatte nur einen Teil davon erforschen können. Die Kabinendecks oben, um so luxuriöser und teurer, je weiter oben sie sich befanden, die Salons, die mannigfaltigen Freizeiteinrichtungen. In Fitneßcentern ließ man sich durchkneten und trainierte die mehr oder weniger vorhandenen Muskeln, in Sporthallen wurden Turniere organisiert. Auf den Sonnendecks räkelten sich die Passagiere und ließen sich bräunen, und auch Möbius tankte hier regelmäßig seine Sonnenbräune. Er vermißte die in Reiseprospekten regelmäßig abgebildeten hübschen Bikini-Mädchen. Das Durchschnittsalter der Passagiere der MONICA REGINA betrug fast fünfzig Jahre. Jungen Leuten fehlte wahrscheinlich das Geld, sich diesen sündhaft teuren Luxus zu leisten. Die billigsten Kabinen, unten nahe den Maschinenräumen, klein und laut, waren nicht unter anderthalbtausend Mark zu bekommen, und für weniger Geld flog man schon mit dem Jet die Strecke hin und zurück, wenn man es geschickt durchplante. Hinzu kam, daß es der reine Fahrpreis war, Speisen und Getränke noch nicht eingerechnet, und daß es in den Einkaufsshops auch noch jede Menge weitere Möglichkeiten gab, die Hundertmarkscheine stapelweise verschwinden zu sehen. Möbius hatte nur wenige Passagiere entdeckt, die jünger als dreißig waren, und die bildeten eine Clique untrer sich.
    Möbius störte sich nicht daran. Er fand auch bei den älteren Passagieren Anschluß, zu denen er ja schließlich auch gehörte. Einmal hatte er sich für eine Stunde im Spielsalon an den Roulette-Tisch gesetzt, ein wenig gewonnen, etwas mehr verloren und es dann wieder aufgegeben. Er hatte es nicht nötig, auf Gewinne zu hoffen, und deshalb reizte ihn das Spiel nicht so sehr. Amüsiert betrachtete er Männer und Frauen, die verbissen verloren und kaum Chancen hatten, die Verluste wieder auszugleichen. Da widmete er sich lieber seinen geliebten
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