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Der Abgrund Kommissar Morry

Der Abgrund Kommissar Morry

Titel: Der Abgrund Kommissar Morry
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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in der von der Bar und den anderen Tischen am weitesten entfernten Nische sich gegenüber sitzen.
    „Mister Barrone!" eröffnete Morry das Gespräch mit dem Hotelier. „Ich habe nicht gewußt, daß Sie von Ihrer Reise bereits zurück sind. Jetzt freut es mich doppelt, daß ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden kann."
    „Womit kann ich Ihnen dienen?“ lächelte der Hotelier. Er tat, als sei er sehr erfreut.
    Morry aber erkannte sofort, daß sein Auftauchen alles andere, nur keine Freude ausgelöst hatte.
    Der Hotelier hatte sich so wenig in der Gewalt, daß selbst seine Stimme ihn verriet. Sein Schwitzen, seine Unruhe, sein gesamtes Benehmen, auch sein Erschrecken vorhin, dies alles sagte genug. Nur noch für wenige Worte hielt Morry den von ihm angeschlagenen freundlichen Ton bei, Ohne den Mann aus den Augen zu lassen, sagte er:
    „Es ist nichts Außergewöhnliches, Mister Barrone! Sie wissen ja, die leidige Angelegenheit des Mordes an Philip Dale! Da der Ausgangspunkt dieses Verbrechens leider hier dieses Lokal war, können wir nicht umhin, auch Ihnen einige Fragen zu stellen. Selbst die ruhig vorgebrachte und sachliche Erklärung des Kommissars ließ den Hotelier aufbrausen.
    „Was habe aber ich damit zu schaffen?" Damit zeigte er dem erfahrenen Kommissar, ohne es zu wollen, daß er sich auf der richtigen Spur befand.
    Sofort änderte Morry den Tonfall. Er ging jetzt direkt auf sein Ziel los. Er fragte den Hotelbesitzer ohne jeden Umschweif:
    „Ein wenig doch, Barrone! Auch Sie könnten der Mörder sein, meine ich!"
    Alles schien Samuel Barrone erwartet zu haben, nur nicht, daß ihm dieser Beamte so offen seinen Verdacht entgegenhielt. Sein Erstaunen über diese Worte spiegelte sich für Sekunden auf seinem Gesicht. Doch dann hatte er sich gefangen. Er lachte krampfhaft auf.
    „Sie machen Witze, Herr! Leider muß ich sagen, sehr schlechte Witze! Ich und der Mörder dieses —dieses Mister Dale? Wie kommen Sie auf diese absurde Idee? Was sollte ich für einen Grund gehabt haben, eine solche Tat zu begehen?"
    Unbeirrbar verfolgte Morry nun seinen Weg weiter. Schon seine nächsten Worte brachten den verkrampft lächelnden Barrone noch mehr aus dem Gleichgewicht. Er zuckte förmlich wie unter einem Peitschenschlag zusammen, als ihm Morry den möglichen Grund nannte:
    „Weil Philip Dale von Ihnen mit aller Schonungslosigkeit die Rückzahlung eines Kredites forderte! Schon diese Tatsache allein wäre ein Grund für Sie gewesen, sich den lästigen Gläubiger vom Halse zu schaffen."
    Einen Augenblick sah es so aus, als wolle der Hotelier dem Kommissar an die Kehle fahren, aber dann knurrte er nur heiser:
    „Sie sind nicht recht bei Trost! Ich kann Ihnen beweisen, daß ich mich zur Zeit des Mordes an Philip Dale hier in diesem Raum aufgehalten habe. Somit kann ich niemals als Täter in Frage kommen, nicht wahr?"
    „Und wo waren Sie an jenem Abend, als Mister Gutwell ermordet wurde? — Halt, ich beantworte Ihnen diese Frage selbst! Auch zu diesem Zeitpunkt befanden Sie sich hier in Ihren Räumen, wie? — Nun, deckt sich Ihre Antwort mit meiner Vermutung?"
    Flüsternd, aber mit unverkennbar drohendem Ton hatte Morry gesprochen. Jetzt beugte er sich noch näher zu dem nervös gewordenen Mann hinüber, seine Blicke bohrten sich wie Dolche in die unruhigen Augen Samuel Barrones.
    „Ich warte auf Ihre Antwort, Mister Barrone!"
    Der Hotelier konnte sich von diesem neuen Schlag nicht so schnell erholen. Kleine Schweißperlen erschienen auf seiner Stirn.
    „Ich — ich war es nicht, wirklich..stotterte der Hotelier. „Sie können und müssen es mir glauben!"
    „Ihnen glauben?" Morry sah unerbittlich den Mann an und lachte ironisch auf. „Soll ich Ihnen sagen, was ich glaube? Sie sind es... Ach, halten wir uns jetzt nicht länger damit auf! Wie sind die Tatsachen? — Sie haben Schulden! Ziemlich hohe, wie wir feststellen konnten!"
    Nur ein unverständliches Gestammel und hilfesuchende Blicke waren die Antwort auf diese Feststellungen.
    „Schön! Sie brauchen mir jetzt nicht zu antworten. Ihr Verhalten nach diesen zwei ruchlosen Morden spricht dafür, daß nur Sie allein als der Täter in Frage kommen", sagte Morry mit harter Stimme. Sein Blick wunderte für Sekunden zu dem herüberschauenden Konstabler hin. Ein kurzes Nicken, Jeff Tresscot hatte verstanden.
    „Barrone!" wandte sich Morry erneut an den Hotelier. „Die Lage verlangt es, daß ich Sie wegen dringenden Verdachts des Mordes in Haft nehmen
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