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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe
Autoren: Berte Bratt
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erobert!“
    „Zurück in die Stadt müssen Sie den Zug oder ein Taxi nehmen“, sagte Frau Brachfeldt, als sie sich auf der Terrasse, mit Aussicht auf den schönen Garten, niedergelassen hatten. – „Ich will die Cocktails nicht entbehren und als einzige ganz nüchtern dasitzen, bloß wegen des blöden Autofahrens.“
    „Moment mal“, lachte Toni, „ja, entschuldigen Sie, daß ich mich da einmische, aber wenn es so ist, daß ich einen Blick ins Krankenhaus werfen soll, ist es vielleicht besser, wir machen das noch vor dem ersten Cocktail. Oder…“
    „Ach, großer Gott, jetzt fängt das Krankenhausgeschwafel schon an“, seufzte Frau Brachfeldt mit komisch gespielter Verzweiflung. Aber unter den gesenkten, seidenschwarzen Wimpern blinzelte sie neckend und verliebt ihrem Mann zu.
    „Da ist wohl nichts zu machen, Hugo?“
    „Für Frau Toni und mich absolut nichts“, lächelte der Chefarzt. „Du brauchst natürlich nicht mitzukommen, und Herr Löngard ist in der angenehmen Lage, wählen zu können.“
    „Herr Löngard“, kam es bittend von Frau Brachfeldt, „bringen Sie es übers Herz, eine arme einsame Frau zu verlassen, bloß mit einem Cocktailbecher als Trost? Haben Sie ein glühendes Interesse an dem Krankenhaus?“
    „Na ja – ich habe natürlich Interesse für alles, was meine Frau angeht…“
    „Sie sind auf dem Holzweg“, stellte Frau Brachfeldt fest. „Hören Sie auf mich, ich habe Erfahrung. Es ist nicht der richtige Schlüssel zu einer glücklichen Ehe, die gegenseitigen Interessen zu teilen, sondern sie zu respektieren. Ich verabscheue Krankenhausluft, Injektionsspritzen und weiße Kittel und liebe es, mit Pinsel und Palette umzugehen. Mein Mann erkennt nicht den Unterschied zwischen einem van Gogh und einer kolorierten Postkarte. Aber ich respektiere seine Arbeit, und er achtet mein Kunstinteresse, und besonders respektiert er mein Kochen. So treffen wir uns nach dem Tagewerk und schalten vollständig ab, er mit Rücksicht auf mich, ich mit Rücksicht auf ihn. Das ist gesund für uns beide, und so haben wir es schrecklich gemütlich zusammen, und ich garantiere, daß es keine harmonischere Ehe gibt als unsere.“
    Die andern drei lauschten. Der Chefarzt lächelte zustimmend, Eivind und Toni aufmerksam und erstaunt. Es klang so vernünftig, was sie da sagte, diese hübsche und muntere kleine Frau mit dem warmen Glanz in den Augen.
    „Gut“, sagte Eivind Löngard, „dann probieren wir Ihre Theorie, gnädige Frau, und überlassen das Krankenhaus unseren beiden besseren Hälften.“
    Zum Krankenhaus war es einige Minuten zu gehen. Es war ein großer, schöner Bau, von einem kleinen Naturpark umgeben.
    Sie gingen beim Haupteingang hinein, und im gleichen Augenblick war Toni eingefangen von der „Krankenhausluft“, dieser undefinierbaren Mischung von Reingescheuertsein, von Äther und frischgebügelten weißen Kitteln, von antiseptischer Seife und Desinfektion, diesem schwachen Duft, der trotz gründlichem Lüften und erstklassigem Ventilationssystem immer an den Wänden, den Möbeln und Menschen in einem Krankenhaus hängenbleibt. Es ist mehr eine Ahnung als ein Geruch, ein undefinierbares Etwas, das auf den medizinisch Interessierten wirkt wie Sägemehlgeruch auf ein Zirkuspferd oder Schminkegeruch und Garderobenstaub auf einen alten Schauspieler.
    Toni bekam einen weißen Kittel geliehen, und dann begann die Wanderung durch dieses moderne Krankenhausparadies, mit all den Erleichterungen und Hilfsmitteln, die moderne Erfindungen für kranke Menschen zur Verfügung stellen. Es gab Türen, die auf die Seite glitten durch einen leichten Druck auf einen Knopf. Hier gab es nicht einen einzigen großen Saal, die größten Zimmer waren vierbettig, und die meisten Zimmer für zwei Patienten. Es gab Betten zum Herunter- oder Aufklappen, Betten mit Schlaraffiamatratzen und solche, die wie Bahren auf lautlosen Gummirädern geschoben werden konnten. In den Gängen war in jeder Abteilung ein Briefkasten, in den die Patienten ihre Post einwerfen konnten. Es gab gemütliche, raffiniert ausgestattete Aufenthaltsräume, mit Büchern und Radio und mit den schönsten Blumen.
    „Ja“, lächelte der Chefarzt zu Tonis bewundernden Ausrufen. „Für Sie, die Sie sozusagen ein Seelenarzt sind, ist es wohl von besonderem Interesse, zu sehen, was wir für das geistige Wohlbefinden der Patienten tun. Daß sie sich hier wohl fühlen, ist sicher nicht das unwesentlichste. Sie liegen da und freuen sich darauf,
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