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Denk an unsere Liebe

Denk an unsere Liebe

Titel: Denk an unsere Liebe
Autoren: Berte Bratt
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mir einfach die Zeit. Ich muß das.“
    Eivind starrte mit offener Verwunderung in das kleine, ernsthafte Gesicht. Er sagte nichts, steckte nur das Buchpaket in seine Mappe.
    „Wo sollen wir essen, Toni? Im ,Grand’?“
    „Sehr gern.“
    Sie studierten zusammen die Speisekarte.
    „Hasenbraten, Toni. Was sagst du dazu?“
    „Ganz wunderbar, du! Das haben wir damals gegessen, als… “ Toni brach ab.
    Eivind nickte.
    „Und nachher gab es Birnenkompott. Vielleicht haben sie es heute auch, selbst wenn es nicht auf der Karte steht.“
    Sie zündeten eine Zigarette an, während sie auf das Essen warteten, und sie rauchten schweigend.
    „Du, Toni, es ist so nett, neben dir zu sitzen, und so verdammt behaglich.“
    „Das finde ich auch.“
    Dann schwiegen sie wieder, und der Kellner brachte den Hasenbraten. Toni sagte „nein, danke!“ zu einer zweiten Portion.
    „Aber du mußt doch essen, Mädchen. Du bist schrecklich dünn geworden.“
    „Ach, sag du es nicht auch noch. Alle quengeln, weil ich so dünn geworden bin, und außerdem sehe ich so alt und häßlich aus.“
    Es war etwas in ihrem Tonfall, das Eivind eine unbändige Lust eingab, sie dicht an sich zu ziehen und das magere Gesicht zu küssen und die kleinen Fältchen, die die Sorgen der letzten Monate in ihre Augenwinkel eingegraben hatten.
    „Iß noch ein wenig, Toni, um mir Freude zu machen.“
    Sie lächelte, und ihre Augen wurden mit einem Male blank.
    „Also gut. Gib mir noch ein kleines Stück.“
    „Schmeckt es vielleicht nicht gut?“
    „Wunderbar.“
    Wieder schwiegen sie.
    „Du, Eivind, ich wollte eigentlich ernsthaft mit dir reden.“
    „Wegen der Scheidung vermutlich?“
    „Ja, so wie es jetzt ist, geht es ja nicht auf die Dauer.“
    „Nein, darin hast du recht. Aber gerade hier…“
    „Nein, hier nicht. – Aber, wann hast du Zeit?“
    „Wann du willst. Hast du heute nachmittag viel zu tun?“
    „Keine Spur. Und du?“
    „Nichts Besonderes.“
    „Du… könntest dir wohl nicht denken, mich zum Kaffee einzuladen? Daheim?… Ich meine… bei dir daheim?“
    „Schrecklich gern, Toni. Ich habe auch einen Schluck Likör, aber leider sind keine Kuchen im Haus.“
    Es war, als ob ein großes Licht in Toni angezündet würde. Er hatte keine Kuchen im Haus… keine Kuchen im Haus!! War denn niemand, der kam und aufpaßte, daß die Kuchenbüchse gefüllt war? Keine Kuchen im Haus… es war das Beste, was er ihr überhaupt sagen konnte.
    „Wir nehmen ein Taxi“, sagte Eivind. „Heute ist nicht der Tag zum Sparen.“
    Und dann war es Toni, die in die Küche ging und Kaffee machte, während Eivind den Kamin anzündete.
    Er mußte in den Keller, um Holz zu holen. Als er heraufkam, stand Toni da und blätterte in einem Buch, das auf dem Lesetisch lag.
    „Du hast die ,Straße der Ölsardinen’ gelesen, Eivind?“
    „Mehrere Male. Es ist glänzend. Findest du nicht?“
    „So, du liebst es also auch?“
    „Und ob ich das tue. Ach, lieber Gott, dieser Frankie, der vor Verzweiflung auf dem Kopf in der Holzwolle steht und alle Mädchen von Dora…“
    „Und Doc mit seiner Kirchenmusik…“
    „Und das Fröschefangen, du!“
    „Wie lustig, daß du dafür Sinn hast – diese derbe Art von Steinbeck! Hast du mehr von ihm gelesen?“
    „Praktisch gesprochen, alles.“
    Eivind starrte sie wieder an. Es war etwas ganz Neues über Toni gekommen. Etwas Ruhigeres, Gedämpfteres – und etwas Wärmeres.
    „Du hast dich verändert, Toni! Sag mal, wie geht es mit deiner Arbeit? Viel zu tun?“
    „Ja, eigentlich so viel, daß ich einen ganzen Teil ausschalten mußte. Auch mit der Arbeit an den Nachmittagen und Sonntagen ist jetzt Schluß.“
    „Im Ernst?“
    „Ja, das mußte endlich sein, verstehst du! – Und, Eivind, weil wir davon sprechen; ich will dir gern sagen, daß ich dich jetzt verstehe – und erst jetzt, wo ich ganz klar sehe, begreife ich, wie sehr ich deine Geduld in Anspruch genommen habe.“
    „Aber, Toni…“
    „Nein, laß mich ausreden, Eivind. Denn es ist etwas, das ich dir sagen muß, und du mußt mich nicht unterbrechen. Jetzt habe ich Gelegenheit, es zu sagen, und ich habe keine Ruhe, ehe ich es nicht losgeworden bin. – Ich verstehe nun, wie arg es für dich gewesen ist, mit allem so allein zu sein. - Wenn dich etwas fesselte und interessierte, fandest du keinen Widerhall bei mir, es war, als ob man zu einer Wand hinspräche. Du hattest deine Musik und deine anderen Interessen, und ich parierte mit Krankenhauspalaver.
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