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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe
Autoren: Berte Bratt
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– Nein, Eivind, laß mich ausreden, bitte! Jetzt verstehe ich dich, denn jetzt habe ich auch keinen, mit dem ich über das sprechen kann, was ich lese, oder im Radio höre, oder denke… Und da merke ich, daß das meiner Arbeit nicht gut bekommt. Es ist da etwas Steriles, wenn du willst. Ich habe mich die ganze Zeit verausgabt, ohne für Ergänzung zu sorgen, wenn du verstehst, wie ich es meine. Und trotzdem, Eivind… das war nicht das schlimmste. Aber daß ich dich zu einer Alltagsgewohnheit gemacht habe, obwohl ich dich doch einmal liebte, das ist meine Todsünde. Wenn ich mein Heim versäumt hätte, falls wir Berit nicht gehabt hätten, wenn ich deine Strümpfe nicht gestopft hätte und die Küche mit Aufwasch vollgestopft gewesen wäre, das wären Kleinigkeiten gewesen im Vergleich zu meiner großen Sünde – daß ich meine Liebe in der Arbeit erstickt habe. Ich glaubte, alles wäre gut und in Ordnung, weil eine tüchtige Hausgehilfin dafür sorgte, daß wir es äußerlich gut hatten. Ich dachte nicht daran, daß man das Allerwichtigste selbst geben muß und kein bezahlter Stellvertreter das tun kann. Darum verstehe ich jetzt, was du durchgemacht hast – o Eivind, ich weiß selbst, daß ich kläglich versagt habe, aber es war wohl nötig, dies zu erleben. Denn ich habe nun zu mir selbst durchgefunden, ich glaube, ich bin erst jetzt erwachsen geworden – ich habe es schrecklich teuer bezahlen müssen, aber…“ Toni schluckte, aber sie fuhr fort zu reden, rasch und hektisch:
    „Das mußte ich dir sagen. Ich mußte… ja, ich mußte dich einfach deswegen um Verzeihung bitten. Du warst großartig gegen mich, Eivind, und du sollst wissen, daß, wenn wir jeder seinen Weg gehen müssen, die Schuld nur bei mir liegt. Und du sollst wissen, daß ich an dich mit Dankbarkeit und Bewunderung denke… Du brauchst auf diese lange Rede nicht zu antworten. Das mußte bloß mal heraus, verstehst du? Und nun sind wir damit fertig, jetzt können wir das Praktische besprechen. Du willst die Trennung gern in gesetzliche Formen bringen, und du brauchst nur zu sagen, wann wir das mit dem Schiedsgericht ordnen sollen, denn das muß ja sein.
    Ich möchte so gern etwas von dem Schlimmen gutmachen, was ich dir angetan habe – und nun wollen wir mit alledem rasch fertig werden, damit du neu anfangen und wirklich glücklich werden kannst.“
    Eivinds Blick ruhte auf Toni. Sie war nervös, ihre Stimme hatte eine bebende Wärme, die er früher nie so darin gespürt hatte. Sie hielt die Hände fest gefaltet, so, als ob es dann leichter sei, sich zu konzentrieren und zu beherrschen.
    Ihre Lippen zitterten, aber sie brachte es trotzdem fertig, sich in der Gewalt zu haben.
    „Toni…“, sagte Eivind, und seine Stimme war leise, „eilt es denn so furchtbar mit der Scheidung?“
    „Nicht meinetwegen, aber…“
    „Ja, glaubst du vielleicht, daß es mir eilt?“
    „Ich glaubte doch… wirst du nicht…“, sie wandte sich zu ihm, und ihre Augen fanden die seinen.
    Und dann waren alle Worte überflüssig.
    Er breitete die Arme aus, und Toni warf sich hinein. Sie weinte, drückte sich an ihn, preßte ihren Kopf gegen seine Schultern. Sein Mund fand ihr Gesicht, ein warmes, fieberheißes Gesicht, naß von Tränen.
    „Toni! Tonilein!“
    „Eivind!“
    „Ich habe mich so gesehnt, Tonilein.“
    „Und ich, Eivind, ich brauche dich, ich brauche dich so schrecklich, ich kann ohne dich nicht leben.“
    „Und ich erst, Toni. Herrgott, ich bin so weit gekommen, daß ich geradezu Sehnsucht habe nach etwas Krankenhausgespräch und nach mental-hygienischen Zeitschriften.“
    „Nein, Eivind, damit soll jetzt Schluß sein.“
    „Du denkst doch nicht daran, dein Krankenhaus im Stich zu lassen?“
    „Wenn ich nicht beides fertigbringe, Ehe und Krankenhaus, so gebe ich das Krankenhaus auf.“
    „Aber sicher kannst du beides fertigbringen, Toni. Du hast kein Recht, die große Aufgabe im Stich zu lassen, die du dort hast. Und weißt du, mein Liebes, du bist ein so lebendiger Mensch, im Grunde ein solcher Überschußmensch, daß du beides fertigbringen kannst. Sei ehrlich – nicht wahr, du kannst?“
    Toni schaute ihn an. Ein warmer Glanz war in ihren Augen.
    „Ja, Eivind, nun weiß ich, daß ich es kann.“
    „Und du sollst nie bange davor sein, mit mir über deine Arbeit zu sprechen. Ich interessiere mich dafür, solange sie nicht dem ganzes Leben ausfüllt.“
    „Das brauchst du nie mehr zu befürchten.“
    Sie schwiegen beide. Lange. Es war
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