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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe
Autoren: Berte Bratt
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hatte es gern, wenn sie von ihrer Arbeit erzählte, und er stellte bei sich fest, daß er selbst Interesse für die vielen menschlichen Schicksale zu fühlen begann.
    So kam es, wie es kommen mußte. Er gewann Toni ehrlich und aufrichtig lieb, und vor zwei Monaten, heute vor zwei Monaten, ja, da hatten sie sich verlobt.
    Die Wiederkehr dieses Tages wollten sie heute feiern. Und nun stand der Tisch im „Grandhotel“ gedeckt, mit Blumen und blanken Gläsern, und er ging hier auf und ab und wartete auf Toni.
    Jaja. Er selbst war es, der gewählt hatte. Er konnte Toni einfach nicht entbehren und mußte sich deshalb damit abfinden, sie mit dem Krankenhaus zu teilen.
    Rasche, galoppierende Schrittchen hinter ihm. Er schaute sich um. Da kam sie, erhitzt und atemlos, mit dem Hut in der Hand. Die roten Locken standen in einem einzigen Gewirr um ihren Kopf.
    „Sei nicht böse, Eivind. Ich konnte nicht davonrennen, versteh! Es war ein Unglücksfall, ein Beinbruch, nicht so gefährlich, aber der Patient war verzweifelt, allein in der Stadt, hätte morgen verreisen sollen, hatte die Fahrkarte schon in der Tasche. Und nun mußte ich telegrafieren und telefonieren und das Geld für die Fahrkarte erstatten lassen. Und er war so schrecklich niedergeschlagen. Er sollte wegfahren, um eine gute Stellung anzutreten, die er soeben erhalten hatte. – Fieber bekam er vor lauter Aufregung.“
    Toni hing fest an seinem Arm, plauderte und erzählte, aufgeräumt und voll Eifer, und noch ganz erhitzt.
    Eivind sah auf das glühende Gesichtchen hinunter – er verstand.
    „Ich kann mir das sehr gut vorstellen. Aber nun kannst du die Gedanken daran sausen lassen, nicht wahr? Bist du nicht hungrig? Freust du dich nicht auf das Essen?“
    „Du kannst dir denken, daß ich heißhungrig bin. Du, Eivind, ich habe nicht vergessen, was für ein Tag heute ist…“
    Ihre Stimme war warm und leise. Eivind drückte ihren Arm fester an sich.
    Dann saßen sie einander gegenüber an dem hübsch gedeckten Tisch, sie sahen einander in die Augen, tranken sich zu und fühlten, wie lieb sie einander hatten.
    „Sollen wir hier den Kaffee trinken, oder…“
    „Nein, wir gehen lieber heim zu dir. Wollen wir?“
    „Ja, laß uns gehen.“
    Eivinds Junggesellenwohnung war nicht groß, aber modern und behaglich.
    Toni machte Kaffee in der kleinen Küche, und Eivind zündete ein Feuer im Kamin an und brachte eine Flasche Likör herbei.
    Dann lehnte sie in seinem Arm im Sofa, und die Dämmerung senkte sich über den Raum. Aus dem Radio kam gedämpfte Musik, und Frieden erfüllte das kleine Heim und ihre Herzen.
    „Du, Tonilein, du bist nicht umsonst berufsmäßige Menschenkennerin. Weißt du, was ich finde?“
    Sie schaute zu Boden, nahm seine Hand und spielte mit den Fingern.
    „Nein. Das mußt du sagen.“
    „Muß ich?“
    „Unbedingt. Wohl bin ich ein berufsmäßiger Menschenkenner, aber du bist doch von uns beiden der Mann, und da…“
    „Jaja. Wie du willst. Um es kurz zu machen: Ich finde, daß wir ebensogut morgen das Aufgebot bestellen können. Worauf warten wir eigentlich? Auf eine Wohnung? Da können wir warten, bis wir grau und schimmelig sind und im Rollstuhl zur Kirche oder zum Standesbeamten fahren. Wir können doch hier wohnen, findest du nicht?“
    „Klar, können wir das.“
    „Und eine Geldfrage ist es ja auch nicht. Wir können es uns leisten, zu heiraten. Wir brauchen nur einige Kleinigkeiten zu kaufen, etwas mehr Geschirr vielleicht, und wenn möglich noch einige Handtücher und Bettwäsche…“
    „Zu allererst müssen wir eine Hausgehilfin herbeizaubern.“
    „Ja, das müssen wir vielleicht.“
    „Nicht vielleicht. Absolut! Unser Heim soll nicht darunter leiden, daß die Frau einen Beruf hat. Ich möchte eine tüchtige Haushilfe haben, wir können ihr ja einen ordentlichen Lohn bezahlen. Es soll dir erspart sein, ungestopfte Socken in deiner Schublade zu finden, und du sollst nicht auf das Mittagessen warten müssen. Diese Probleme wollen wir gleich im Keim ersticken. Einverstanden?“
    „Gewiß. Du sprichst wie ein Buch.“
    „Noch dazu wie ein gutes Buch. Ein Lehrbuch für eheliches Glück. Im Grunde wirst du mich gar nicht vermissen, Eivind. Du gehst um neun Uhr in die Bank und kommst um halb fünf heim. Ich gehe um halb zehn und bin um halb vier zu Hause. Ich bin also daheim, wenn du gehst, und bin daheim, wenn du kommst.“
    „Hm“, machte Eivind. Toni wurde rot.
    „Ja, ich weiß, was du sagen willst. Aber ich werde flink
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