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Den letzten beißt das Schwein

Den letzten beißt das Schwein

Titel: Den letzten beißt das Schwein
Autoren: Martin Springenberg/Michael Bresser
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Kaninchenkillers aufzunehmen. Am 26. Februar diesen Jahres wurde der preisgekrönte Karnickelbock Rudi getötet, das konnte ich dem Archiv des Dülmener Kuriers entnehmen. Der Besitzer, ein gewisser Alfons Pohlbeck aus Senden, sei entsetzt gewesen über die abscheuliche Tat.
    Ich ermittelte die Telefonnummer über das Örtliche und vereinbarte zehn Wimpernschläge später ein Treffen mit Alfons für morgen um sieben. Der frühe Vogel fängt den Wurm.
    Schicht für heute. Ich sattelte den Blechesel und strampelte zurück.
    Just als ich es mir auf der Couch bequem gemacht hatte, flog die Tür auf, und Isolde stand mit einer Flasche Schampus vor mir. »Hallo, mein Schatz. Sei so lieb und hol zwei Gläser.«
    »Was gibt’s denn zu feiern?«
    Ich durchwühlte den Wohnzimmerschrank nach den passenden Gefäßen. Seitdem meine Mutter hier das Regiment übernommen hatte, war nichts mehr an seinem angestammten Platz. Sie hatte gleich zu Beginn des Familien-Revivals unmissverständlich erklärt, dass mein Kotten einen völlig inakzeptablen Standard bot. Auch der importierte Nippes steigerte ihre Lebensfreude in meinen Hallen nur marginal. Daher schritt sie in ihren freien Stunden — und derer gab es viele — mit dem Buch »Feng Shui gegen tödliche Energien« meine Behausung ab und räumte meine Einrichtungsgegenstände von rechts nach links, von oben nach unten und wieder zurück. Angeblich war diese Philosophie in Frankfurt der neueste Schrei, und jede depressive Hausfrau in der Mainmetropole beriet sich nicht mehr mit ihrem Psychodoc, sondern mit dem Feng-Shui-Berater. Wahre Wunderknaben, gegen deren Taten Jesus’ Spaziergang über den See Genezareth zur Kirmesattraktion verblasste.
    Solange sie nichts entfernte, sollte sie ihren Spaß haben. Die Zeitspanne unseres Zusammenlebens war Gott sei Dank begrenzt. Daher begegnete ich ihrem Aktionismus mit Gleichmut.
    »Nur zur Info: Was machen die Sektkelche zwischen meiner Kleidung?«
    »Die Anordnung in deinem Geschirrschrank stört den Kreis der Elemente. Da in deiner Wohnung definitiv zu viel Ying vorherrscht, musste ich Yang stärken. Fühlst du dich besser? Spür mal tief in dich rein.«
    Tat ich als gehorsamer Sohn.
    »Ich fühle mich müde. Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen?«
    »Miserabel. Yang steht zwar fürs Weibliche, Empfangende. Du solltest dich frisch und ausgeglichen fühlen. Da muss ich was umarrangieren. Aber das hat Zeit bis morgen.«
    »Jetzt klär deinen Sohn mal auf. Was gibt es zu feiern?« Ich füllte das Prickelwasser in die Gläser.
    »Ich habe einen Mann kennengelernt.«
    »Noch toller als die zweitausend Vorgänger?« Das konnte ich mir nicht verkneifen.
    »So spricht man nicht mit seiner Mutter. Außerdem könnte es dieses Mal was Ernstes sein.«
    »Ja dann, herzlichen Glückwunsch!« Ich prostete der Frischverliebten zu. »Wer ist denn der Glückliche?«
    »Ein richtiger Kommissar.«
    »Aha.«
    »Aus Dülmen.«
    »Interessant.«
    »Seine Frau ist vor einem halben Jahr gestorben.«
    Nein!!!!

Die Maske des Zorro

    »Vielleicht kennst du ihn ja sogar aus deiner Detektivzeit.«
    Oh ja. Noch bevor sie den Namen aussprechen konnte, hatte ich den Sektkelch geleert, nachgeschenkt und erneut geleert.
    »Ludger Reichert.«
    Ludger Reichert, mein Erzfeind. Wir waren in den wenigen Jahren häufiger aneinandergerasselt als Pamela Anderson mit Kid Rock und Tommy Lee zusammen. Wir mieden uns wie der Teufel das Weihwasser, aber aus beruflichen Gründen liefen wir uns natürlich immer wieder über den Weg.
    »Du bist blass geworden, kennst du ihn etwa?« Isolde versuchte, einen besorgten Ausdruck aufs Gesicht zu zaubern, was aber misslang.
    »Nur flüchtig. Habt ihr über mich gesprochen?«
    »Nein, sollten wir?«
    Umso besser. Mutter hatte nach der Scheidung wieder ihren Mädchennamen angenommen. Damals hatte ich zwar nicht verstanden, warum sie den wunderschönen Nachnamen meines Vaters freiwillig gegen Krummhölzl eingetauscht hatte, aber jetzt zahlte es sich aus: Reichert schien nicht zu wissen, wessen Mama er da schöne Augen machte. Noch nicht.
    »Schon gut. Komm, wir nehmen noch einen Schluck.«
    Der Rest des Abends bestand aus harmlosem Geplänkel und der Vernichtung einer weiteren Flasche Blubberwasser. Dann ging es ab in die Federn.
    Der Sperberweg 16 in Senden war schnell gefunden, und Punkt sieben am nächsten Morgen presste ich meinen Daumen auf Pohlbecks Klingel.
    Nachdem die Tür sich geöffnet hatte, schaute ich zunächst ins Leere
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