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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe
Autoren: Berte Bratt
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und zu verzeihen. Er wollte sich einfach nicht die Demütigung eingestehen, sich in der Stadt verlaufen zu haben.
    Er winkte einem Taxi und sagte kurz und bündig „N. K.“ – und er sprach es so aus, wie Toni es getan hatte, es klang so komisch, mit Betonung auf dem N: „N – Ennka“.
    Der Chauffeur sah ihn fragend an.
    „Verzeihung, sagte der Herr N. K?“
    „Ja, N. K. – Nordische Kompagnie.“
    Der Chauffeur warf wieder einen verwunderten Blick auf ihn, zuckte mit den Schultern, knallte die Autotür zu und fuhr fünfzig Meter.
    Und dann hielt er vor N. K.’s.
    Da mußte Eivind lachen. Und trotz aller Vorsätze, seinen Reinfall für sich zu behalten, unterlag er doch der Versuchung, Toni von der fünfzig Meter langen Taxifahrt zu erzählen.
    Und Toni lachte herzlich, legte ihre Hand über die seine und versicherte, sie würde ihn nie mehr allein gehen lassen, in dieser bösen, großen, gefährlichen Stadt, wo noch dazu Linksverkehr herrschte.
    Toni war munter und übermütig und in glänzender Laune, und dieses eine Mal achtete sie nicht auf seinen Gesichtsausdruck. Vielleicht war da auch nicht viel zu beachten.
    Eivind lächelte und war freundlich, aber er lächelte mehr mit dem Mund als mit den Augen, und in den Mundwinkeln war das Lächeln etwas steif.
    Toni saß über das Menü gebeugt und hatte rasch gewählt.
    „Schwedenplatte und nachher Nieren mit Speck“, schlug sie vor, mit ihrer vernünftigen, energischen Stimme.
    Nieren mit Speck war Eivinds Lieblingsspeise. Und immer noch nicht war er sich klar darüber, warum er so handelte, wie er es jetzt tat.
    „Laß mich das Menü sehen“, sagte er freundlich und würdevoll.
    Er studierte es, nahm sich gut Zeit dazu und wählte zum Schluß „Beefsteak Lindström“.
    „Aber Eivind, mein Lieber, Beef Lindström ist nur ein feinerer Name für gewöhnliche Fleischklöße! Nimm lieber Nieren mit Speck, das machen sie hier sehr delikat.“
    „Ich weiß doch gut, was Beef Lindström ist“, sagte Eivind überlegen, obwohl sich alle seine Geschmacksorgane vor Enttäuschung zusammenzogen. Er hatte sich ein rohes Beefsteak vorgestellt, mit viel Zwiebeln und vielleicht einem Spiegelei.
    Aber den neuen Mißgriff eingestehen?
    Nie!
    Selbst wenn Beef Lindström sich als Fischmehlklöße, in Tran gebacken, entpuppen sollte.
    Er aß seine enttäuschenden Frikadellen zum Duft von Nieren mit Speck, der von Tonis Teller kam, während seine Nerven kleine Wirbel schlugen.
    Beim Nachtisch beruhigten sie sich, und das Leben sah wieder licht aus.
    „Ich habe eine gute alte Bekannte beim Friseur getroffen“, sagte Toni, „die Doktorin Brachfeldt. Ihr Mann war Oberarzt in meiner Krankenhauszeit, jetzt ist er Chefarzt in einem neuen Krankenhaus außerhalb der Stadt und…“
    „Seine Frau vielleicht Assistenzarzt?“
    „Seine Frau? Daß ich nicht lache! Die würde in Ohnmacht fallen, wenn sie eine Nierenschale sähe.“
    „Ich glaubte, du sagtest, sie sei Doktor?“
    „Nein, ich habe Doktorin Brachfeldt gesagt, das bedeutet die Frau eines Doktors, verstehst du?“
    „Ach so. Das habe ich nicht verstanden. Ich war mir nicht klar darüber, daß du Schwedisch mit mir redest.“
    Toni lauschte auf seinen Tonfall, lauschte und verstand. Dann lachte sie. „Da siehst du, daß ich noch nicht erwachsen bin. Muß unbedingt beweisen, daß ich die feineren Nuancen der Sprache kenne.“
    „Wie meinst du das?“
    „Du, Eivind, wie alt warst du, als du in Amerika warst? Achtzehn? Ich möchte wetten, das erste, was du tatest, war, deiner Mutter eine Karte zu schreiben mit MRS. Ingeborg Löngard darauf. Hast du das nicht getan?“
    Er sah verblüfft auf und wurde rot.
    „Hat Mutter dir das erzählt?“
    Toni lachte laut.
    „Nein. Aber das würde jeder normale Achtzehnjährige tun. Und dasselbe tue ich, wenn ich schwedische Ausdrücke in meine geistreiche Konversation mit dir einflechte. Aber laß die Doktorin vorderhand sein und erzähle mir, was du am Vormittag angefangen hast.“
    „Ich habe Theaterkarten besorgt für ,Ein Sommernachtstraum’.“
    „Wie herrlich! Für morgen? Oder Samstag?“
    „Nein, für heute. Es wird im Freilufttheater gegeben, und du weißt, das Wetter…“
    Toni schwieg einen Augenblick.
    „Ach, Eivind, es tut mir so leid, aber, weißt du, es ist heute leider ganz unmöglich – die Dokt – ich meine Frau Brachfeldt, hat uns zum Essen gebeten, und da könnte ich gleichzeitig das neue Krankenhaus sehen. Es soll ja ein wahres Wunder an moderner
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