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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Mit Erfolg, wie man im Dorf munkelte. Das rief natürlich Neider auf den Plan. So hatte ich in der Kirche oder bei Dorffesten gehört, dass Günter neuerdings die Nase gen Himmel streckte und auf seine popeligen Nachbarn herabschaute. Konnte ich noch nicht beurteilen. Bisher hatte er sich mir als wortkarger Landwirt mit ausgeprägtem Geschäftssinn präsentiert.
    Ich kannte Günter, Spitzname »Bär«, bereits aus der Kirche, wo ich ab und an die Tasten der maroden Orgel malträtierte. Eigentlich gehörte er zur Merfelder Gemeinde St. Antonius, aber als Geschäftsmann ließ er sich auch in Buldern und allen anderen Dülmener Gemeinden blicken. Den Spitznamen »Bär« besaß er seit der Jugend wegen seines nicht gerade knabenhaften Körperbaus.
    Das erst mal zu Rexforth. Bär weilte bis zum frühen Nachmittag auf einer Agrarkonferenz in Münster, sodass ich meine Mittagspause ausdehnte und mir noch einen türkischen Mokka gönnte.
    Zurück auf dem Hagenhof, erwartete mich Günter im Wohn-/Esszimmer des Haupthauses, das rustikal gemütlich eingerichtet war. Vorhänge mit naiven Bauernmalereien, ebensolche auf Tapete und Tür. Ein Eichentisch mit zwölf Sitzgelegenheiten und vor dem Kamin die Ledergarnitur. Bequem, solange man nicht drin sitzen musste.
    Neben Günter, der in einen grauen Arbeitsanzug mit Tierexkrementen gekleidet war, thronte seine Gattin Emily, die mit ihren fünfunddreißig Lenzen knappe zwanzig Jahre jünger als der Großbauer war und nicht so recht zum zünftigen Ambiente passte. Mit ihren offensiv zur Schau getragenen Reizen hatte sie durchaus das Zeug zum Z-Promi Marke Verena Kern. Heute steckten ihre langen Beine in einer dunkelgrauen Röhrenjeans, und der Bereich zwischen Hosenbund und Kinn wurde von einem knallengen kurzärmeligen Rollkragenpulli umhüllt. Die Haare strahlten blond und die Augen leuchteten blau, wie es sich für eine Frau gehörte, die als modisches Accessoire an Günters Seite die dörfliche Tristesse verschönerte und sein Portemonnaie erleichterte. Dies war zumindest meine Theorie nach zwei Wochen Hagenhof.
    Für die Vermietung der Ferienwohnungen war ihre Anwesenheit bestimmt nicht von Nachteil, denn ich war sicher, dass die Hälfte der männlichen Gäste bei Günni gebucht hatte, um Emily beim Blumengießen und/oder Reiten zuzugucken. Schließlich lächelte Emilys Gesicht von jeder Seite des Hagenhof-Internetauftritts. Aber vielleicht irrte ich mich auch, und die beiden waren verliebter als Romeo und Julia.
    »Und, wie iss?« Günter wählte die westfälische Gesprächseröffnung, wobei er nervös an einem Zuckerstreuer herumfummelte.
    »Muss«, entgegnete ich, die Etikette wahrend.
    »Hast du schon was rausgefunden?« Emily schlug züchtig ihre Beine übereinander.
    »Noch mal zur Klarstellung: Ich bin als Buchhalter angestellt, nicht als Privatdetektiv. Trotzdem versuche ich, euch zu helfen.«
    »Weil wir so sympathisch sind.« Emily ließ im Unklaren, ob es sich um eine Frage oder Aussage handelte.
    »Exakt. Lasst uns loslegen.« Ich wechselte in den Befragungsmodus. »Hast du Feinde, Günter?«
    »Nein!«, antworteten beide unisono.
    »Kein Ärger mit dem Personal? Mit der Familie? Verprellte
    Gäste?«
    »Fehlanzeige«, knurrte Günter. »Ich weiß nicht, ob du meine drei Kinder aus erster Ehe schon kennengelernt hast. Mein Ältester, Johannes, wird den Hof übernehmen, der Junge muss aber noch einiges lernen. Er ist ein Arbeitstier, ganz nach meinem Geschmack. Mit ihm verstehe ich mich blind.« Schöne heile Welt, wer’s glaubte.
    »Dann kommt mein Sonnenschein Lisa. Sie ist eine Seele von Mensch, immer hilfsbereit, sozial sehr engagiert.«
    »Mit ihr habe ich bereits ein bisschen geplaudert, als ich Papier für den Drucker gesucht habe«, warf ich ein. »Sie ist mit einem Holländer lüert, Adri Hues, nicht wahr, und studiert in Münster?«
    »Geschichtskram. Wenn du mich fragst, braucht das kein Mensch. Aber wenn es sie selig macht, verstaubte Bücher zu entziffern... Adri hat als Maurer für die Firma gearbeitet, die unsere Ferienwohnungen hochgezogen hat. Es war Liebe auf den ersten Blick. Für mich hieß das, dass ich das größte der Appartements gleich an die beiden vermieten konnte. Übrigens, die Kaninchen gehören Adri. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, der erfolgreichste Karnickelzüchter des Münsterlands zu werden. Das mit George ist natürlich ein schwerer Schlag.«
    »Der Hase macht mir im Moment die geringsten Sorgen«, warf Emily ein und schnappte
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