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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe
Autoren: Berte Bratt
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in die Aufenthaltsräume zu kommen. Und ich glaube wirklich, diese Erwartung hilft ihnen rascher auf die Beine. Und dann spielt sicher auch die Geräuschlosigkeit eine große Rolle, dafür ist nämlich erstklassig gesorgt, und die nervösen Seelen bleiben von allen irritierenden Geräuschen verschont. In den Krankenzimmern können wir nicht gut Blumen vor den Fenstern haben, wir können ja den Schwestern nicht auch noch Gärtnerarbeit aufbürden, aber dafür haben wir die Blumenkästen außerhalb. Und sind die vielleicht nicht schön?“
    Toni machte immer größere Augen. Sie entdeckte, daß die Krankenzimmer ein individuelles Gepräge hatten, nicht das ewige trostlose „Krankenhausweiß“, sondern sie waren in munteren Farben gemalt, Rosa, Grün oder Gelb. Der Aufenthalts räum für Kinderpatienten entlockte ihr einen Schrei des Entzückens. Große Tafeln an den Wänden, Kästen mit farbigen Kreiden, kleine Tische und Haufen von abwaschbaren Bilderbüchern. Und an den Wänden wirklich schöne, künstlerisch gemalte Bilder mit Märchenmotiven.
    „Ich habe nie etwas Ähnliches gesehen“, seufzte sie ganz hingerissen.
    „Ich auch nicht“, sagte der Chefarzt trocken. „Ich muß mich immer noch selbst in den Arm kneifen, damit ich weiß, daß wirklich ich der Glückspilz bin, der die Stellung hier bekommen hat. Ich kann mich abends fast nicht losreißen – fragen Sie nur meine Frau!“
    Toni bekam das Ärztebüro und die Operationssäle zu sehen, sie bewunderte moderne Licht- und Heizanlagen, aber was den stärksten Eindruck auf sie machte, waren alle die durchdachten Kleinigkeiten, die den Krankenhausaufenthalt so behaglich wie möglich für die Patienten machen sollten.
    „Hier haben wir den Speisenaufzug“, sagte der Chefarzt und öffnete eine Tür, die lautlos funktionierte, wie alle Türen in diesem Wunderhaus. „Hier kommt das Essen herauf, auf elektrisch erwärmten Trägern, und auch die Tabletts für die Patienten haben eine Wärmeplatte.“
    „Herr Chefarzt, wenn Sie mir jetzt erzählen, daß die Patienten täglich Hühnchen und Champignons und Austern und Ananas bekommen, werde ich mich nicht wundern“, lachte Toni.
    „Ach nein“, lächelte der Chefarzt zurück. „Sie bekommen gebratenen Hering und andere Alltagskost, aber erstklassig zubereitet und hübsch serviert. Sie sollten übrigens die Diätküche sehen, das ist wirklich das Feinste, was wir hier im Hause haben, und ich behaupte, unser gesegnetes Fräulein Broberg hat mehr Heilungen auf dem Gewissen als die gesamte Ärzteschaft des Hauses, Unterzeichneter inklusive.“
    „Fräulein Broberg?“ wiederholte Toni fragend.
    „Die Leiterin der Diätküche“, erklärte der Chefarzt. „Eigentlich sollten Sie einen ganzen Vormittag mit ihr beisammen sein, sie ist eine ebenso gute Psychologin wie Köchin, sie verrichtet Kuratorarbeit, ohne es selbst zu wissen.“
    „Nein, jetzt werde ich aber unerträglich neugierig“, lachte Toni.
    „Ganz im Ernst“, sagte der Chefarzt, als sie zusammen das Krankenhaus verließen und zur Villa zurückgingen, „wäre es für Sie unmöglich, morgen oder übermorgen noch auf einen Sprung hierher zu kommen?“
    „Wir reisen Sonntag zurück“, sagte Toni, „übermorgen ist also unser letzter Tag hier…“
    „Also, dann morgen. Da meine Frau Ihren Mann überredet hat, in die Kunstausstellung zu gehen, kann ich da nicht Sie überreden, in die Diätküche zu gehen?“
    Tonis Gewissen rührte sich. Was würde Eivind sagen? Die kostbaren Flitterwochentage damit verplempern, Diätküchen anzusehen? Aber andererseits konnte sie eine Menge brauchbarer Ideen mit sich heimnehmen, wenn sie ein paar Stunden opferte. Und daheim hatte Chefarzt Stendal mehrere Male von der Möglichkeit gesprochen, eine eigene, moderne Diätküche einzurichten, nein, sie konnte und durfte diese Gelegenheit nicht ungenutzt lassen. -
    „Es ist wirklich gut, daß ihr jetzt kommt“, empfing sie Frau Brachfeldt, „es ist noch etwas im Shaker drin. Ingrid steht schon nervös an der Speisezimmertür, die Koteletts sind wohl nahe am Anbrennen.“
    Bei den Vorgerichten machte Toni ihrer Begeisterung Luft. Und Eivind, der in guter Laune war, teils wegen der Cocktails und teils dank seiner charmanten Wirtin, hörte mit Geduld zu und auch mit einem gewissen Interesse.
    „Ja, heute hast du in Krankenhaus geschwelgt“, lächelte Eivind, „und morgen wirst du in Kunst schwelgen. Frau - ah, die Doktorin und ich haben verabredet, daß wir zur
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